Geh Ich Auf Meine Hochzeit
schwer zu sagen, wer von beiden mehr in sich selbst verliebt ist.«
Als Olivia fünf Minuten später hinter ihrer glänzenden Küchenzeile stand, dachte sie, wie auch immer Kevins Arbeitsplatzbeschreibung lauten mochte, deckte sie seinen Wirkungsbereich nicht einmal zur Hälfte ab. Nicht nur hatte er sie davon abgehalten, Nancy umzubringen. Er hatte ihr etwas zum Anziehen besorgt und sie dabei so mit Anekdoten über Theo und Nancy abgelenkt, dass sie gar keine Zeit mehr hatte, vor ihrem ersten Live-Auftritt nervös zu werden.
»Du wirst sie umhauen«, hatte er zuversichtlich geäußert.
Und das geschah auch. Vom ersten Augenblick, nachdem Theo sie vorgestellt hatte - und sie dankte Linda Byrne im Stillen, dass sie Theo und nicht Nancy dazu bestimmt hatte - kam es ihr vor, als fahre sie auf einem erstklassigen Fahrrad einen Berg hinunter. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert, und vollkommen überzeugt von dem, was sie tat.
Während ihres ersten Auftritts stand ihr Theo zur Seite, falls sie Lampenfieber bekommen sollte. Doch schließlich übernahm Olivia die Regie und belächelte seine Bemühungen, Käse zu reiben, ohne sich dabei den Daumen abzuraspeln.
»In diesen Dingen bin ich ein hoffnungsloser Fall«, gestand er und zog eine traurige Miene, die zu seinem glücklichen Pullover in auffallendem Gegensatz stand.
»Nein, das sind Sie nicht«, widersprach Olivia freundlich, so wie sie auch eine scheue Zweitklässlerin, die vorm Kochen Angst hatte, beschwichtigen würde. »Überlassen Sie es mir, es ist etwas kniffelig. Dekorieren Sie doch inzwischen die Pizza mit spanischer Salami. Schließlich sind Sie hier der Künstler!«
Alles in allem gaben Theo und sie ein viel besseres Team als Theo und Nancy ab, dachte Olivia. Ihr zehnminütiger Kochbeitrag war entspannt und lustig. Theo und sie unterhielten sich wie zwei Menschen, die einander bereits seit längerem kannten.
»Köstlich«, murmelte er am Schluss, als er in das saftige Pizzastück mit Schafskäse und roten Zwiebeln biss.
Nancy hatte sich während der Kochsendung ihr Make-up auffrischen lassen und tauchte nun wie eine Gewitterwolke aus Speiseeis, in Escada gekleidet, neben ihnen auf. Sie betrachtete die Pizzen, als ob sie mit Rattenschwänzen und nicht mit Chorizo, Pilzen und Thunfisch belegt seien.
»Was für eine Riesenmenge Teig«, meinte sie abschätzig und stocherte in der mit der prächtigsten Käsekruste herum. »Sicher macht das alles sehr dick«, fügte sie noch boshaft hinzu. »Eigentlich nicht gerade das, womit sich unsere Zuschauer den Magen voll schlagen wollen.«
Olivia sah ihre Chance und ergriff sie beim Schöpfe. »Ich finde nicht, dass sie dick machen, Nancy.« Sie schnitt sich ein Stück von der Käsepizza ab und strich sich gleichzeitig über ihre schmale Taille. »Ich esse davon immer ziemlich viel.«
Unter ihrem Sonnenstudiobraun erblasste Nancy vor Wut.
Eins zu Null für Olivia.
Kevin lachte immer noch, als Olivia zu ihm hinter die Kameras trat.
»Diese Grube hat sie sich selbst gegraben«, quietschte er fröhlich.
»Das wird sie mir nie verzeihen«, meinte Olivia. »Theo schien mich allerdings zu mögen. Während der Werbeunterbrechung hat er mich umarmt und gelobt, und ich glaube nicht, dass sich das lediglich auf das Essen bezog.«
»Olivia, Sie waren großartig.« Paul Reddin trat aus der Regie, gratulierte ihr und umarmte sie kurz. »Sie haben eine unglaubliche Bildschirmpräsenz. Alle werden Sie anschauen und schon bald von Ihnen reden und sich fragen, wie in aller Welt wir an unseren wunderbaren Fernsehneuling geraten sind!«
Wie es sich herausstellte, hatten sie in der Tat eine ganze Menge Leute gesehen. Bei den Wentworth-Alarmsystemen eilten Evie und Lorraine aus ihrem Zimmer, setzten sich im Verkauf gemeinsam auf einen Drehstuhl und verfolgten in einem alten Fernsehapparat die Sendung.
Normalerweise wurde der nur beim großen Pferderennen aus seinem versteckten Aufbewahrungsplatz gewuchtet, wenn die ganze Firma auf ein und denselben Traber gesetzt hatte. Evie wuchs vor lauter Aufregung ein Kloß im Hals, als sie Olivias schönes Gesicht beobachtete. Sie scherzte mit Theo Jones, während sie gleichzeitig zerkleinerte und würfelte. Olivia sah phantastisch aus, so kompetent, so unglaublich sympathisch. Sie war wunderbar, einfach wunderbar!
»Weine jetzt nicht«, mahnte Lorraine, als sie Evies Mundwinkel zittern und die großen grünbraunen Augen sich vor lauter Rührung mit Tränen füllen sah.
»Es ist
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