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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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hin und her und vergrub die Hände in den Taschen ihrer Ponyfellimitat-Jacke. Erleichtert spürte sie die neue Schachtel Marlboro in ihrer rechten Tasche, die immer noch in der glänzenden Zellophanverpackung steckte. Zur Hochzeit ihres Großvaters hatte sie nicht gespart und zwanzig anstelle von nur zehn Zigaretten gekauft, die jetzt darauf warteten, geraucht zu werden.
    Nach der Fahrt mit ihrer Mutter und ihrer Tante, beide kurz vor dem Siedepunkt, würde der Tag sicher endlos werden. Ab und an eine Zigarette zur Beruhigung wäre also genau das Richtige. Ehrlich gesagt hätte sie sich gerne jetzt schon eine angezündet. Doch konnte man wohl kaum die Kirche verlassen, während alle auf die Braut warteten. Das kam nur dann in Frage, wenn man ganz hinten saß und sich kurz nach ihrer Ankunft davonstehlen konnte. Rosie hätte zu gerne hinten und nicht neben ihrer schlecht gelaunten Verwandtschaft gesessen.
    Selbst die Großtanten, Al und Elizabeth, normalerweise recht leutselig, sagten kein Wort. Vermutlich waren sie eingenickt, dachte Rosie belustigt und musterte die beiden älteren Damen, die ihre besten Kleider anhatten. Großvater sah hinreißend aus, dachte sie stolz. Er trug einen grauen Maßanzug und eine elfenbeinfarbene Rose im Knopfloch. Andrew wirkte elegant und distinguiert - kein bisschen wie ein Mann Ende sechzig. Er unterhielt sich mit seinem Trauzeugen neben dem Altar und drehte sich immer wieder zu seiner Enkelin um, um ihr ermutigend zuzuzwinkern. Sie zwinkerte zurück.
    Rosie warf einen unauffälligen Blick auf die Uhr, indem sie ihre Arme zu strecken vorgab. Ihre Mutter würde sie umbringen, wenn sie das gesehen hätte.
    Zehn nach zwei, Vida war zehn Minuten zu spät. Aber zur eigenen Hochzeit durfte man sich verspäten. Rosie nahm sich vor, bei ihrer Hochzeit mindestens eine halbe Stunde zu spät zu erscheinen. Nicht dass sie vorhatte zu heiraten! Doch wenn es einmal so weit kommen sollte, würde es ihr Spaß machen, alle auf sich warten zu lassen. Sie würde dann mit der ihr zustehenden Verspätung den Mittelgang entlangschweben und ihren ehemaligen Freunden Luftküsse zuwerfen. Und allesamt würden sie sich wünschen, sie wären der glückliche Kerl vor dem Altar.
    Gelangweilt bewunderte sie zum hundertsten Mal ihren chromfarbenen Nagellack. Er war ultramodern und erinnerte an das Weltall - sie liebte ihn. Cara hatte ihn ihr heute Morgen vor der Abfahrt geschenkt.
    Rosie hatte nicht verstehen können, weshalb ihre Mutter sich derartig aufregte, als sie dann herumstehen musste, während die Tochter sich die Nägel lackierte. Ohnehin waren sie viel zu früh dran.
    Andererseits wäre wohl jede Uhrzeit zu früh gewesen, um mit ihrer Mutter und ihrer Tante zu verreisen. Die Atmosphäre im Auto hatte sie so schrecklich bedrückt, dass Rosie sich ihren Walkman über die Ohren gezogen und die beiden einfach nicht mehr beachtet hatte, wie sie sich gegenseitig ebenfalls zu ignorieren versuchten.
    Ihre Mutter hatte einen einzigen Satz an ihre Tante gerichtet und der lautete: »Ich kann nur hoffen, dass Vida nicht in Weiß erscheint.«
    Woraufhin Cara ihr entgegenhielt: »Du trägst doch auch Weiß zu deiner Hochzeit, oder nicht?«
    Bei diesem Dialog hatte Rosie jede Hoffnung auf Versöhnung verloren und sich mit einer Ella Fitzgerald-Kassette zurückgezogen, die noch von ihrem Vater stammte.
    Aus dieser Sache würde sie sich heraushalten.
    Warum nur sah ihre Mutter nicht ein, dass Cara sich gar nicht streiten, sondern vielmehr Frieden schließen wollte? Und warum begriff Cara nicht, dass ihre Mutter es hasste, einen Fehler zuzugeben und kritisiert zu werden? Sie wusste eben einfach nicht, wie sie sich entschuldigen sollte, ohne sich dabei etwas zu vergeben. Himmel noch mal, Rosie wünschte sich, die beiden würden endlich erwachsen!
    Evie konnte nicht anders, als die Blumen zu bewundern. In einem Anflug von Schadenfreude, den sie augenblicklich bedauerte, hatte sie sich vorgestellt, die Kirche in Ballymoreen wäre wie ein Bordell geschmückt, mit einer Unzahl einander farblich beißender Blüten, die alle um den ersten Platz kämpften. Und dann vielleicht noch schauerliche Schleifen, um das Maß voll zu machen! Es wäre der Beweis dafür gewesen, dass Vida Andersen gar nicht einen solch sicheren Geschmack besaß, wie sie immer vorgab.
    Doch sich beißende rote und lila und blaue und narzissengelbe Gestecke gab es nicht. Stattdessen waren die hellen Mauern der alten Kirche mit üppigen, in ganz zartem

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