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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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Stimme wurde hart. »Ich bin über ihn weg, und werde hier kein Kind von Traurigkeit sein. Vida«, sagte sie und unterbrach die flüsternde Unterhaltung zwischen ihrer Stiefmutter und Rosie. »Wohin gehen wir jetzt? Ich will mich richtig austoben!«
    Der Nachtclub »El Dorado« war eine gewaltige, mit lila Samt ausgeschlagene Höhle, an dessen Rand sich kleine Nischen befanden. Sie wirkten wie intime Zellen, die die Tanzfläche umsäumten. Ein Ober im Frack, von Vida bestochen, führte sie zu einer ruhigen Nische im hinteren Teil des Clubs, wo breite Bänke wie kurvenreiche Salvador Dali Skulpturen sich um die Glastische rankten. Dort konnten sie die Tanzfläche beobachten, ohne von der Musik erschlagen zu werden. Abgesehen von ein paar jungen Blondinen, deren weiße Kleidung in der Diskobeleuchtung schimmerte, war die Tanzfläche fast leer.
    Wie bei einem Club üblich, für dessen Eintritt man ein Vermögen hinlegen musste, waren Gäste aller Altersgruppen vertreten, von ganz Jung bis ganz Alt. Insgesamt machten sie einen sehr wohlhabenden Eindruck. Auf den Tischen standen Eiskübel mit Champagnerflaschen, und die Handtaschen, die dicht neben ihren Eigentümern auf den breiten Bänken lagen, waren ausschließlich von Fendt oder Prada.
    »Ein tolles Ding«, flüsterte Rosie und sah sich um.
    »Sicher ist es hier viel zu ruhig für euch«, bemerkte Vida und winkte dem Ober mit ihrer von einem Armband verzierten Hand. »Für die meisten anderen Nachtclubs bin ich zu alt. Dieser wurde mir für alte Schachteln wie mich empfohlen.«
    »Du bist keine alte Schachtel«, warf Rosie entsetzt ein.
    »Schaut euch nur die Getränkepreise an!«, rief Evie ebenso entsetzt, während sie die in Leder gebundene Weinkarte studierte.
    »Kein Wort darüber!« Vida erstickte jede Diskussion im Keim und bestellte sofort zwei Flaschen Champagner. »Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass meine Stieftochter heiratet.«
    Danach hatte sogar Evie einen Drink nötig.
    Vida war ganz versessen darauf zu tanzen, ganz besonders dann, als der DJ einen Rock‘n-Roll-Song spielte, bei dem der halbe Club die Zigarren niederlegte und zu wackeln begann. Rosie und Cara stampften ausgelassen übers Parkett. Evie jedoch zog sich trotz der Bewunderung, die das neue kupferfarbene Kleid erregte, bald wieder in ihre Ecke zurück und nippte nachdenklich an ihrem Champagner.
    Ihr war nicht nach Tanzen oder Feiern zumute. Sie hatte eher das Gefühl, einer Totenwache beizuwohnen, bei der eine alte Frau mit braunem Haar gleich laut zu lamentieren anfangen würde. Sie bemerkte den Mann erst, als er vor ihr stand und sie mit starkem Akzent fragte, ob er sich setzen dürfe.
    Evie zuckte die Achseln, wie um zu sagen, er solle tun, wie ihm beliebe. Ihr war alles vollkommen gleichgültig geworden.
    »Tanzen Sie nicht mit Ihren Freunden?«, fragte er.
    Jetzt erkannte Evie den Blonden aus dem Restaurant wieder, der ihr zugeprostet hatte. Er war um die vierzig und hatte aus der Entfernung gut ausgesehen. Bei näherer Betrachtung jedoch wirkte sein Gesicht wie eine Straßenkarte voller roter Äderchen von reichlich Alkohol oder zu viel frischer Luft oder von beidem.
    »Möchten Sie noch etwas Champagner?«, fragte er, während seine Augen ihren Körper lasziv abgrasten.
    Evie war sich darüber im Klaren, dass jede positive Aussage als eine Aufforderung verstanden werden würde, schüttelte also den Kopf und ließ sich auf ihrem Sitz zurückfallen. Hoffentlich würden Vida und die Mädchen ihr bald zu Hilfe kommen.
    Sie wollte nicht unhöflich sein, aber trotzdem den Mann loswerden. Herr Rotader kroch auf der Bank auf sie zu wie eine Riesenspinne auf eine Fliege.
    »Sie sind viel zu schön, um alleine zu sein«, gurrte er.
    Evie lächelte nervös, doch dann erstarrte sie, denn das würde sicherlich als Aufforderung interpretiert werden.
    Er streckte eine braun gebrannte Hand aus und legte sie auf ihr Knie.
    Ach, du große Güte, dachte Evie ängstlich, das durfte nicht wahr sein. Solche Dinge gab es bei ihr einfach nicht. Ein Aufeinandertreffen mit fremden Männern in Nachtclubs passierte schillernden Frauenfiguren mit exotischen Lebensgewohnheiten und nicht grauen Mäusen wie ihr. Wie hatte sie sich nur jemals interessante Dinge wünschen können? Das würde sie sich nie wieder einfallen lassen. Und das verdammte Kleid würde sie auch nie wieder tragen. Die vor dem Ausschnitt verschränkten Bänder forderten Ärger geradezu heraus.
    »Ich sah Sie alleine und dachte

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