Geheimagentin Nikki Price
wissen, was eine richtige Nachbarschaft ist?"
"Sicher. Sagen Sie's mir."
Nikki holte tief Luft. "Eine Nachbarschaft bedeutet mehr als nur Häuser in einer Straße. Was innen in diesen Häusern ist, zählt. Eine Mutter und ein Vater, die in Haus und Garten arbeiten. Kinder, die miteinander spielen. Hunde und Katzen, die sich jagen. Grillfeste mit den Nachbarn an den
Wochenenden. In einer richtigen Nachbarschaft leben Freunde und nicht nur Leute, denen man morgens zunickt, wenn man die Zeitung hereinholt."
Ihre nachdrücklichen Worte erstaunten ihn. "Ich hätte nicht gedacht, daß eine Militärstochter sich in diesen Dingen auskeimt."
Jeglicher Glanz erlosch aus ihren Augen. Sie wurde zu der coolen Frau, an die er sich von früher erinnerte.
"Es stimmt allerdings, daß ein Stützpunkt nicht gerade als Nachbarschaft bezeichnet werden kann, Dr. Carter", entgegnete sie schroff.
"Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muß Ihre Tochter zur Schule bringen." Sie verließ die Küche. Zurück blieb eine gespannte Atmosphäre.
Während der Fahrt zu der Privatschule, die Heather besuchte, blickte Nikki ständig in den Rückspiegel, um sich zu Vergewissern, daß sie nicht verfolgt wurden.
"Holst du mich nachher wieder ab?" fragte Heather, als Nikki vor dem großen, zweistöckigen Gebäude anhielt.
"Ja."
"Ich bin wirklich froh, daß du wieder hier bist", verkündete Heather mit einem Lächeln, bevor sie ausstieg
Nikki blieb am Straßenrand stehen und blickte ihr nach, bis sie mit einigen anderen Mädchen das Schulgebäude betreten hatte.
Sie hatte kaum den Wagen gewendet, um zurückzufahren, als das Autotelefön einen Signalton gab. Nikki brauchte nic ht erst die Stimme des Anrufers zu hören, um zu wissen, wer es war.
"Perfektes Timing, Harvey. Ich habe Heather gerade bei der Schule abgesetzt."
"Mein Timing ist immer perfekt. Wie läuft es bei dir?"
Sie lachte auf und antwortete: "Ich habe nicht erwartet, mit offenen Armen empfangen zu werden. Also könnte ich auch nicht überrascht sein. Dr. Carter haßt mich wegen meiner Rolle, die ich bei Renees Festnahme gespielt habe, und er macht mich für ihren Tod verantwortlich. Er will, daß ich verschwinde."
"Du weißt, daß wir dich dort brauchen, Nikki."
"Ich habe nicht gesagt, daß ich gehe. Welche Hindernisse er mir auch in den Weg legt, ich bleibe."
"Ich bin für dich da, falls du mich brauchst."
Nikki lächelte. "Gut, denn wenn Dr. Carter noch gemeiner wird, verlange ich eine deftige Gehaltserhöhung."
"Die sollst du haben. Wenn sich die Dinge wieder beruhigt haben, möchte ich mit dir essen gehen."
Sie mußte lachen. "Harvey, dein Leben ist nie ruhig."
"Also gut, wir gehen in jedem Fall irgendwann essen. Bis bald."
Nikki legte den Hörer auf und fuhr nach Hause. Sie parkte ihren Wagen in der Garage und stieg aus. Es war eine geräumige Halle, und Nikki fing an, in alle Ecken und hinter die Kartons, die an einer Wand aufgestapelt waren, zu spähen.
Gartengeräte standen ordentlich in einer Ecke. Zwei Mountainbikes und ein blaues Kinderfahrrad lehnten an einer Wand. Sie strich mit den Fingern über Scotts Sedan, der neben ihrem Truck mit Allradantrieb parkte, bevor sie zu einem Gebilde an der Rückwand ging, das mit einer Plane zugedeckt war. Sie hob eine Ecke an und warf einen Blick darunter.
"Oho, was haben wir denn da", murmelte sie, zog die Plane zurück und enthüllte ein schwarzes Motorrad.
"Schnüffeln Sie herum?"
Nikki wandte sich gemächlich um. "Das ist eine schwere Maschine", bemerkte sie. "Haben Sie auch die entsprechende Tätowierung und das Lederzeug dazu?"
"Die Tätowierung nicht." Er griff an ihr vorbei und zog die Plane wieder über das Motorrad. "Hier ist alles in bester Ordnung. Die Fenster sind sauber und die Beleuchtung ist gut.
Sie werden hier keine Versteckmöglichkeiten finden."
"Davon möchte ich mich selbst überzeugen."
"Oh, ja, natürlich", spottete er.
Nikki brauchte einen Moment, um sich zu beherrschen.
Niemand hatte sie bisher so gereizt wie Scott. "Haben Sie nicht zu arbeiten?" fragte sie in bewußt schroffem Ton.
Er lächelte vage. "Wollen Sie mich loswerden, Lieutenant?"
Sie musterte ihn mit einem eisigen Blick. "Wie Sie sehr wohl wissen, Doktor, bin ich nicht mehr bei der Marine. Also ist der Titel überflüssig. "
"Er ist mir lieber als Miss Price." Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie mit geneigtem Köpf. "Oder ziehen Sie Miss vor?"
"Ich ziehe Nikki vor." Sie wandte sich
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