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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Bitte … Sie wissen nicht, welche Nummer du bist. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie über dich oder die anderen mehr Macht bekommen, als sie bereits haben. Je weniger sie über den Zauber wissen, desto besser. Versprich es mir. Du musst den Mund halten.«
    Im Angesicht des auf mich zukommenden Horrors kann ich nichts zusagen. Ich weiß zwar, dass mein Versprechen alles ist, was Katarina hören will, aber ich kann es ihr nicht geben.

|51| 13
    Seit drei Tagen hocke ich in meiner Zelle. Außer einem Eimer Wasser, einem weiteren Eimer, den ich als Toilette benutzen kann, und dem leeren Tablett der gestrigen Mahlzeit ist die Zelle leer.
    Nicht ein Krümelchen ist vom Essen übrig geblieben. Ich habe das Tablett vor lauter Hunger gestern abgeleckt.
    Als ich vor drei Tagen in der Zelle aufgewacht bin, hatte ich eigentlich geplant, in den Hungerstreik zu treten und so lange jegliche Nahrung zu verweigern, bis sie mich Katarina sehen lassen würden. Aber die ersten zwei Tage vergingen, ohne dass ich überhaupt etwas zu essen oder trinken bekam. Ich glaubte schon, dass sie mich in meiner Zelle vergessen hätten. Als sie mir dann schließlich etwas brachten, war ich inzwischen so verzweifelt und hoffnungslos, dass ich meine ursprüngliche Absicht vergaß und den Fraß, den sie durch die kleine Luke in der Zellentür schoben, in mich hineinschlang.
    Das Komische ist, dass ich nicht mal besonders hungrig war. Meine psychische Verfassung war auf dem Nullpunkt, aber ich verspürte keinen Hunger. Mein Amulett schlug mir während der Tage in der Dunkelheit ab und an dumpf gegen die Brust, deshalb vermutete ich, dass mich der Zauber vor dem Verhungern und Verdursten bewahren würde. Dennoch war ich noch nie im Leben so lange ohne Wasser und Nahrung ausgekommen, und die Erfahrung, meiner Freiheit beraubt worden zu sein, brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Ich verspürte also kein körperliches Bedürfnis nach Nahrung, sehr wohl aber ein geistiges.
    Die Wände sind aus grobem schwerem Fels, sodass sich die |52| Zelle weniger wie ein Gefängnis anfühlt, sondern eher wie eine provisorische Höhle oder ein Bau. Irgendwie scheint sie aus einer natürlichen Felsformation herausgehauen zu sein. Daraus schließe ich, dass wir uns in einer von der Natur geschaffenen Umgebung befinden – eine Höhle oder das hohle Innere eines Bergs. Mir ist durchaus klar, dass ich das vielleicht niemals herausfinden werde.
    Ich habe schon versucht, an den Wänden meiner Zelle herumzuschaben, aber mir ist klar geworden, dass ich da nichts ausrichten kann. Das Einzige, was ich damit erreicht habe, sind blutige Fingerspitzen und abgerissene Nägel.
    Mir bleibt derzeit nur übrig, in meiner Zelle zu sitzen und nicht völlig durchzudrehen.
    Das ist meine einzige Aufgabe: mich von meiner Einsamkeit und Isolation nicht in den Wahnsinn treiben zu lassen. Es schadet nichts, wenn ich dadurch härter und zäher werde, aber ich darf mich nicht irre machen lassen.
    Geistig normal zu bleiben, ist eine eigenartige Herausforderung. Wenn du dich zu sehr darauf konzentrierst, macht dich die ständige Beschäftigung mit dieser Aufgabe umso verrückter. Vergisst du auf der anderen Seite jedoch dein Vorhaben oder versuchst du, deine geistige Gesundheit dadurch zu bewahren, dass du gar nicht darüber nachdenkst, kann es passieren, dass sich dein Geist auf solch schwindelerregende Abwege begibt, dass du dich am Ende wieder nur dem Irrsinn gegenübersiehst.
    Der Trick bei der Sache besteht darin, einen Mittelweg zu gehen – eine Distanz, einen Zustand der Neutralität zu bewahren.
    Daher konzentriere ich mich auf meine Atmung:
Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen.
Wenn ich keine Dehnübungen oder Push-ups mache, tue ich nichts anderes als atmen.
Ein, aus. Ein, aus.
    Katarina bezeichnet es als Meditation. Lange hat sie mich zur Meditation ermutigt, um so meine Konzentration zu schärfen. Sie war der Ansicht, es könne mir in einer Kampfsituation helfen. Ich bin ihrem Rat nie gefolgt, weil es mir viel zu langweilig |53| erschien. Aber jetzt, in meiner Zelle, ist es die Rettungsleine und der beste Weg, eine gesunde Psyche zu bewahren.
    Ich meditiere gerade, als meine Zellentür aufgerissen wird. Ich drehe mich herum und versuche, mich an das Licht zu gewöhnen, das aus dem Gang hereindringt. Begleitet von mehreren anderen im Hintergrund, steht ein Mogadori in der Tür.
    Er hält einen Eimer in der Hand und ich glaube für eine Sekunde, dass er mir frisches Wasser zum

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