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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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suchten, war vielleicht gar nicht ihr Mann. Die Spuren an den Decken mussten nicht bedeuten, dass ein und dieselbe Person Besitzer aller Decken war. Und so weiter, und so weiter.
    Außerdem lag ihnen das psychologische Profil eines Menschen vor, der von heftigem Zorn getrieben wurde. Aber darauf wäre Ard auch von allein gekommen. Das erkannte jeder Normalbegabte. Der Täter nahm Trophäen seiner Opfer mit, und das war bei Serienmorden nichts Ungewöhnliches. Der Unterschied bestand natürlich in der Art der Trophäen, aber das änderte nichts an der Sache.
    Dem psychologischen Profil zufolge bestand die Absicht des Mörders in diesem Fall darin, die Opfer der Fähigkeit zu berauben, den Gepeinigten jemals wieder dem auszusetzen, was einmal geschehen war und was ein definitives Ende haben sollte. Der Gepeinigte war Peiniger und Rächer geworden. Die Opfer konnten weder sehen, hören noch erzählen, was vor Ewigkeiten geschehen war. Die Sinne und die Fähigkeit zur Kommunikation befanden sich jetzt in der Macht des Mörders.
    »Wir haben es hier mit einem sehr kranken Menschen zu tun«, hatte er erfahren. Sten Ard war zu dem Zeitpunkt schon klar gewesen, dass die Person dringend qualifizierter Hilfe bedurfte. Die beste, die die Gesellschaft zu bieten hat, um das zusammenzufügen, was man getrennt hat, dachte er.
    Was passierte eigentlich mit den … Trophäen, den Teilen? Waren sie auf besondere Art arrangiert worden, in einem Zimmer, in dem es nach Angst und Verwesung stank? Dort einzutreten – danach sehnte er sich in diesem Moment am meisten und wünschte es sich gleichzeitig am allerwenigsten auf der ganzen Welt: die zwiespältige Begeisterung für die Polizeiarbeit, das Böse mit dem Guten verbinden in einer einzigen langen, verbrechensbekämpfenden Einatmung. Hinter Mundschutz.
    Oder waren die Teile vergraben worden? Oder vielleicht in den Götaälv geworfen worden? Die Distanz. Es war wie früher, vor einigen Jahren, als Wide der antreibende Spürhund in seinem Team gewesen war. Wide mochte damals selbstzerstörerische Züge gehabt haben, wie jetzt, aber er war ein konstruktiver Polizist gewesen. Ard konnte beobachten, einordnen und manchmal lenken, wenn Wide auf dem Feld wütete. Eine kühlende Distanz, die ausgeprägte Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn jemand anders seinen Schädel der Hitze aussetzte.
    Wide konnte sich nicht raushalten, wollte es nicht. Er begann wieder ein richtiges Leben zu führen, Ard sah die Zeichen, auch wenn sie nicht unbedingt mit dem Alltag der Polizei zu tun hatten.
     
    »Wie geht es ihm?«
    »Besser als vor kurzem.«
    »Wie schön.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Aber es ist jedenfalls eine Veränderung in irgendeine Richtung.«
    »Ich habe ihn schon so lange nicht gesehen.«
    »Er war diese Woche hier; Dienstag, glaube ich.«
    »Der einzige Abend, an dem ich nicht zu Hause war.«
    Sie standen in der Küche, draußen der Samstagnachmittag vor seinem Untergang und Sten Ard hier drinnen mit einem Glas weißem Montecillo. Er spürte die angenehme Kühle des Glases, das sich beschlagen hatte, nachdem er den Wein aus dem Kühlschrank genommen und sich eingeschenkt hatte. Maja hackte und schnitt an der Anrichte: Zwiebeln, Kartoffeln, Mohrrüben, Tomaten, Petersilie, Sellerie, Lauch.
    Es gab die richtige Art, eine Bouillabaisse zu kochen, und es gab die anderen Arten. Maja Ard erhitzte Olivenöl in einem Schmortopf, ließ die Zwiebeln mit dem Fischkopf und einer Rückengräte drei Minuten anschwitzen; dann gab sie Kartoffeln, Thymian, Tomaten, ein wenig Rosmarin, Fenchelsamen, Petersilie, Apfelsinenschale, Lorbeerblätter, Mohrrüben, Sellerie, Lauch, Salz und Pfeffer dazu. Das Ganze musste zwanzig Minuten in Wasser und Weißwein sieden, die letzten beiden Minuten mit Safran, dann wurde der Fischkopf herausgenommen, der Rest passiert und die sämige Suppe in einen großen Topf gegeben. Später sollten darin verschiedene Fischteile, abhängig von ihrer Festigkeit, zusammen mit Schalentieren gekocht werden.
    Das war die richtige Art.
    »Und was erwartest du von dem Abend? Ich frag mich, ob es eine gute Idee war.«
    »Wie meinst du das?«
    »Unsere Gäste, Jonathan Wide und Kajsa Lagergren. Sie kenne ich ja nicht richtig, und bist du sicher, dass es Spaß macht, mit jemandem, den man überhaupt nicht kennt, zusammen an einen kleinen Tisch gesetzt zu werden?«
    »Wir sind doch auch noch da, du und ich. Und die beiden sind sich schon mal begegnet.«
    »Du verstehst, was

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