Geh Ich Auf Meine Hochzeit
alle an jedem Ihrer Worte hängen. Die Sendung dauert eine Viertelstunde, und Sie bekämen jemanden, der Ihnen bei Ihren Recherchen assistiert.«
»So etwas habe ich noch nie gemacht«, meinte Olivia und kam sich dabei etwas dumm vor. »Auch in der Schule habe ich nie Theater gespielt. Ich gehöre einfach nicht zu den Leuten, die sich gerne zur Schau stellen.«
»Das ist etwas anderes«, versuchte Max, sie zu überzeugen. »Sie müssen lediglich etwas im Fernsehen kochen. Planen und ausprobieren können Sie alles vorher, und sogar verschiedene Versionen zubereiten - aber ansonsten ist es genau das, was Sie jetzt auch tun. Nur dass Sie besser dafür bezahlt werden.« Er hielt inne. »Aber ich kann verstehen, dass Sie Vorbehalte haben, weil Stephen es nicht gutheißen wird.«
Olivias Augen leuchteten auf wie Quecksilber. »Das ist nicht der Grund. Versuchen Sie nicht, mich herauszufordern, Max!«
Er machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Verzeihung, Sie haben Recht. Ich wollte Sie nur dazu überreden, einen Kameratest zu machen, und das war etwas voreilig...«
»Nur einen Kameratest?«, unterbrach sie ihn.
»Zwei Stunden Ihres Lebens«, erklärte er. »Maske und Probedreh eingeschlossen. Danach wissen wir alle mehr...«
Sie atmete heftig und fragte sich, ob sie es hinterher bereuen würde. »Also gut, ich mache mit. Aber verraten Sie es niemandem«, fügte sie eilig hinzu. »Niemand soll davon wissen.«
Max kreuzte die Arme vor der Brust. »Großes Pfadfinderehrenwort!«
Olivia lächelte ihm zu. »Als Pfadfinder kann ich Sie mir gut vorstellen.«
Max lachte, Schalk leuchtete in seinen Augen auf. »Ich kann ein Feuer entfachen, indem ich zwei Pfadfindermädchen aneinander reibe! Aber im Ernst, Olivia, wetten, dass Sie sich ganz großartig machen werden!«
Olivia verdrängte ihre Bedenken, dass sie gar nicht recht wusste, worauf sie sich da einließ. Tapfer reckte sie sich.
»Wir werden sehen!« Sie machte das Siegeszeichen. »Und Sie haben Recht - Stephen wird ausflippen.«
Evie winkte dem Butler am Saaleingang zum Abschied. Sie war müde und reif fürs Bett.
»Ein ganz schön langer Tag, nicht wahr?«, meinte Cara. Sie lehnte an der Wand und gab sich keine Mühe, ihr Gähnen zu unterdrücken.
»Ja, ich muss schlafen«, stimmte Evie zu.
»Frau Fraser?«, ertönte eine Stimme.
Die Empfangsdame hielt einen weißen Umschlag in der Hand.
»Ja bitte?«
»Ein Brief für Sie, Frau Fraser.«
Evie war zu müde, um sich Gedanken darüber zu machen, wer ihr zu dieser späten Stunde noch einen Brief schicken könnte. Ohne nachzudenken, riss sie den Umschlag auf. Ein einziges Blatt Papier befand sich darin.
Die Nachricht bestand aus einfachen und deutlichen Worten: Solltest Du deine Meinung ändern, ruf mich an. Max. Daneben stand eine Telefonnummer.
Sie fuhr mit den Fingern über die Zeilen, als ob sie ihn persönlich berührte.
»Was ist denn los?«, erkundigte Cara sich und blickte ihrer Schwester über die Schulter.
Hastig stopfte Evie den Umschlag in ihre Handtasche. »Nichts. Ein Fax für Simon. Das Hotel hat es versehentlich an mich adressiert, weil wir ein Zimmer miteinander teilen«, schwindelte sie.
Sie stiegen die Treppe hinauf. Evie kochte. Sie konnte nicht bestreiten, dass sie etwas sehr Intensives gefühlt hatte bei ihrer Begegnung mit Max Stewart, doch sie gehörte bereits jemandem. Und er war lediglich ein Hirngespinst, nicht echt, jedenfalls nicht für sie. Sie liebte Simon. Wie konnte Max es nur wagen, ihre Zweisamkeit zu stören? Hatte sie ihm nicht deutlich genug mitgeteilt, dass sie sich nicht mit ihm treffen wollte.
»Es war ein wunderbares Fest«, fasste Cara zusammen. »Vida sah hinreißend aus. Und ihr Sohn ist auch recht nett, nicht wahr? Richtig sexy sogar«, fügte sie noch verträumt hinzu. »Ich habe Papa gesagt, ich würde ihn gerne einmal einladen, um ihn etwas besser kennen zu lernen. Er ist jetzt schließlich mit uns verwandt, eine Art Bruder.«
»Er ist ein Filou«, konterte Evie kurz angebunden, und dachte sowohl an seinen Brief wie an ihren Verlobungsring. »Ich für meinen Teil wäre froh, wenn ich ihn nicht wieder treffen würde!«
9
Olivia schloss die Augen und überließ es der Maskenbildnerin, das Beste aus ihr zu machen. Sie spürte den feuchten Grundierungsschwamm, der sich unerbittlich in jede noch so kleine Falte presste. Mit einem Auge blinzelnd sah sie, dass es sich um die Farbe von dunklem Honig handelte, die sie selbst niemals aufgetragen
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