Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Sie war glücklich, dass sie nach all der Zeit nun ein freundschaftliches Verhältnis zu Evie gefunden hatte.
Evie lächelte beherzt. Ihre Flitterwochen waren das Allerletzte, worüber sie reden wollte. Zwei volle Wochen mit Max in Griechenland... Sie holte tief Luft. Max. Automatisch dachte sie an ihn statt an Simon. Es war einfach grotesk.
»Griechenland«, seufzte sie und versuchte vergeblich, ihrer Aussage etwas Begeisterung einzuhauchen. »Dorthin wollte ich schon immer.« Allerdings nicht jetzt, dachte sie im Stillen.
»Griechenland ist so herrlich«, stimmte Vida ihr verklärt zu. »Ich erinnere mich, dass ich nach einer Party meilenweit gelaufen bin, um das Orakel von Delphi zu sehen. Wir hatten alle viel zu viele Cocktails getrunken, und dann war unser Auto liegen geblieben. Also sind wir im Abendkleid zu dem Heiligtum gestelzt. Wir müssen verrückt gewesen sein.«
Vida besaß viele bewundernswerte Eigenschaften, dachte Evie. Eine davon war Gott sei Dank die Fähigkeit, ununterbrochen reden zu können und faszinierende Episoden aus ihrem Leben zu erzählen. Auf sehr amüsante Weise konnte sie Leute stundenlang unterhalten. Cara und Rosie, die sich abgesprochen hatten, Rosie mehr Wein zukommen zu lassen, als ihre Mutter es ihr gestattete, beugten sich vor und lauschten.
Dankbar, nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, lehnte Evie sich zurück und fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Weinglases. Ihr Blick wanderte lustlos durch den Raum, als ob sie hoffte, Max könne erscheinen und sie von all diesem Gerede über Flitterwochen und Hochzeiten befreien.
Ein braun gebrannter Blonder, der alleine an der Bar saß, Oliven aß und Rotwein aus einem Glas so groß wie eine Goldfischkugel trank, blickte sie bewundernd an. Als sie ihn wahrnahm, musterte er sie anerkennend, hob sein Glas und prostete ihr zu.
Die Wirkung von Kleidung war schon erstaunlich, dachte Evie belustigt und lächelte höflich zurück. In ihrem Kleid fühlte sie sich wie eine Prinzessin. Doch der Mann, der es eigentlich bewundern sollte, hatte es nicht gesehen und würde es vermutlich auch nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Beim Dessert diskutierten Vida und die inzwischen etwas beschwipste Rosie über Männer wie zwei Siebzehnjährige anstatt nur einer einzigen. Und Cara, ihrerseits ebenfalls schon recht angeheitert, verriet Evie, was für ein wunderbarer Typ Max Stewart doch sei.
»Er ist so freundlich zu mir«, vertraute sie Evie an, und ihre Augen leuchteten in einer Mischung aus Alkohol und Zuneigung. »Erst hat er mich über meine Kindheit ausgefragt und wie du dich um mich gekümmert hast. Er wollte alles über die ganze Familie erfahren... es ist schön, einen Mann zu treffen, der sich für einen als Mensch und nicht nur als ein Paar Brüste interessiert«, meinte sie plötzlich bedrückt. Ewan hatte sie nicht für jemanden mit lediglich zwei Brüsten gehalten, wie Cara sehr wohl wusste. Er liebte sie als den Menschen, der sie war; doch hatte er nicht wirklich ihr Wesen begriffen. Ein heilloses Durcheinander, dachte sie traurig. Wegen diesem Bastard von Owen Theal war sie vollkommen verwirrt, denn er hatte ihr ihr Selbstvertrauen genommen.
Ewan hatte ihr dieses Selbstvertrauen zwar wieder eingeflößt, doch sie war zu blind gewesen, es zu merken...
Nein, sie wollte nicht an ihn denken. Sie war über Ewan hinweg. Schluss, aus, vorbei. Sie brauchte einen Stellvertreter, um sich abzulenken. Ein Mann wie Max wäre genau der Richtige.
»Glaubst du, Max mag mich?«, fragte Cara ihre Schwester ernst. »Ich denke schon, aber vielleicht irre ich mich. Er sieht phantastisch aus, nicht wahr? So ein wunderschönes Exemplar.«
»Ja, er ist eine Ausnahme«, räumte Evie hölzern ein. Was hatte sie nur denken können? Max wäre so gut für ihre Schwester, er würde ihr Liebe, Zuneigung und den Rückhalt geben, den Cara so verzweifelt brauchte. Evie hatte einen Verlobten, einen Mann, den sie heiraten würde. Cara dagegen war vollkommen solo. Plötzlich kam ihr Ewan mit seinen wirren Haaren ins Gedächtnis.
»Was ist denn mit Ewan?«, fragte sie.
Caras Augen füllten sich mit Tränen.
»Es ist vorbei«, schniefte sie und suchte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch.
Evie legte tröstend den Arm um ihre Schwester. »Du Arme. Warum hast du mir denn davon gar nichts erzählt?«
»Da erübrigt sich jeder Kommentar.« Cara schluckte. »Er ist ein Schwein, hat mich fallen gelassen, Schluss gemacht. Aber ich sage dir...« Ihre
Weitere Kostenlose Bücher