Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Elfenbein gehaltenen Rosen, die mit schmalen grauen Bändern zusammengehalten wurden, verziert. Sehr elegant, und Evie musste zugeben, dass es bezaubernd aussah.
Sie ertappte ihren Vater dabei, wie er Rosie zuzwinkerte. Und ihre Tochter, die seit ihrer Ankunft unablässig auf ihrem Stuhl hin- und hergerutscht war, zwinkerte zurück. Evie warf einen scharfen Blick auf sie; doch Rosie tat so, als ob sie sich streckte, um dabei auf die Uhr blicken zu können.
Evie hätte zu gern selbst einen Blick auf die Uhr geworfen. Doch eingeklemmt zwischen Großtante Al und der zweiten Cousine ihrer Mutter, Fidelma, die überraschenderweise zur Hochzeit aufgetaucht war, konnte sie sich nicht bewegen. Cara, die auf der anderen Seite von Fidelma saß, wollte sie auch nicht fragen. Sie spürte, wie Cara sie anfeindete. So war es schon den ganzen Morgen über gewesen.
Die Schwester nervte sie enorm. Konnte sie denn wirklich nicht begreifen, dass Evie ihren Streit beilegen wollte?
Wenn sie jedoch erst einmal schlechte Laune hatte, war alles vergebens. Evie hatte auf der Fahrt sogar versucht, ein Gespräch mit ihr anzufangen, doch hatte sie sich dabei nur eins eingefangen. Sie hatte lediglich bemerkt, sie hoffe, Vida würde nicht in einem lächerlichen weißen Kleid erscheinen, doch Cara hatte sie gleich angegiftet. Wie konnte sie sich diese Bemerkung über Evies Hochzeitskleid nur erlauben? Evie fühlte, wie ihr angesichts so einer Beleidigung das Blut zu Kopfe stieg.
Wäre sie nicht die Ältere der beiden, die mit gutem Beispiel vorangehen musste, hätte sie Cara zu gerne eine Ohrfeige versetzt.
Der Priester gab ein Zeichen, und der Organist begann zu spielen. Der tiefe, etwas heisere und zittrige Klang der alten Orgel erfüllte die Kirche. Alle erhoben sich ein wenig von den Bänken und reckten die Hälse, um einen Blick auf die Braut zu erhaschen. Evie spürte plötzlich einen Kloß im Hals und sah ihren Vater an. Sein faltiges Gesicht, ihr ebenso vertraut wie ihr eigenes, strahlte vor Freude. Seine Stirnfalten waren wie weggeblasen, als Vida langsam durch den Mittelgang schritt. Er sah glücklicher aus, als Evie ihn seit langem gesehen hatte.
In diesem Augenblick hasste sie sich, hasste all jene eifersüchtigen Gedanken, die sie so vergeblich zu unterdrücken versucht hatte. Wie konnte sie nur wollen, dass ihr geliebter Vater nicht glücklich war? Er hatte es wirklich verdient. Cara hatte Recht, sie war eine eingefleischte Hexe. Und jetzt tat es ihr auch Leid, dass sie Rosie verboten hatte, als Brautjungfer zur Verfügung zu stehen.
Zu spät merkte sie, dass ihr die Tränen über die Wangen kullerten. Sie schniefte und hoffte, niemand hätte es gesehen. Gott sei Dank saß sie hinter Tante Als stoffreichem safrangelben Wollkleid, das sie hoffentlich vor neugierigen Blicken schützte. Falls dennoch jemand ihre Tränen bemerken sollte, würde man sie als die, bei Hochzeiten übliche, Sentimentalität werten. Sie konnte sich ihrer leider nicht erwehren.
Ihren Vater neben dem Altar stehend dabei zu beobachten, wie er nun ihrer wunderbaren Mutter die Treue brach, war in der Tat schrecklich schmerzhaft. Doch Evie nahm sich vor, lediglich während der Zeremonie zu trauern und danach einen neuen Anfang zu machen. Sie würde ihrem Vater zeigen, dass sie sich für ihn freute. Sie würde auf seiner Hochzeit tanzen - wenn auch mit engem Rock und Olivias die Zehen einschnürenden Schuhen - und sie würde seiner neuen Braut zulächeln.
Wenn sie doch nur Vida ins Herz schließen könnte! Wenn er irgendjemand anderen geheiratet hätte, wäre Evie vollkommen einverstanden gewesen. Juchhe, wo sind die Luftballons, lasst uns feiern! Doch sie war misstrauisch. Irgendetwas an der Amerikanerin mit dem kühlen Blick missfiel ihr. Evie konnte sich nicht eingestehen, dass das Problem möglicherweise ihre eigene Eifersucht war.
Während die Orgel asthmatisch ächzte, rückte die Braut auch in ihr Blickfeld. Sie sah tatsächlich so wunderschön aus, wie Evie es insgeheim befürchtet hatte.
Strahlend und in einem diskreten, grauen Kostüm lächelte Vida ihren zukünftigen Ehemann an. Ihr Haar war zu einem klassischen Knoten geschlungen, und als einzigen Schmuck trug sie eine Brosche. In ihrem konservativen Blau, mit stark aufgedrehten Locken und leuchtendrotem Lippenstift, um sich etwas mehr Farbe zu verleihen, fühlte sich Evie im Vergleich zu Vida wie eine Avon-Lady aus den fünfziger Jahren.
Vida übergab ihren Brautstrauß der Trauzeugin, einer
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