Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Parkplatz für Langzeitparker abstellte.
»Wir sind meilenweit draußen. Näher an Belfast als an Dublin. Hättest du denn nicht etwas weiter ranfahren können?«, maulte Cara, während sie das erste Reiseungetüm ihrer Schwester aus dem Kofferraum hievte. Sie blickte über den noch ungepflasterten Platz, über den man die Koffer nur schwer hätte ziehen können.
»Nein«, schnappte Evie, die sich aus unerfindlichem Grund entnervt und angespannt fühlte. »Der für Kurzparker ist sehr viel teurer, meint Simon. Und bei mir wächst das Geld nicht auf den Bäumen.«
Rosie, die beiden zugehört hatte, wie sie wie zwei junge Krokodile bissig aufeinander losgingen, hatte die Nase voll.
»Hört auf zu keifen«, äußerte sie sich ungewohnt scharf. »Wir jetten gleich los, und es ist die erste richtige Reise meines erwachsenen Lebens«, erklärte sie theatralisch. »Ich möchte sie genießen und nicht euch beim Zanken zuhören müssen. Ich sollte hier der Teenager sein, nicht ihr!«
Hoch erhobenen Kopfes schwebte sie mit ihrer vollgepackten Tasche davon, als ob diese federleicht wäre. Ihre langen Beine steckten in verblichenen Jeans, und die abgetragenen roten Espandrillos rutschten ihr bei jedem Schritt vom Hacken.
Ernüchtert blickten sich Evie und Cara einen Augenblick lang an, ehe sie in Lachen ausbrachen.
Evie ließ ihren kleineren Koffer vorübergehend los und legte den Arm um die Jüngere. »Tut mir Leid. Sie hat Recht. Wir benehmen uns wie zwei alte Tanten, die sich über die Fernbedienung streiten.«
Cara kicherte. »Kannst du uns nicht schon in fünfzig Jahren sehen, wenn wir uns mit siebzehn Katzen zusammen ein Haus teilen und wir nichts mehr besitzen als die Erinnerung an unsere vergangenen Lieben?«
»Müssen wir denn darauf fünfzig Jahre warten?«, fragte Evie, die plötzlich daran dachte, wie schön es wäre, nur mit Cara und Rosie zusammenzuleben: sicher, glücklich und ohne schreckliche Entscheidungen über Hochzeiten und Männer! Es gäbe nichts mehr, was sie Tag und Nacht quälen würde.
»Warum?« Cara schien aus ihrer Zukunftsvision zu erwachen. »Was ist denn mit Simon und deiner Hochzeit? Du willst doch nicht etwa mit mir zusammenleben? Andauernd behauptest du, ich würde dich die Wände hochtreiben.«
»Um Himmels willen, nein«, winkte Evie ab, die sich wieder gefangen hatte. »Ich hab nur Spaß gemacht. Wir würden uns gegenseitig zermetzeln. Mit Ewan wärst du sicher besser dran, meinst du nicht?«
Jetzt war es an Cara, reserviert auszusehen. »Ja, schon«, meinte sie kurz angebunden.
Im Moment wollte sie ihrer Schwester nicht erzählen, dass es zwischen Ewan und ihr aus war. Vielleicht später, mit einem Sangria in der Hand neben dem Schwimmbecken. Dann könnten sie miteinander reden. Die Vorstellung, dass die Sonne ihren Körper erwärmen und Ewan aus ihrem Kopf brennen würde, hob ihre Stimmung. Andererseits würde sie schon sehr stark brennen müssen, damit ihr dies gelänge.
Zwei Wochen tagtäglich mit Zoë einen heben gehen, hatte das nicht geschafft; warum also glaubte sie, einer Woche Spanien würde das glücken, was zahlreiche Liter Bier nicht vermochten? Sie wurde wieder traurig, versteckte ihre Gefühle jedoch und schleppte ihr Gepäck in die Flughalle.
Die Abflughalle ähnelte Henry Street am ersten Tag des Schlussverkaufs. Es wimmelte von Menschen, die hektisch mit ihren Koffern, Rollern und Kulis herumkurvten. Alle waren in Erwartung eines fernen, brennend heißen Urlaubsziels bunt gekleidet. Und alle wirkten in Dublin, das jetzt vom Regen überschwemmt wurde, vollkommen fehl am Platz.
»Der Nässe nach könnten wir glatt in den Tropen sein«, bemerkte Cara und schüttelte sich den Regen aus den schwarzen Locken wie ein Hündchen, das gerade aus der Badewanne gestiegen war. »Schade nur, dass man vor lauter Kälte eine Gänsehaut bekommt. Ich kann es kaum abwarten, die spanische Hitze zu verspüren.«
»Also ich stelle mich schon mal zum Einchecken an«, meinte Evie. »Bei Charterflügen dauert es immer ewig. Wartest du hier und schaust dich nach Rosie um? Vermutlich ist sie in dieses Dessousgeschäft gegangen, um sich noch einen Bikini zu kaufen. Papa hat ihr Geld für Kleidung gegeben, und sie ist mittlerweile bei Nummer vier.«
Cara stieß an Evies geborgtes Koffermonstrum. »Du dagegen hast nur das Allernötigste eingepackt?«, neckte sie.
Ihre Schwester grinste. »Ich konnte mich nicht entscheiden, deshalb habe ich meine gesamte Garderobe dabei. Wenn das Ding
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