Geheimagentin Nikki Price
ab. "Werden Sie bestimmte Zeiten im Institut einhalten oder nur arbeiten, wenn die Muse Sie küßt? Ich würde gern wissen, wann Sie im Haus sind und wann nicht."
"Ich werde zwei oder drei Tage in der Woche hier arbeiten und die restliche Zeit im Institut. Meine Assistenten werden hierherkommen. Keine Sorge, sie sind überprüft worden. Einen festen Zeitplan kann ich Ihnen nicht geben, da es davon abhängt, wie ich vorankomme."
Damit drehte er sich um. Doch ehe er davonging, sagte er über die Schulter: "Sie können mich im Labor über die Sprechanlage erreichen, wenn Sie 07 wählen. Keine Sorge, wenn ich nicht sofort antworte. Ich neige dazu, die Außenwelt zu vergessen, wenn ich arbeite. Und machen Sie sich nicht die Mühe, für mich zu kochen, um den Schein zu wahren. Obwohl ich zugeben muß, daß es eine interessante Vorstellung ist, von jema ndem beköstigt zu werden, der so appetitanregend aussieht wie Sie."
Nikki blieb nicht verborgen, wie muskulös sein schlanker Körper war. Mit seinem gebräunten Gesicht war er unleugbar ein gutaussehender Mann. Sie konnte nicht umhin, ihm nachzustarren, trotz der Gefahr, daß er sich umdrehen und sie dabei ertappen könnte.
Nikki verbrachte den Vormittag mit Hausarbeit. Sie räumte Heathers Zimmer sowie ihr eigenes auf und betrat dann Scotts Schlafzimmer. Auf der Türschwelle blieb sie abrupt stehen. Mit diesen Veränderungen hatte sie nicht gerechnet.
Verschwunden waren die Schleiflackmöbel. Renees
Frisierkommode mit all den Schmuckstücken, Parfumfläschchen und Cremetiegeln war durch einen dunklen Holzschrank ersetzt worden mit einem eingebauten Fernseher und einer
Stereoanlage. Anstelle des verschnörkelten Bettgestells war nun ein schlichtes Messingbett mit einer fröhlich gemusterten Tagesdecke in Kobaltblau, Smaragdgrün und Fuchsia
vorhanden. Sogar die Luft roch anders. Renees blumiges Parfüm war verflogen. Ein Hauch von Limonenduft hing in der Luft.
Nikki spähte ins Badezimmer. Die Handtücher hingen
ordentlich auf den Stangen, und der Spiegel war abgewischt. Die Blümchentapete, an die sie sich erinnerte, war in sanftem Beige übergestrichen worden.
Ein seltsames Gefühl beschlich Nikki. Wollte Scott durch die neue Dekoration Renee aus seiner Erinnerung verdrängen? Die beiden hatten gewiß keine perfekte Ehe geführt, aber war es so schlimm gewesen?
Nikki fühlte sich, als wäre sie in eine verbotene Sphäre eingedrungen.
Hastig verließ sie den Raum und ging in ihr eigenes Zimmer.
Sie schloß ihren Koffer auf, entnahm ihm einen großen Umschlag aus einem verborgenen Seitenfach und ging damit ins Wohnzimmer.
Sie setzte sich auf den Teppich, breitete den Inhalt des Umschlags auf dem niedrigen Tisch aus und vertiefte sich als erstes in den persönlichen Bericht über Dr. Scott Reynolds Carter. Alter siebenunddreißig, geboren in Bethesda, Maryland.
Im Alter von sieben Jahren als Genie entdeckt, in die dritte Klasse aufgestiegen und später mehrere Klassen übersprungen.
Im reifen Alter von siebzehn am Technologischen Institut von Massachusetts das Examen mit Auszeichnung abgelegt und später, promoviert. Seine Fachgebiete waren Computer und Laserwaffen,
Sie las weiter über Scotts Tätigkeit bei einer
Produktionsfirma mit Regierungsvertrag und seinem Wechsel zu Tellies Industries, wo er sich mit der Erforschung von Laserwaffen beschäftigte. Zu dem Zeitpunkt setzten seine Schwierigkeiten ein. Er bestand darauf, die totale Kontrolle über seine Projekte zu behalten und keinerlei Erkenntnisse preiszugeben, solange er nicht bereit dazu war. Weder der Firma noch der Regierung gefielen diese Forderungen, doch sie mußten sich fügen, da er auf seinem Gebiet in der Forschung allen anderen weit voraus war,
Nikki suchte den Bericht über seine Heirat mit Renee Anne Winthrop vor zwölf Jahren heraus. Da sie die einzige Tochter des ehemaligen Botschafters in Brasilien gewesen war, hatte es sich bei der Hochzeit um das große gesellschaftliche Ereignis des Jahres gehandelt. Beigefügte Zeitungsausschnitte bewiesen es.
Nikki erinnerte sich, daß sie die gleichen Berichte vor fünf Jahren gelesen hatte, kurz bevor sie als Haushälterin zu den Carters gekommen war
Sie blätterte die übrigen Berichte durch, die sehr detailliert und auf dem neuesten Stand waren. Doch zu ihrem Erstaunen fand sie keinerlei Angaben über Renees Verhaftung und Tod.
Ebenso erstaunlich war die Tatsache, daß Scotts Motorrad nirgendwo erwähnt wurde. Sie fragte sich, wie es
Weitere Kostenlose Bücher