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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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losließ. Oder wollte er nicht loslassen? Das hatte nichts mit seiner alten Heimat zu tun. Er war nicht sentimental, nicht so, jedenfalls. Es war etwas anderes. Vielleicht waren es die Bilder in seinem Kopf von all den jungen Menschen, die ihn antrieben, weiterzusuchen. Oder war es nur der Spürhund in ihm, der sich nicht um Kosten scherte und seine eigenen und die Spuren anderer verfolgte? Vielleicht wollte er sich nur beweisen, dass er immer noch nicht am Ende war.
    Er hatte noch den Rest einer halben Flasche Black Ribbon und wärmte sich mit dem Whisky auf dem Stuhl neben dem Bett auf, während Larry Garner Another Bad Day krächzte, aber Wide erkannte bald, dass Blues an diesem Abend nicht seine Musik war, und trotz der anstrengenden Fahrerei war der Tag vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. Er stellte den Anrufbeantworter an, während er noch Alkohol im Mund hatte.
     
    Es war das zweite Mal – oder das dritte? Nein. Das zweite. Was machte sie hier? Oder hatte er sich in der Person getäuscht?
    Das erste Mal hatte er sie in der vergangenen Woche gesehen. Er wusste es, weil nicht so viele Leute in die Pizzeria kamen, und er hatte ein gutes Personengedächtnis.
    Diesmal war er sofort an der Tür umgekehrt, als er sah, dass sie sich mit dem netten dunklen Mann hinter dem Backtisch unterhielt. Warum hatte er mit ihr gesprochen? Wo er doch mit dem Mann sprechen wollte! Dazu war es nicht gekommen, aber das war wahrhaftig nicht seine Schuld.
    Er war noch eine Weile herumgewandert und dann zurückgekehrt. Da meinte er, sie in einem Auto in einer Seitenstraße sitzen zu sehen. Er ging auf der anderen Straßenseite daran vorbei und las den Straßennamen – Delfingatan, nur damit er es wusste. Wieso hatte er das eigentlich nicht gewusst, obwohl er schon so lange hier wohnte?
    Es war sonderbar, dass jemand vor einer Pizzeria wartete, der offenbar keine Pizza bestellt hatte. Das hatte er sofort erkannt.
    Sie wollten ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Entweder schickten sie ihm Frauen – wie die Frau mit dem Kind an der Straßenbahnhaltestelle – oder sie kamen selber.
    Er würde sich still verhalten, denn es war vorbei; er hatte beschlossen, dass es vorbei war. Er hatte damit etwas in seiner Wohnung gemacht, und das war eine gute Sache. Die hatte ihm den Frieden gebracht. Es war so gut geworden, dass er es gerne jemandem gezeigt hätte, aber so was konnte man ja nicht tun, das war ihm klar. Ha! Allein die Vorstellung, das jemandem zu zeigen …
     
    Natürlich konnte sich ein Überfall auf ein Restaurant ereignen. Eigentlich hätte es schon längst passieren müssen, aber es war ja nicht sicher, dass es wieder passieren würde. Und wenn? Was konnte sie tun?
    An einigen Stellen hatte sie eine diskrete Bewachung postiert und sie saß hier. Sie hatte zuerst mit dem Mann dort drinnen darüber reden wollen, es sich dann aber anders überlegt. Was konnte sie ihm schon raten? Sein Restaurant zu schließen? Er war ja nicht blind oder taub, er wusste es sowieso, wie alle Fremden.
    Kajsa Lagergren dachte an die Stunden in der Zeitungsredaktion. Einer der Anrufer hatte von political correctness gesprochen. Es war immer noch politisch korrekt, Einwanderer zu mögen und jene nicht zu mögen, die Einwanderer ablehnten; aber das würde sich ändern, es hatte schon angefangen. Dann sitzt ihr da mit eurem korrekten Denken!, hatten sie zu hören bekommen. Das Volk denke anders und jetzt würde das Volk entscheiden. Lebte man etwa nicht in einer Demokratie? Aber die würde verschwinden, wenn die Schwarzköpfe mehr zu sagen bekämen. Wäre er, Sten Ard, denn nicht Kommissar? Wisse er nicht, dass die meisten Verbrechen von Menschen mit hässlichen Namen begangen würden?
    Und so weiter. Aber sie dachte auch an die anderen Stimmen, die vom Widerstand schwedischer Mitbürger gegen Ausweisungsbeschlüsse gesprochen hatten, von einer kleinen Bewegung, mit deren Hilfe Flüchtlinge vor der Deportation gerettet worden waren. Wie vor dem Krieg in Europa. Eine Widerstandsbewegung. Ihr war das nichts Neues. Die Polizei geriet in die schwierige Position zwischen zwei Stühlen. Aber wenn die Behörden härter durchgriffen, dann würde auch der Widerstand von Gruppen härter, die auf Korrektheit Wert legten. Wie lange wollten sie das durchhalten? Ein Anzeigesystem war schon geschaffen. Es war eine neue Zeit – oder die neue alte?
    Sie hatte bei der Bestellung mit dem Besitzer dort drinnen über alles Mögliche geredet und den großen Mann bemerkt,

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