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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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danach zu sagen.
    Es war ein Gefühl, als stiege er aus einem Fahrstuhl, der auf dem Weg in die Hölle angehalten hatte, als wäre er wieder aufwärts gefahren und ausgestiegen. So ein Gefühl hatte er jetzt, eine Weile war es so gewesen, aber die Gedanken waren nicht verschwunden. Die Ereignisse verschwanden nicht. Er war nicht mehr ruhig. Die Stimmen verschwanden nicht.
    » Wo ist er abgeblieben? «
    » Er ist da hinten um die Ecke abgehauen. «
    » Wir schleichen uns von zwei Seiten an. «
    » Wo ist er? «
    » Ich glaub, er ist über den Hof gegangen. «
    » Da! Da hinten am Wald! «
    » Mensch, lauft doch! «
    » Aua, Schei…, meine Jacke. «
    » Er ist schnell, dieser Mistkerl … Er läuft auf den Berg zu, den schafft er nicht. «
    » Diesmal entkommt er nicht. «
    » He, du. «
    » Jetzt haben wir dich. «
    » Guckt mal, hier, ich hab seine Jacke zerrissen. «
    » Was sagst du, blöde Hundeschnauze? «
    » Du widerlicher Stinkstiefel! «
    » Wir schlagen dich tot, du Ratte. «
    » Komm doch her, du Pissnelke. «
    » Der Busch da hilft dir überhaupt nichts. «
    » Versuch ni… «
    » Er versucht zu türmen. Haltet ihn! «
    » Du Schei…, er hat mich geschlagen! «
    » Dir werden wir’s zeigen … Uns schlagen, wie? «
    » Du feige Sau! «
    » Er tritt! «
    » Gib ihm eins in die Eier. Wie letztes Mal! «
    » Da, schmeck mal, du Arschloch. «
    » Er weint. «
    » Wie der rotzt! «
    » Ekelhaft, du Saftarsch. «
    » So, das kriegst du wieder. «
    » Reib ihn fester ein! «
    » Haltet ihn mal da fest. «
    » Jetzt komm mit. «
    » Wir bringen ihn in die Höhle. «
    » Ist niemand da? «
    » Ulla, guck mal nach. «
    » Leg dich hin, du Arsch. «
    » Hast du Tannennadeln in die Visage gekriegt? «
    » Die Höhle ist leer. «
    » Wir bringen ihn hin. Steh auf, du alter Pisser. «
    » Er kann selber gehen. «
    » Geh! «
    » Er soll sich bücken. «
    » Mach zu. «
    » Reicht das? «
    » Mach ganz dicht. «
    » Hat jemand eine Taschenlampe? «
    » Ich … Hier ist sie. «
    » Was ist das denn? «
    » Das Messer, das siehst du doch. «
    » Willst du … «
    » Das haben wir doch so abgemacht. «
    » Aber jetzt … «
    » Wir haben lange genug darüber geredet. «
    » Zieh ihn aus. «
    » Ich nicht. «
    » Ulla! Zieh ihm die Hose runter. «
    » Halt ihn verdammt noch mal fest! «
    » Zieh ihn endlich aus! «
    » Scheiße, wie der brüllt. «
    » Jetzt kriegst dus, du Sau. «
    » Da! Da! Da! «
    » Scheiße. Auf der Jacke ist Blut. «
    » Reib’s ihm rein. «
    » Jetzt rein mit ihm. «
    » Bah, was für dreckige Unterhosen. «
    » Hast du dir in die Hose geschissen, du Sau? «
    » Äh – bah! «
    » Wo ist das Messer? Wo ist das Messer, hab ich gefragt? «
    » Du hergelaufener Zigeuner! «
     
    In jedem Viertel schien es mehr als ein Dutzend zu geben, lauter kleine Läden, die die unmittelbaren Bedürfnisse der Menschen bedienten: Getränke, Süßigkeiten, Chips, Zeitungen, Illustrierte und Pornohefte, die, wie sie irgendwo gelesen hatte, in England »skinmagazines« genannt wurden. Illustrierte, die nicht offen als Pornohefte daherkamen, erst wenn man sie aufschlug, was aber selten eine Überraschung für denjenigen war, der sie kaufte.
    Skinheads. Skinmagazines. Kajsa Lagergren war einen und einen halben Tag durch Teile des westlichen Göteborg gefahren und gewandert, von Långedrag und Fiskebäck nach Påvelund, Hagen, Grimmered. Aber die Tante-Emma-Läden häuften sich vor allem in den Stadtteilen der Mietskasernen, Kungladugård, Majorna, bis zu den alten dreistöckigen Holzhäusern, die auf Steinfundamenten errichtet waren. Diese Art Häuser gab es nur in dieser Stadt und in dieser Konzentration. Wegen Brandgefahr waren nur zweistöckige Holzhäuser erlaubt gewesen, wenn sie sich richtig erinnerte; man hatte die Bestimmungen umgangen, indem man die beiden Stockwerke aus Holz auf einem Erdgeschoss aus Stein errichtete. Darin steckt auch ein bisschen Göteborger Humor, dachte sie. Die Häuser waren Teil des Kulturerbes geworden und in diesem Stadtteil herrschte fast eine Stimmung wie in den fünfziger Jahren. Hier hielten sich immer noch viele Fisch- und Gemüseläden, Fleischerläden, Schuhmacher, Fahrradwerkstätten, Hutgeschäfte für Damen, Herrenausstatter für jene, die nicht nach der Mode schielten.
    In diesem Teil von Göteborg herrschte eine freundliche Familiarität, aber auch das Gegenteil davon. Der Stadtteil hatte traditionell immer eine Art Freistaat für die Unglücksraben der Gesellschaft

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