Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
waren mit Laufzetteln, einigen Plakaten, Memos und einer Gesichtsmaske, die vielleicht aus Bali stammte.
    »Hast du was gefunden, über Melinder?«
    Sjögren stieß den Rauch aus, trommelte mit der linken Hand auf die Tastatur, zog wieder Rauch ein, blies ihn aus.
    »Nachdem ich jetzt, hinterher, die Bilder von ihm gesehen habe … also Melinder in erwachsenem, lebendigem Zustand, bilde ich mir ein, dass ich ihn ein- oder zweimal in der Stadt gesehen habe. Nicht, dass wir einander erkannt hätten, aber jetzt im Nachhinein denke ich, er könnte es gewesen sein.«
    »Und?«
    »Das bedeutet nichts, ist nur eine Feststellung.«
    Jonathan Wide dachte an ein anderes Gesicht, jenes, das er immer noch vor seinem inneren Auge hatte. Diesen Zügen war er in jüngerer Form begegnet, in einem anderen Umfeld. Er hatte wieder von diesem Gesicht geträumt. Würde er es noch einmal sehen? Die Stadt war nicht groß.
    Er hörte Peter Sjögrens Stimme durch den Qualm:
    »… eigentlich eine ziemlich anonyme Clique.«
    Wide nahm Zuflucht zu dem einzigen Ausweg, den man wählte, wenn einem entgangen war, was jemand gesagt hatte.
    »Anonym?«
    »Ja, Melinders Clique, oder wie man die nun nennen soll, war sozusagen anonym. Die liefen nicht offen in der Stadt herum und gaben den Leuten eins aufs Maul, die schienen ihnen aufzulauern und vermöbelten sie im Geheimen.«
    »Glaubst du, sie waren ein wirklicher Schrecken?«
    »Für manche waren sie das wohl.«
    Die Tür hinter Wide wurde geöffnet, ein Kopf tauchte auf, jemand sagte »Entschuldigung«, als er Wide sah, und der Kopf verschwand wieder.
    »Wie geht’s mit deiner Reportage?«
    »Ist noch nichts draus geworden. Ich wollte mich erst ein bisschen telefonisch umhören, aber dafür hatte ich noch keine Zeit.«
    »Hat das Thema nicht Priorität bei der Zeitung?«
    »Schon, aber nicht bei mir. Die Gerichtsreporter beschäftigen sich ja mit der Sache.«
    »Dein Hintergrundwissen müsste doch interessant sein.«
    »Für die Redaktionsleitung? Das sag denen mal. Manchmal scheinen die ungefähr wie ein englischer Fußballcoach zu denken und zu planen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Kein Gedanke, keine Planung.«
    Wide sah das Ullivematch im scharfen Rückblick, uh, uh, uh, uh, uh. Kein Gedanke dort auf den Tribünen? Vermutlich eher das Gegenteil: sehr fertige Gedanken aus dem inneren Kern und eine sorgfältige Planung.
    Sjögren nahm ein Kuvert und reichte es Wide.
    »Hier hab ich was für dich.«
    Wide öffnete den Umschlag. Bilder, noch mehr Bilder.
    »Das sind Passbilder von Melinder und Torstensson und diesem Arvidsson, dem Letzten.«
    »Ja.«
    »Werden in einer Reihe in der Zeitung veröffentlicht.«
    »Mit einem vierten leeren Viereck, einem Fragezeichen, vermute ich?«
    »Genau das hab ich bei der Morgenkonferenz vorgeschlagen.«
    Wide hatte noch kein Bild vom lebenden Arvidsson gesehen: Das Passbild war farbig, er hatte braune Haare und einen konzentrierten Gesichtsausdruck. Der Blick war abgewandt. Wide konnte ihn nicht auffangen. Bengt Arvidsson sah zögernd aus, als ob er über sein baldiges Schicksal nachgrübelte. Unter dem rechten Auge von Wide aus gesehen war ein Leberfleck, so groß wie eine Kirsche.
    »Danke.«
    »Du brauchst sie wohl nicht, bestimmt kriegst du Bilder von deinen ehemaligen Kollegen. Ich wollte sie selber sehen.«
    »Peter, ich muss dich was fragen. Als wir uns neulich unterhalten haben, hast du etwas über die Morde gesagt. ›Was für eine Nacharbeit‹, hast du gesagt. Wie hast du das gemeint?«
    »Hab ich das gesagt? ›Nacharbeit‹?«
    Wide erkannte den Trick, eine Frage zu wiederholen, wenn man Zeit gewinnen will.
    »Da muss ich wohl die Plackerei mit den Ermittlungen und so was gemeint haben.«
    »Nennst du das Nacharbeit?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich bin nur neugierig, ob du oder jemand anders bei der Zeitung Informationen bekommt, die sonst niemand bekommt.«
    »Worüber?«
    »Was mit diesen Mordopfern passiert ist.«
    »Was ist ihnen denn passiert?«
    »Du scheinst es zu wissen. Du weißt es.«
    »Was soll das, ist das ein Verhör?«
    Sjögrens Ton wurde schärfer, als ob jemand an den Tonbändern gezogen hätte.
    »Nun bleib mal ganz ruhig, ich werf dir doch kein Vergehen gegen Integrität oder so was vor.«
    Er war neugierig gewesen, hatte mit einem Lachen gerechnet oder einem Kommentar zu gewissen Lecks. Die Sache war heikler, als Wide gedacht hatte.
    Peter Sjögrens Gesicht hatte sich wieder geglättet.
    »Mensch, Wide, du weißt doch,

Weitere Kostenlose Bücher