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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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Morgenstunden herum.«
    »Das wäre auch wirklich reine Zeitverschwendung«, wandte sich Vida an ihn und lächelte ihn warmherzig an.
    Schlagartig fiel Evie auf, wie schön sie war. Sie selbst fühlte sich wie ein Riesenkloß inmitten lauter Idealfiguren. In jungen Jahren musste sie hinreißend ausgesehen haben, denn selbst jetzt noch machte sie viel her.
    »Wir haben uns auf einer Cocktailparty getroffen«, berichtete Vida in vertraulichem Tonfall.
    Rosie grinste. »Ich wusste gar nicht, dass du auf Cocktailpartys gehst, Opa.«
    Ihr Großvater erwiderte ihr Grinsen. »Das tue ich auch erst, seit ich diese Dame kennen gelernt habe. Sie bringt mir viele neue Dinge bei.«
    Sie lachten.
    »Nicht nur über Cocktails«, murmelte Vida so leise, dass es eigentlich niemand hatte hören sollen. Doch Evie, die eine Bemerkung im Flüsterton über die Schreibtische der Firma Wentworth Alarms hinweg hören konnte, bekam es nur allzu deutlich mit.
    Diese merkwürdige Unterhaltung hielt sie nicht länger aus. Keiner nannte die Dinge beim Namen, und sie musste es einfach wissen.
    »Dann seid ihr beiden also ein Paar?«, erkundigte sie sich ohne jede Umschweife. Unwillkürlich war sie bei dieser intimen Nachfrage ebenfalls ins Duzen verfallen.
    Der engelhafte Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters sprach Bände.
    »Nicht nur das, Evie«, sagte er und wandte den Blick nur unwillig von Vida ab. »Ich weiß, du hättest es schon früher erfahren sollen. Aber es ist alles so plötzlich geschehen, und ich wollte es dir persönlich sagen: Vida und ich werden heiraten. Ich wollte es euch allen dreien zusammen erzählen, dir, Rosie und Cara - aber da du nun gefragt hast...«
    Evie starrte ihn an. Eine Welt schien für sie zusammenzubrechen. Eine Hochzeit. Er würde sich wieder verheiraten? Sie dachte an die Fotografien auf dem Beistelltisch, das verblichene Foto ihrer Eltern in ihrem Hochzeitsstaat, ihre Mutter in einem rosegrauen Satinkleid und grellrot geschminkten Lippen. Ihre wunderbare tote Mutter, nach der sie sich immer noch sehnte! Sie war es gewesen, deretwegen ihr Vater so lange getrauert hatte. Bedeutete ihm das denn gar nichts? Wie konnte er überhaupt eine Frau ansehen, geschweige denn eine wie Vida mit ihrem berechnenden Blick und dieser einschmeichelnden Stimme?
    »Ihr heiratet?«, fragte Evie tonlos.
    »Freust du dich denn nicht?«, erkundigte sich ihr Vater fast bittend.
    »Mich freuen?«, wiederholte Evie wie ein Papagei. »Es ist ein solcher Schock, du hättest es mir schon längst sagen sollen.« Sie starrte ihn an. So vieles blieb unausgesprochen. Fragen wie: »Wie konntest du mir das nur antun?«
    »Ich weiß.« Ihr Vater warf ihr einen schelmischen Blick zu wie er es auch tat, wenn sie das überfüllte Zeitungsregal aufräumte und dort sechs Monate alte Zeitungen fand, die hinter seinem abgegriffenen Kreuzworträtselbuch klemmten.
    Sie fühlte sich so hintergangen und ausgeschlossen, dass sie ihm kaum in die Augen sehen konnte. »Warum hast du mir das denn so lange verheimlicht, Papa?«, fragte sie heiser. Die widersprüchlichsten Gefühle schienen sie zu überfluten. »Warum nur?«
    Andrew Fraser rieb sich müde die Augen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er schien etwas sagen zu wollen, unterließ es jedoch. Evie sah von ihrem Daumen auf, an dem sie an einem losen Stückchen Haut verzweifelt gekratzt und es fast losgelöst hatte. Sie blickte ihn tadelnd an und wartete darauf, dass er etwas sagte. Doch er schwieg. Diese verdammte Person hatte ihn einer Gehirnwäsche unterzogen.
    Abrupt stand sie auf. »Ich sollte mich jetzt lieber umziehen. Die Gäste werden bald hier sein.« Ohne ein weiteres Wort ging sie nach oben.
    Wie benebelt ließ sich Evie auf die Bettkante fallen. Ihr Samtkleid für alle Gelegenheiten hing im Schrank, und sie hatte sogar ihre schnurlose Heißluftbürste mitgebracht, falls ihr danach sein sollte, ihre von der Friseurin gezauberten Locken noch einmal wiederzubeleben. Doch Evie hatte jetzt nicht einmal Lust, sich für die Party fertig zu machen. Sie hatte zu überhaupt gar nichts Lust, war wie vor den Kopf geschlagen, vollkommen perplex. Ihr Vater würde wieder heiraten, tatsächlich wieder heiraten! Nach über zwanzig Jahren der Trauer um ihre geliebte Mutter lud er eine andere Frau dazu ein, sein Haus und sein Bett zu teilen. Evie wusste nicht, wie sie damit fertig werden sollte.
    Und erst recht nicht mit dieser Ruhestörerin. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war - sich hier in Evies

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