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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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arbeiten muss.«
     
    Bengt Arvidsson war seinem Tod im Svaleboskogen begegnet. Jonathan Wide und Sten Ard standen dort, wo das Wäldchen an einem Feld endete.
    »Svalebo. Sozusagen mitten zwischen den Häusern. Diese Abgebrühtheit jagt mir wirklich einen Schrecken ein.«
    Jonathan Wide schaute zum Västra Kyrkogård, zur Högsbohöjd, und nahm ein Stück Meer dahinter wahr. In der Luft lag eine Ruhe, die von den stillen Gräbern dort unten auszugehen schien, wo Göteborger in die Erde zurückgekehrt waren.
    Der Mann, den sie hier oben gefunden hatten, war am falschen Platz gelandet. Dort unten sollte er liegen, unter einem Stein, in den seine Lebensjahre für die Augen der Welt gemeißelt waren. Wer würde sich über den Stein beugen und die Daten lesen und sich in Trauer versenken? Sie wussten es nicht, sie hatten keine Angehörigen von Bengt Arvidsson gefunden. Er hatte allein gelebt. Seine Eltern waren tot, so viel hatten sie herausgefunden. Keine Geschwister.
    »Oder Wahnsinn.«
    »Was?«
    Sten Ard wischte sich ein paar Wassertropfen vom Mantelärmel.
    »Abgebrühtheit oder Wahnsinn oder eine Kombination aus beidem. Wir haben es mit einem Mann zu tun, der Pläne verfolgt, sich aber in dem Moment, wo er sie ausgeführt hat, um nichts mehr kümmert.«
    »Ein Mann. Ein einziger.«
    »Das glaube ich.«
    Sie schauten zur Absperrung hinüber, die Farben der Bänder standen in brutalem Kontrast zur vermodernden Natur, der Stille. Zwischen den Zweigen sah Wide die kleinen Villen dahinter. Wie nah sie waren.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Wieder ein Hund. Bald müssen wir Hunde wohl auf unsere Gehaltsliste setzen.«
    »Nichts, was sich von den vorherigen Morden unterscheidet?«
    »Nicht im weiteren Sinne. Die Verletzungen, die Todesursache. Die Decke.«
    »Da haben wir den verdammten Zusammenhang. Noch keine Analyse der Faser?«
    »Nein. Und was die Herkunft der Decke angeht, ist es ganz unmöglich, eine Suche zu organisieren. Wenn wir nichts in oder an ihr finden.«
    »Massenproduktion.«
    »Ja.«
    »Aber er muss irgendwie Zugang zu dieser Art Decken haben.«
    »Oder er hat früher Zugang dazu gehabt.«
    »Es muss doch Arbeitsplätze in der Stadt geben, wo es mehr Decken gibt als andernorts.«
    Sten Ard antwortete nicht, er drehte den Hals von einer Seite zur anderen.
    »Was hast du?«
    »Genickstarre. Es ist wahrscheinlich das Wetter.«
    »Dann hast du allerdings eine lange Zeit Genickstarre vor dir.«
    »Vielen Dank.«
    Jonathan Wide spürte die Feuchtigkeit durch seine Schuhe; er hatte die Boots gegen kräftigere Lederstiefel eingetauscht, aber das half nichts. Er musste sich in Acht nehmen: Er diskutierte Ermittlungsdetails mit Ard. Das wollte er nicht, das heißt, eigentlich wollte er sehr gern, aber es war vorbei.
    »Seine Opfer in Decken einzuwickeln, die Decken zum Tatort mitzuschleppen, darin muss doch eine Art Symbol enthalten sein!«
    »Etwas Religiöses.«
    »Da bin ich nicht so sicher. Aber es ist ein Ritual, es scheint ein Ritual zu sein.«
    »Vielleicht.«
    »Gar nicht so ungewöhnlich.«
    »Irgendein Sinn muss doch darin stecken.«
    Wide sah einen gelb gekleideten Radfahrer über den Friedhof fahren. Er folgte dem gelben Fleck in westlicher Richtung, die Högsbohöjd hinauf. Es war wie ein Wollknäuel oder eine Kugel und die einzige lebendige Farbe in Wides Gesichtsfeld.
    »Vielleicht wollte er, dass sie nicht frieren müssen in der Hölle.«
    »Im Himmel. In der Hölle braucht man keine Decken.«
    »Ich glaube nicht, dass er der Meinung war, die Opfer kämen in den Himmel. Er hat sie hinunter ins Inferno geschickt.«
    »Dante.«
    »Ja.«
    »Corytus.«
    »Ja.«
    »Aber wenn er sie so sehr gehasst hat – warum dann diese Fürsorge? Und alles schon im Voraus geplant.«
    »Das ist eine gute Frage. Sie wird deine Ermittlungen etwas komplizierter gestalten, oder?«
    Ard antwortete nicht. Er streckte den Handrücken aus und stellte fest, dass es nicht mehr regnete. Jetzt wurde Feuchtigkeit vom Meer herangetragen, aber in schwächeren Böen. Er fröstelte, hätte einen Pullover anziehen sollen. Auf dem Weg hierher und während sie hier standen, war es kälter geworden. So war es in dieser Stadt: morgens mild und lind, gegen Mittag kalt und rau. Oder umgekehrt.
    Sie gingen zurück, spannten die Wadenmuskeln an auf dem steilen Abhang hinunter zu den kleinen Reihenhäusern in der Fågelfängaregatan.
    Wide spürte, dass sein Puls schneller ging.
    »Ich glaube, ich hab ein paar Namen. Und Gesichter.«
    »Wovon

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