Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Schuldgefühle Rosie gegenüber, dass sie ihre schlechte Laune an ihr ausließ und ermahnte sich streng, sich endlich in den Griff zu kriegen. Schließlich war es nicht die Schuld der anderen, dass ihr Verlobter es vorzog, die Weihnachtsfeiertage anstatt mit ihr mit seiner Mutter und ein paar sonstigen Eulen beim Scrabble-Spiel zu verbringen.
Sie hatte die von ihr besorgten Gaumenfreuden verstaut und sich darüber gewundert, dass ihr Vater nicht etwa Häppchen für den Feierabend zubereitet hatte - sondern im Gegenteil, wunderschön arrangierte Kleinigkeiten im Kühlschrank deponiert waren.
Evie, die ein Teil ihres mageren Weihnachtsbudgets darauf verwandt hatte, bereits fertige Kanapees, Mini-Pizzas und Sesamtoasts mit Lachs zu kaufen, stellte fest, dass die Dinge in seinem Kühlschrank ihrer vorgefertigten Ware weit überlegen waren. Feine Pasteten und Lachsschnittchen waren dekorativ auf Platten mit Goldrand arrangiert, die Evie bisher noch nicht kannte. Sie hatte nicht gewusst, dass er so etwas zubereiten konnte. Offenbar hatte er eine Hilfe.
Als sie mit dem Gepäck oben angelangte, nahm sie überrascht eine kleine blau-weiße Vase wahr, in der ein Zweig Winterjasmin auf dem Nachttisch neben dem Bett stand, das Rosie und sie sich teilten.
Wie liebevoll, dachte sie gerührt, und roch an dem zarten Zweig. Ihr Vater war kein großer Freund von Blumen. In seinem Malkurs malte er niemals Blumenstillleben, sondern zog wilde Landschaftsbilder vor. Dennoch war das eine reizende Willkommensgeste. Genau in diesem Augenblick kläfften die Hunde los, dann schlug die Hintertür zu, und sie hörte Rosies laute Begrüßung.
Sie rannte nach unten, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm.
»Papa, ich habe mir solche Sorgen deinetwegen gemacht«, meinte sie glücklich, doch die Worte erstarben auf ihren Lippen, als sie in die Küche rauschte und feststellte, dass er nicht alleine gekommen war.
Rosie kniete auf dem Boden und streichelte Jessie, einen schwarzen Cockerspaniel, der vor Freude schier platzen wollte. Gooch, ein Golden Retriever, schlürfte Wasser aus seiner Schüssel, wobei er es anschließend über die Steinfliesen verteilte und gleichzeitig weiße Haare in die Luft wirbelte, weil er mit seinem Schwanz gegen das Tischbein schlug. Ihr Vater zog sich gerade seine dunkelgrünen Gummistiefel aus. Eine fremde Frau füllte den Teekessel am Wasserhahn und schien sich vollkommen zu Hause zu fühlen, Evie starrte die Person überrascht an. Selbst mit einem dicken Shetlandpullover und mit bis zu den Knien durchnässten dunklen Hosen wirkte sie elegant. Sie war groß und hatte ihr glattes, honigfarbenes Haar zu einem Knoten geschlungen. Evie schätzte die Dame auf Ende fünfzig, obwohl bemerkenswert wenig Falten um die klaren grauen Augen sichtbar waren, die ihr zartes, leicht gebräuntes Gesicht noch schöner machten.
Während sie die Frau anstarrte, hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass auch sie einer Musterung unterzogen wurde, als ob die grauen Augen sie einzuschätzen versuchten. Augenblicklich fühlte sie sich in ihren Jeans wie aus dem Leim gegangen. Die Jeans hatte sie angezogen, weil sie durch zahlreiche Wäschen sehr bequem geworden waren, ihren kurzen Beinen und der birnenförmigen Figur jedoch wenig schmeichelten.
»Evie! Willkommen! Tut mir Leid, dass wir zu eurer Begrüßung nicht hier waren, aber ich musste mit den Hunden raus, sonst wären sie durchgedreht.«
Ihr Vater umarmte sie fest. Die beiden Vierbeiner fingen erneut zu bellen an und sprangen hoch. Evie wollte sie gerade anbrüllen, als die Dame leise etwas sagte.
»Gooch, Jessie, sitz!«, befahl sie mit klarer, knapper Stimme. Es war eine amerikanische Stimme.
Die Hunde, die in ihrem ganzen Leben noch niemals jemandem anderes als ihrem Vater gehorcht hatten, hörten augenblicklich zu bellen auf und sahen bewundernd zu der neuen Herrin auf. Evie blieb der Mund offen stehen.
Rosie lachte begeistert. »Wie haben Sie das denn hinbekommen?«, fragte sie und knetete Goochs samtene Ohren.
Andrew Fraser warf der Fremden einen liebevollen Blick zu. Seinen Arm hatte er immer noch um Evie gelegt.
»Sie fressen Vida aus der Hand«, bemerkte er stolz. »Sogar ohne Leine laufen sie neben ihr, und kommen, wenn sie sie ruft.«
Vida! Wer, in aller Welt, war Vida? Das hätte Evie nur zu gerne erfahren. Als ob er ihre Frage erraten habe, nahm Andrew die Hand der Frau und drückte sie fest.
»Evie und Rosie, ich möchte euch Vida Andersen vorstellen. Sie
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