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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dass wir nicht sagen, wie oder von wem. Wie würde das denn aussehen? Über verstümmelte Mordopfer redet die Polizei doch nicht auf Pressekonferenzen.«
    Wer redete dann darüber? Wenn Wide noch Kommissar gewesen wäre, wäre er wütend geworden. Jetzt war er nur erstaunt. Mehr als das. Er wollte es nicht zeigen. Sjögren hatte von der »Plackerei mit den Ermittlungen gesprochen«, als eine Art Erklärung.
    »Nein. Es geht mich nichts an. Ich weiß nicht mal, ob ich irgendwas damit erreiche. Hättest du mich nicht gebeten zu kommen, hätte ich meine Zeit mit was anderem verbracht.«
    »Wenn du es sagst.«
    Sie betraten den hellen Korridor und folgten dem Umlauf hoch über dem Boden des Lichthofs vor dem Entree. Wide fühlte sich nicht wohl in Höhen, hielt sich nah der Glaswände, hinter denen sich die riesige Redaktionslandschaft befand. Sie warteten auf den Fahrstuhl.
    Peter Sjögren lehnte sich gegen das Geländer, sah Wide an und dann nach unten.
    »Sonderbare Konstruktion. Vielleicht als Ermunterung zu einem natürlichen Abgang gedacht. Komisch, dass noch niemand runtergesprungen ist.«
     
    In der Luft lag etwas wie Stahl, als Wide in die Natur der Stadt zurückkehrte. Er nahm es wahr wie eine dünne Schicht hinter den Ausdünstungen des Verkehrs. Er ging ins Bahnhofscafé, das nach seinem Umbau wie ein Café in Mailand wirkte. Oder vielleicht in Budapest. Ihm gefiel es, eine helle Geste in die Zukunft gerichtet, eine freundliche Geste für Reisende oder Heimkehrer, die zu etwas Schönem zurückkehrten. Oder für einen, der auf jemanden wartete, der zurückkehrte.
    Am dritten Tisch von der Tür aus gesehen wartete Sten Ard. Nicht schön, aber gut.
    Diese Treffen in Lokalen, das wird bald zu viel, dachte Wide und ging auf Ard zu. Die Treffen mit ihm hatten sich summiert wie schon lange nicht mehr, aber diesmal hatte er selbst darum gebeten.
    »Bist du schon in Västerås gewesen? Jönköping?«
    »Nein. War es das, was du wissen wolltest?«
    Wide nahm Platz, lehnte Ards Einladung, etwas zu trinken oder zu essen, ab, erhob sich, zog die Jacke aus, hängte sie über den Stuhlrücken und setzte sich wieder.
    »Ihr habt also noch keine Verbindung zwischen Melinder, Torstensson und Arvidsson gefunden?«
    »Jedenfalls haben sie nicht zusammengearbeitet. Die drei sind auch nicht am selben Ort aufgewachsen. So viel wissen wir jetzt. Soweit wir im Augenblick sehen können, auch keine gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Keine gemeinsamen Clubs.«
    »Fremde, als Gruppe betrachtet.«
    »Ja. Und am Ende ohne ihre Mitwirkung zusammengeführt worden.«
    »Die Militärzeit?«
    »Nein. Melinder war bei der 112 in Eksjö, Arvidsson war befreit.«
    »Warum?«
    »Irgendwas mit dem Rücken.«
    Wide schwieg, Ard wartete. Drei Mädchen kamen herein, sie schleppten ellenlange Futterale, in denen Skier stecken mussten. War es dafür nicht noch zu früh? Gab es in erreichbarer Entfernung schon Schnee? Sie setzten sich einige Tische entfernt hin. Ard versuchte zu verstehen, wovon sie redeten, um ihr Ziel zu erfahren, aber die Espressomaschine hinterm Tresen nahe dem Tisch, an dem er und Wide saßen, machte zu viel Lärm.
    »Jonathan.«
    »Hast du die Mädchen im Visier?«
    »Nicht so, aber ich bin neugierig, wo man schon im November Ski fahren kann.«
    »An der finnischen Grenze.«
    »Mit dem Zug dorthin? Das dauert ja eine Woche.«
    »Vielleicht in Jämtland.«
    »Noch kein Schnee.«
    Sie verstummten. Wide beugte sich vor.
    »Ich hab über das Profil nachgedacht.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Du bist ein guter Polizist, ich war ein guter Polizist. Wir wissen, dass die Antwort bei den Opfern zu finden ist«, fuhr Wide fort.
    »Wir hoffen, dass wir es wissen«, korrigierte Ard.
    »Es muss so sein. Der Tatort sagt nicht viel aus. Ich glaube, dort müssen wir nicht weiter graben.«
    »Auch dort könnte es einen Zusammenhang geben.«
    »Es kann wer weiß was passiert sein. Mir erscheint die Tatsache am wichtigsten, dass die Opfer den Mörder kannten.«
    »Alle?«
    »Ja. Ich glaube, sonst wäre es gar nicht möglich, so etwas durchzuführen. Auf diese Weise spielen die Tatorte schon eine Rolle. Aber sie könnten auch woanders sein«, sagte Wide.
    »Aha.«
    »Allerdings glaube ich, dass der Mörder nicht weit von einem der Tatorte wohnt.«
    Ard setzte sich gerade hin, beugte sich vor. Vor einer Woche wäre das mit seinem Nacken nicht möglich gewesen. Er sagte nichts, er hatte diese Situation schon öfter erlebt. Wides Intuition, wenn sie es jetzt

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