Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Evie sie.
»Ich schließe dich nicht aus, das verspreche ich. Und wer weiß, vielleicht wirst du mich ein paar Nächte lang auf deinem Sofa beherbergen müssen.« Olivia stand auf und ließ die Worte nachhallen. »Jetzt muss ich wirklich gehen. Und ich weiß, dass ich Stephen damit irgendwann einmal konfrontieren muss.« Sie deutete auf ihr Fernseh-Make-up. »Aber nicht heute Abend. Heute kommen ein paar Leute aus Deutschland zum Abendessen. Ich werde also heimfahren und die gute Gastgeberin spielen, ihnen eine exotische Mahlzeit vorsetzen und ununterbrochen lächeln.«
Sie klang bitter. Es gab nichts, was Evie dazu einfiel.
Herzlich umarmten sie sich zum Abschied, und Olivia stieg in ihr Auto. Eine Sonnenbrille verdeckte ihre Augen, und ihr perfektes Profil zeichnete sich vor der tief stehenden Märzsonne ab. Als sie nun Gas gab, sah sie wie der Inbegriff einer eleganten Karrierefrau aus.
Evie verweilte etwas in ihrem winzigen Vorgarten, wo eine Taube aus dem Lehmboden einen Wurm pickte. Ein ungutes Gefühl hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie dachte an Olivia und Stephen, die oberflächlich betrachtet als das perfekte Paar erschienen. Bei genauerem Hinsehen jedoch handelte es sich lediglich um eine Fassade.
War sie verrückt, ebenfalls heiraten zu wollen? Inzwischen hatte sie sich doch mit ihrem Leben arrangiert. Die Hälfte eines Paares zu sein, war ihr immer als sehr wichtig erschienen. Vielleicht aber hatte ihr der Umstand, nicht die Hälfte eines Paares gewesen zu sein, alle Zeit so zugesetzt. War das der Grund gewesen, weswegen es zwischen Simon und ihr gefunkt hatte - weil sie beide verzweifelt nach jemandem auf der Suche waren, ohne darauf zu achten, um wen es sich dabei handelte? Abgesehen davon war Simon ohnehin fast mit seiner Mutter verheiratet. Deshalb hatte es auch so lange gedauert, ehe er sich zu dem drastischen Schritt entschlossen und um jemandes Hand angehalten hatte.
Der Arme hatte sich schon einmal die Finger verbrannt. Bei einer langjährigen Beziehung, die letztlich zum Scheitern verurteilt war. Vielleicht hatte sie, wer immer sie auch gewesen sein mochte, nicht bei seiner Bewunderung für Mutter Mary mithalten können. Evie betrachtete traurig die Taube. Vielleicht waren sie beide im Begriff, einen riesigen Fehler zu begehen.
Sie schüttelte den Kopf, als ob sie den Gedanken verjagen wollte. Albern, das war sie. Einfach albern! Im September würde sie Simon heiraten, daran gab es nichts zu rütteln.
10
Der Zeiger wies auf fünf Minuten vor drei. Evie war sich nicht sicher, ob sie in einer Art Zwielichtzone schwebte - denn wann auch immer ihr Blick auf den Wecker fiel, schien er sich unendlich langsam vorwärts zu bewegen. Nicht hinzusehen war ganz offensichtlich die Lösung. Sie setzte sich auf, schüttelte ein wenig ihr Kissen, ließ sich auf den kühlen Teil des Bettes fallen und nahm sich vor, nicht mehr nach der Zeit zu schauen. Der Wecker blinkte auf vier Minuten vor drei.
Evie wollte am liebsten heulen. Sie war vollkommen erschöpft und konnte trotzdem nicht schlafen. Die Erinnerung an Olivias angestrengtes müdes Gesicht von vorhin stieg immer wieder vor ihr auf. Olivia und Stephen, Evie und Simon, ein aussichtsloses, durch und durch problematisches Kleeblatt. Und Max. Wie sehr sie ihn sich auch verbat, blieb er doch weiter präsent. Er lächelte sie spitzbübisch an, und sein Blick liebkoste sie auf eine Art und Weise, wie es Simons niemals tat.
Mist! Wieder setzte sie sich auf. Sie war wütend. Sie musste aufhören, an diesen verdammten Max Stewart zu denken. Es war einfach ekelhaft. Sogar im Bett schien er allgegenwärtig, ganz zu schweigen von den anderen Tageszeiten. Seit sie ihm vor einer Woche begegnet war, begleitete er sie einfach überall: er grinste sie an, neckte sie mit belustigt hochgezogenen Augenbrauen, als ob er sich seiner Wirkung auf sie bewusst sei. Es hatte keinen Sinn, schlafen zu wollen. Sie konnte genauso gut aufstehen, sich eine Tasse Milch heiß machen und ein Buch lesen.
Sie verbot sich, daran zu denken, wie zerschlagen sie nach einer schlaflosen Nacht sein würde, wärmte sich etwas Milch und nahm sie mit ins Bett. Dann lehnte sie sich gegen die aufgebauschten Kissen, nahm ein Buch zur Hand und wollte anfangen zu lesen. Nicht einmal das gelang ihr.
Der galante südamerikanische Polospieler in Venetias Sieg erinnerte sie an Max. Er besaß dieselben funkelnden Augen, dieselbe Ausstrahlung, als sei er mit dem Teufel im Bunde. Jedes Mal, wenn der
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