Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
Vom Netzwerk:
meinte Vida mit verschränkten Armen, nachdem sie die Kombination kritisch betrachtete. »Es ist besser, alles ganz schlicht zu halten. Und jetzt probier doch mal die anderen Sachen an.«
    Der cremefarbene Seidenschlauch, der auf dem Bügel einen so unterkühlten Eindruck gemacht hatte, wirkte an Evie wie ein Mehlsack. Sie sparte sich die Mühe, aus der Kabine zu kommen und es Vida zu zeigen. Aber ein schulterfreies zweiteiliges violettes Strickensemble, das sich eng anschmiegte und ihre grünbraunen Augen in ein hypnotisches Grün verwandelte, passte dagegen perfekt.
    »Es ist hinreißend«, sagte sie und wäre fast in Tränen ausgebrochen, weil sie es so gerne gehabt hätte. »Aber ich kann dich unmöglich beides kaufen lassen, Vida. Das wäre der Gipfel an Unverschämtheit.«
    Vida aber bestand so hartnäckig darauf und wiederholte unzählige Male, Evie sei die Tochter, die sie niemals gehabt hatte, dass Evie ihrer Stiefmutter gestattete, schließlich beides zu bezahlen. Cara und Rosie warteten draußen. Sie aßen Eiskrem und betrachteten die Passanten. Vida kam, vor Freude gerötet, dass es ihr endlich gelungen war, Evie etwas Gutes anzutun, aus dem Laden. Evie ihrerseits war vor Scham darüber errötet, wie viel Vida für sie ausgegeben hatte.
    »Mein zweiter Mann«, flüsterte Vida, als die Verkäuferin das kupferfarbene und das violette Kleid in Seidenpapier packte, »war kein besonders netter Kerl. Nicht wie Max‘ guter Vater Carlos. Aber Dan Anderson war reich. Sehr reich sogar«, betonte sie. »Es ist schön, eine Tochter zu haben, die ich ein wenig verwöhnen kann... nun gut, eine Stieftochter«, fügte sie eilig hinzu.
    »Was habt ihr denn gekauft?«, erkundigte sich Rosie und durchsuchte die schillernde Tragetüte wie ein Hund, der nach Knochen Ausschau hielt.
    »Sehr hübsche Dinge«, erwiderte Vida und hakte sich bei Rosie ein. »Und was können wir jetzt für dich tun, mein Schatz?«
    Abendessen mit Drinks in einem lebhaften Club am Hafen: das war Vidas Plan für Evies Frauenabend.
    »Den Jungs habe ich gesagt, dass sie heute ohne uns auskommen müssen«, flötete sie, als sie um halb acht in Evies Zimmer trat und sie in ihrem kupferfarbenen Kleid vorfand.
    »Ist Max schon zurück?«, erkundigte Evie sich und schlüpfte in die hohen schwarzen Sandaletten. Sie wollte mit ihm sprechen und ihm sagen, dass der traditionelle Abend unter Frauen vor einer Hochzeit nicht ihre Idee gewesen war, ja, dass sie an ihre Hochzeit überhaupt gar nicht denken mochte.
    »Er ist vor zwanzig Minuten zurückgekommen, doch dein Vater und er sind schon zu ihrem eigenen Männerabend aufgebrochen. Der Himmel weiß, wo sie landen werden. Vermutlich in einem Freudenhaus!« Vidas Mundwinkel schoben sich nach oben, denn sie wusste nur zu gut, dass ihr über alles geliebter Ehemann ebenso wenig in so einem Etablissement landen würde wie sie.
    Sie hatte ihn verpasst, dachte Evie kläglich. Weder hatte sie eine Gelegenheit gehabt, es ihm zu erklären, noch hatte er sie in ihrem wunderschönen neuen Kleid gesehen. Sie warf ihre Wimperntusche in die Schublade zurück. Wozu sollte sie sich jetzt noch die Mühe machen?
    Das Abendessen war eine lebhafte und feuchtfröhliche Angelegenheit, die sie unter anderen Umständen in vollen Zügen genossen hätte. Cara, Rosie und Vida waren alle bester Stimmung und bemühten sich sehr, Evie zu unterhalten. Evie ihrerseits riss sich zusammen, lachte über die vorgebrachten Witze und tat so, als ob sie sich köstlich amüsiere. Insgeheim jedoch brach es ihr das Herz.
    Während die Gesichter der anderen verschwammen, glaubte sie, dies sei das Ende jeglicher Illusionen: der heutige Abend war die letzte Bestätigung, dass sie in fünf Wochen heiraten würde. Simon heiraten würde. Der gute, freundliche Simon, der ihr als die Personifizierung all ihrer Wünsche vorgekommen war - jetzt erschien er ihr nur noch wie ein Mühlstein um den Hals, der sie auf den Grund des Teichs zog, wo sie doch viel lieber mit Max an der Oberfläche ihre Bahnen gezogen hätte.
    Sie spielte mit dem Verlobungsring an ihrem Finger. Er war weiter geworden, weil sie abgenommen hatte, und das trotz des allabendlichen Essens. Evie war der Appetit gründlich vergangen. Auf ihrem Teller lagen gegrillte Paprika in einer pikanten Olivenölsauce. Sie hatte sie kaum angerührt. Normalerweise hätte sie sie verschlungen, denn sie liebte gegrillte Paprika.
    »Erzähl mir doch ein wenig über eure Hochzeitsreise«, meinte Vida vergnügt.

Weitere Kostenlose Bücher