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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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Koffer, den er von Deutschland mitgebracht hatte. »Ich komme morgen noch einmal vorbei und hole den Rest«, meinte er tonlos.
    »Meinetwegen.«
    Als er gegangen war, ließ sich Olivia auf den nun leeren Stuhl fallen und weinte leise. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Natürlich befanden sie sich in einer Sackgasse. Doch ihm zu sagen, er müsse gehen, war das Schwerste, was sie jemals zu bewältigen hatte. Sie liebte Stephen. Gott stehe ihr bei, aber sie liebte ihn noch immer.

12
    Evie betrachtete die auf dem Boden des Schlafzimmers verstreuten Gepäckstücke. Keines der Behältnisse eignete sich für einen Urlaub in einer luxuriösen Villa in Südspanien, so viel zu ihrer Reiseausrüstung. Allerdings eignete sich auch nichts davon für ein verregnetes Wochenende auf dem Zeltplatz - höchstens für eine Feier der siebziger Jahre, wo die Dinge als um so besser galten, je schäbiger sie aussahen.
    Der abgewetzte Koffer, den Tony und sie sich für ihre Hochzeitsreise gekauft hatten, hatte jahrelang in einer von Spinnweben verhangenen Ecke des Bodens gestanden. In ihm wurde Rosies altes Spielzeug aufbewahrt. Nun hatte sie viele Puppen ohne Kopf und abgewetzte Teddys in einen alten Wäschekorb stopfen müssen, um ihn zu leeren. Doch wegwerfen konnte sie diese Dinge nicht, dazu waren sie einfach zu persönlich. Jedes zerlumpte, doch heiß geliebte Ding hatte seine eigene Geschichte: der Hase Charlie, ohne den Rosie nicht ins Bett stieg; der kleine Clown mit dem traurigen Gesicht, an dem sie bis zu ihrem vierten Lebensjahr genuckelt hatte. Evie wandte sich wieder dem aktuellen Problem zu - ihrem Mangel an Ausrüstung.
    Der riesige Seesack, mit dem Rosie und sie jahrelang nach Ballymoreen gereist waren, befand sich in einem kaum besseren Zustand als der Flitterwochenkoffer. Lediglich der schwarze Samsonite mit dem roten Rand, den ihr Olivia einmal zum Geburtstag geschenkt hatte, um sie zu einem Frauenwochenende zu animieren, hätte durchgehen können. Der war jedoch so klein, dass darin nicht mal alle Paar Schuhe Platz gefunden hätten, die sie mitnehmen wollte.
    Schade, dass man Evie viel zu viel über das Urlaubsziel erzählt hatte.
    Puerto Banus sei sehr schick, hatte der Mann vom Reisebüro angedeutet. Eine von Olivias Freundinnen hatte den Badeort als elitär bezeichnet und hinzugefügt, dass dort die sonnengebräunten Gäste allesamt sehr gut aussehen würden.
    »Neben den rassigen Spanierinnen wirst du dich wie eine Klofrau fühlen«, hatte Lorraines Tante bedauernd gemeint.
    Vor die Wahl gestellt, hielt Evie sich an die Voraussage von Lorraines Tante. Sie besaß nichts Schickes und hatte niemals auch nur annähernd die honigbraune Hautfarbe, die Olivias Freundin ständig aufwies. Also würde sie sich vermutlich in der Tat wie eine Klofrau vorkommen.
    »Du kannst die Frau aus dem Klo holen, doch das Klo nicht aus der Frau«, brummte sie vor sich hin.
    Dank vieler sich widersprechender Auskünfte war sie in Panik ausgebrochen und wollte nun einfach alles mitnehmen, was auch nur in Richtung Sommerkleidung tendierte. Eine ganze Reihe von nicht so leichten Sachen würde ebenfalls mitgehen, denn wegen Irlands Klima besaß Evie keine besonders üppige Flattergarderobe, sondern trug im Juli ganz einfach die Winterkleidung ohne Pullover und ohne Strumpfhosen.
    Es war ein wunderschöner Mittwochabend, drei, nein eigentlich zweieinhalb Tage, bevor Rosie und sie nach Spanien flogen. Wenig Zeit, um sich von einer Büroangestellten in eine schillernde Jet-Setterin zu verwandeln, die sich mit einem Cocktail in der Hand neben dem Pool wohlfühlen und Cafe con leche, por favor bestellen würde.
    Evie stand im Schlafzimmer und ordnete auf dem gepunkteten Bettüberwurf die Häufchen immer wieder neu. Sie bemühte sich, die Ansammlung zu reduzieren, indem sie die Dinge aussortierte, die sich allzu sehr ähnelten.
    Merkwürdigerweise besaß sie einen ganzen Stapel von blassrosa T-Shirts: neun unterschiedlich verwaschene Exemplare. Irgendjemand musste ihr einmal gesagt haben, dass ihr ein zartes Rosa gut stehe.
    Sie hielt eines an ihr Gesicht und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Diese Person musste sich wohl geirrt haben. In blassem Rosa sah sie wie ein Schweinchen aus einem Buch von Beatrix Potter aus. Jetzt fehlte ihr nur noch eine Rüschenhaube, und sie hätte sich neben Mrs. Tiggywinkle sehr gut gemacht. Das aber entsprach nicht dem von ihr angestrebten Schönheitsideal. »Verdammt!«, fluchte Evie ungewohnt heftig.

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