Geh Ich Auf Meine Hochzeit
lächerlich, ich weiß«, schniefte sie. »Aber ich bin so stolz auf sie. Olivia hat es immer an Selbstwertgefühl gemangelt, auch wenn das vollkommen unbegründet war. Und sie jetzt hier zu sehen... sie hat sich das endlich mal verdient!«
»Nicht möglich, ist sie mit Ihnen befreundet?«, fragte ein verblüffter Verkaufsmanager, dessen Blick an Olivias außergewöhnlicher Erscheinung in ihrer eleganten Ausstaffierung klebte. Das lila Top war ihr ein klein wenig zu eng und betonte daher ihre Kurven. »Ist sie verheiratet?«
»Cedric! Du glaubst nicht, wer gerade im Fernsehen ist...«
Noch vor dem Ende der Kochshow dachte Sheilagh bereits darüber nach, was sie für den Stadtbummel in Navan anziehen sollte. Ganz beiläufig würde sie sich bei Bekannten erkundigen, ob sie Stephens Frau am Morgen im Regionalprogramm gesehen hätten. Ihren neuen roten Blazer und den dunkelblauen Faltenrock, entschied sie, dazu die cremefarbenen Schuhe. Das würde ihr gut stehen. Ihre Gedanken überschlugen sich bereits, als sie sich die Unterhaltungen vorstellte: »Ich kaufe nur schnell noch ein paar Sachen für unsere Reise. Cedric und ich fahren für ein paar Tage nach Dublin, um den Einstand von Stephens Frau beim Fernsehen zu feiern. Ach, wussten Sie das nicht? Nun, wir stellen unser Licht eben gerne unter den Scheffel! Genau, mit Nancy Roberts und Theo Jones! Nancy ist wunderbar und von Olivia hell begeistert. Himmel, schon so spät! Ich muss los. Ohne uns werden sie das Büffet nicht eröffnen, wir dürfen uns also nicht verspäten!«
Cedrics lautes Brüllen unterbrach ihre Tagträume. »Hast du das gehört?!« Er schnaubte aufgebracht. »Sie haben Olivia de Vere gesagt - dieses verdammte de Vere. Nicht MacKenzie! Ist ihr unser Name nicht gut genug? Da werde ich aber Stephen meine Meinung stecken! Das bedeutet Krieg, worauf du Gift nehmen kannst.«
»Wir sollten nach Dublin fahren«, unterbrach Sheilagh ihn.
»Stephen ist verreist«, bellte ihr Mann.
»Dann rufen wir ihn an«, entschied sie. Jetzt erst fiel ihr ein, dass ihr geliebter Sohn diese ganze Fernsehsache vor ihr geheim gehalten hatte - also fügte sie hinzu: »Ich möchte wissen, weswegen er uns nie etwas von Olivias neuem Job erzählt hat.«
Ahnungslos saß Olivia in hundert Meilen Entfernung bei der Kosmetikerin und genoss eine Maniküre. Wo sie nun in der Show ständig ihre Hände zeigen musste, sollten sie gepflegt aussehen. Daher hatte sie beschlossen, sich eine Behandlung zu gönnen. Es war nicht Stephens Geld, das sie ausgab, dachte sie stolz, sondern ihr eigenes. In einer halben Stunde traf sie sich zu einem späten Mittagessen mit Evie, danach wollte sie Sasha mit einem Besuch im Zoo verwöhnen. Da Stephen verreist war, brauchte sie sich ja nicht um ein kompliziertes Abendessen zu kümmern. Sasha und sie würden in Stillorgan bei McDonald‘s einkehren und danach einen entspannenden Abend vor dem Fernseher verbringen. Einfach himmlisch.
»Du warst umwerfend!«, rief Evie ihr zu, als sie sich auf dem Parkplatz des Orchard trafen. »Wir haben alle zugeschaut. Einer dieser sexbesessenen Manager wollte wissen, ob du verheiratet oder aber allein stehend oder sonst wie zu haben bist!«
»Vermutlich sonst wie zu haben, wenn Stephen es erfährt.« Olivia kicherte. »Fandest du es wirklich in Ordnung? Am Anfang war ich so nervös, aber dann lief auf einmal alles wie am Schnürchen.«
Da Evie nur eine halbe Stunde Zeit hatte, um ihr Sandwich hinunterzuschlingen, eilten sie in den Pub. Nachdem sie endlos über alles Mögliche beim Fernsehen gesprochen hatten, bemerkte Olivia plötzlich, sie müsse später Max anrufen und ihm von ihrem Vormittag erzählen.
»Er ist wirklich ein netter Kerl«, fügte sie noch hinzu.
»Echt?« Evie schien etwas abweisend.
»Ja, ist er. Und er mag dich sehr, Evie. Während unseres Mittagessens wollte er die ganze Zeit über dich reden.«
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich es vorziehen, nicht über ihn zu reden«, meinte ihre Freundin kurz angebunden.
»Also gut.« Olivia dachte, dass irgendetwas zwischen Max und Evie vorgefallen sein musste, etwas sehr Merkwürdiges. Sie war sich sicher, zwischen den beiden einen Funken gespürt zu haben, doch vielleicht hatte sie sich geirrt. Wie auch immer, Max hatte seine Gefühle ihr gegenüber offenbar deutlich gemacht, und sie hatte ihn abgewiesen. Es musste wohl etwas schief gegangen sein, obwohl Olivia sich kaum vorstellen konnte, dass Max eine solche Situation nicht beherrschte.
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