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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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war.
    »Ich hab nichts Konkretes. Ich hab ein wenig nachgelesen, das meiste in US-Literatur. Da ist ein schwaches Muster zu erkennen, wenn man davon ausgeht, dass es sich um einen Serienmörder handelt, jedenfalls um mehrere Morde. Früher oder später geschieht es in der Nähe der Wohnung.«
    »Früher oder später. Dann müssen wir also auf weitere Morde gefasst sein.«
    »Ich weiß es nicht. Sicher bin ich mir nicht. Vielleicht ist er … fertig.«
    »Davon sollen wir ausgehen?«
    »Was habt ihr zu verlieren? Sagt einfach, der Betreffende hat alles ordentlich beendet. Geht davon aus, dass er oder sie nah bei einem der Tatorte lebt. In dem Augenblick werden sie interessant. Beschäftigt euch gleichzeitig weiter mit der Vergangenheit der Opfer.«
    »Natürlich.«
    »Du hast doch jetzt genügend Leute.«
    »Einerseits ja, aber die Routinearbeiten nehmen verdammt viel Zeit in Anspruch.«
    Die Mädchen mit den verpackten Skiern standen auf, kamen an ihrem Tisch vorbei und Sten Ard hob eine Hand.
    »Wir sind neugierig. Wo kann man denn zurzeit Ski laufen?«
    Eine dunkle Schöne sah Wide unter einem kräftigen Pony an, drehte sich zu den Freundinnen um und wandte sich wieder den sitzenden Männern zu.
    »In Kaprun. Auf dem Gletscher.«
    »Danke.«
    Sie gingen, gefolgt von Wides Blick.
    »Da ist noch was«, sagte er.
    »Ja?«
    »Wegen der Vergangenheit. Wenn sie sich als Erwachsene nicht am Arbeitsplatz oder in der Freizeit begegnet sind, muss noch weiter zurück in der Vergangenheit geforscht werden, ob es da nicht etwas gibt.«
    »Selbstverständlich.«
    »Aber es muss sich um mehr als kurze Begegnungen handeln, eher um etwas, was sich über längere Zeit erstreckt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hier hast du drei Menschen, zwischen denen keine sichtbare Verbindung besteht; zwei stammen aus demselben Ort, aber nicht alle drei, also keine Gemeinsamkeit für alle. Wir – oder ihr arbeitet mit der Hypothese, dass es dennoch eine Verbindung gibt, entweder untereinander und/oder mit dem Mörder. Die Alternative ist, dass das überhaupt nichts mit dem Mord zu tun hat, dass es keine Verbindung gibt, aber das lassen wir im Augenblick außer Acht.«
    »Und?«
    »Es könnte also einen Ort oder eine Gelegenheit gegeben haben, wo Opfer und Mörder vor längerer Zeit zusammen waren. Damals kann etwas passiert sein, was zu alldem geführt hat, was jetzt passiert ist.«
    »So weit hab ich auch schon gedacht. Aber was? Wo?«
    »Da ich selbst so was erlebt habe, habe ich eine Idee. Ich war noch klein, als mein Vater starb. Meiner Mutter ist es danach lange schlecht gegangen und ich musste einige Sommer in einem Sommerlager verbringen. Dorthin kamen Kinder aus der ganzen Gegend. Solche Lager gab es in den fünfziger und sechziger Jahren in Småland.«
    »Sommerlager? Sollte etwas in so einem Lager passiert sein? Sollen sie sich dort getroffen haben? Das klingt ein wenig an den Haaren herbeigezogen.«
    »Es wäre möglich. Aber das muss man ja überprüfen können.«
    »Gibt’s denn Unterlagen über solche Lager?«
    »Vielleicht Angehörige, die etwas wissen.«
    »Das ist ja der Mist, dass es fast keine Angehörigen gibt.«
    »Es müssen aber doch Papiere existieren, Namen«, entgegnete Wide.
    »Ich glaub zwar nicht, dass wir irgendwelche Namen erkennen, aber einen Versuch ist es wert.«
    Sie erhoben sich, betraten die Bahnhofshalle und Wide blieb noch eine Weile im Pocketshop.

15
    Seine Tage waren kurz gewesen, aber jetzt wurden sie länger. Wenn er morgens erwachte, hatte er das Gefühl, es lägen Jahre aus Steinen vor ihm. Er versuchte den Tag in kürzere Abschnitte einzuteilen, wurde aber immer wieder zum Porträt gezogen: Er konnte eine Stunde lang davor stehen bleiben, so kam es ihm vor, und das war auch schön. Dann war Zeit vergangen.
    Er sprach immer häufiger laut, immer lauter sprach er, das stellte er fest, wenn er sich selbst zuhörte. Wenn es geschah, musste er sich in der Küche aufhalten, die Wörter sollten ja nicht zum offenen Fenster hinausschallen; all die Leute da draußen müssten sich ja sonst fragen, worüber er redete, oder?
    Es war gar nicht schlecht, all das, was er sagte. Nichts, weswegen er sich eigentlich schämen müsste. Alles, was er sagte, war richtig und wahr, außerdem an der Zeit: Alles, was er damals hätte sagen sollen, wenn er es nur hätte aussprechen können, das eine Mal und dann das andere Mal und später noch einmal. Und noch später, aber dann war es besser gewesen, erst zu handeln und es

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