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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Verletzungen sind uns bekannt, der Winkel, die ganze Art.«
    »Der Winkel?«
    Kajsa Lagergren hob den Blick.
    »Der Schlag erfolgte etwa aus gleicher Höhe. Wir haben herausgefunden, dass es sich um denselben Täter handeln könnte und dass er oder sie etwa einsachtzig groß ist.«
    »Wie etwa neunzig Prozent der schwedischen Bevölkerung.«
    »Ja, vielleicht Ard und Kajsa ausgenommen. Du bist doch einssiebzig oder so?«
    Sie antwortete nicht, betrachtete die Bilder, die sich durch die unheimliche Wiederholung immer ähnlicher wurden. Die Gesichter wurden austauschbar mit allen Verletzungen und Löchern. War das die Absicht des Mörders?
    Ove Boursé fuhr fort:
    »Wie bei den anderen beiden Fällen war es auch diesmal nicht schwer, die Identität festzustellen. Das Opfer hatte alle Papiere bei sich. Alles stimmte.«
    »Und?«
    Kajsa Lagergren spielte auf das an, was alle schon wussten, wofür sie aber eine Bestätigung brauchten.
    »Nein. So ist es diesmal nicht. Vermutlich werden sich euch deswegen jetzt erst recht alle Härchen aufrichten, außer bei Sten. Nein, Bengt Arvidsson stammt nicht aus derselben kleinen Stadt wie die beiden anderen, die wahrscheinlich demselben Mörder begegnet sind. Wir haben noch keinen anderen Zusammenhang festgestellt. Na ja, es ist early days. «
    »Aber die Ähnlichkeiten des Verbrechens selber sind groß.« Sten Ard erhob sich und strich sich mit einem Blick auf Boursé über die Glatze. »Und wir geben noch keine Hypothesen heraus.«
    »Eine Botschaft.«
    Kajsa Lagergren sprach mit sich selbst, leise.
    »Kajsa?«
    »Mitten in dieser Raserei ist eine Botschaft, eine Mitteilung an die Welt enthalten, wie wir ja schon vorher vermutet haben. Wir müssen sie entschlüsseln. Dort finden wir die Antwort darauf, ob es sich hier um einen Racheakt handelt oder etwas ganz anderes.«
    Boursé nickte.
    »Wir werden alle Ähnlichkeiten überprüfen und es muss schnell gehen.«
    »Ja. Gott sei Dank leben wir im Computerzeitalter.«
    »Und wir müssen mit größerem Druck arbeiten.«
    »Mit größerem Druck.«
    Boursé wandte sich an Sten Ard.
    »Apropos Presse, was machen wir mit unseren Freunden, den Journalisten?«
    »Wie – machen?«
    Ards Stimme klang gereizt, er sah sich schon von den starken Scheinwerfern angestrahlt, die die Leute vom Fernsehen mit sich rumschleppten. Er sah den Schweiß auf seiner eigenen Stirn.
    »Was wollen wir sagen?«
    »Du meinst, was ich sagen soll.«
    »Ja.«
    »Eine Linie ist schon vorbestimmt. Die Leute haben ein gewisses Bewusstsein. Mit anderen Worten: Sie hatten schon vorher Angst, aber jetzt kriegen sie vielleicht richtig Schiss.«
    »Gefasst und ruhig also.«
    »Ja. Die Botschaften, von denen Kajsa sprach, behalten wir für uns.«
    »Wie lange?«
    »So lange es geht, was vermutlich nicht sehr lange sein wird, da die Gerichtsreporter Informationen liefern müssen und hier drinnen immer extra Druck machen.«
    »Hier drinnen?«
    Calle Babington hatte etwas gesagt.
    Ard bewegte den Kopf vorsichtig von einer Seite zur anderen.
    »Nicht in diesem Raum, das hoffe ich bei Gott. Aber es gibt andere Geister in unserem Gestrüpp, vielleicht übereifrige Spurensucher oder Fotografen. Oder Krankenwagenfahrer, Obduzenten, Ärzte, Gerichtsmediziner. Die haben sogar den Titel mit den Reportern gemeinsam.«

11
    Jonathan Wide war eine Runde durchs Viertel gewandert, hatte fünf Minuten einem Match auf dem Karl Johanstorg zugeschaut, der kein Marktplatz war, sondern ein Schotterplatz, auf dem zweiundzwanzig Männer sich konzentriert dem Spiel in der verspäteten Division VIII der Göteborgliga hingaben. Wide sah das Engagement in den Gesichtern der Männer: alles, was nicht wichtig war, hintangestellt, jedenfalls für den Moment. Den Ball verfolgen, ihn um jeden Preis verteidigen. Sich dem Feind in den Weg stellen, sich das Recht nehmen, gegen die Obrigkeit zu protestieren. Der Schiedsrichter urteilt, wie er will, aber im Kopf steht alles still, dachte Wide und sah sich selbst bei der Fußballmannschaft der Polizei: Die Haare standen ihm zu Berge, wild starrende Augen auf den inkompetenten Schiedsrichter, verletzte Gegenspieler in seinem Weg, in die ungepflegten »Schützengräben« der Schotterplätze gefallen. Wide ließ nicht gern jemanden an sich vorbei, verstand nie, warum seine Rempeleien immer zu einer Verwarnung führten, manchmal zum Platzverweis. Er wollte doch nur den Ball haben.
    Er ging weg, die Såggatan in südlicher Richtung, nach Hause, und als er sich im

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