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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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konnte einem Mimik in der Freizone blühen. Sie wurden zu Darstellern, vergossen ihr Blut für einen so genannten Sport. Er hatte zu viele Spitzenkämpfe in der Kaze-Arena gesehen, um seine Zeit mit solchem Schwachsinn zu vergeuden.
    »Wie steht’s mit Ihnen, Sir?«, fragte der Mimiktreiber. »Gefällt Ihnen einer der Kämpfer?«
    Tristan erkannte jetzt, dass der Mann mit ihm redete.
    »Was – äh, nein. Ich meine, ich -«
    Der Mann hielt ihm den Creditleser hin. »Kommen Sie schon. Wählen Sie einen Kämpfer aus – für hundert Credits? Oder fünfhundert? Was darf’s sein -?«
    »Nein, ich bin bloß zufällig vorbeigekommen … ich -«
    Aber dann wollte jemand anderer setzen und rief den Mimiktreiber zu sich.
    Tristan sah die beiden Mimiks an. Da konnte man sehen, was dabei herauskam, wenn man zu viel mit Schablonen arbeitete. Zu viele Masquen, zu viele Fluxe; man kam schließlich an den Punkt, wo man es nicht mehr schaffte, vollständig aus seiner letzten Masque herauszufluxen. Von einem Flux zum Nächsten blieben Stücke von körperlichen Eigenschaften hängen, eine Augenbraue, eine verformte Nase, verdickte Knöchel. Alte Straßenkämpfer-Mimiks wirkten meistens ziemlich bizarr … verformt. Wie diese beiden.
    »Also, schön.«
    Tristan wollte hier weg. Er musste weiter. Aber würde er sich damit nicht verdächtig machen? Würde sich jemand in der Menge vielleicht fragen, weshalb er nicht blieb und sich den Kampf ansah?
    Er trat einen Schritt zurück, und jemand sah zu ihm herüber. Jetzt blieb er stehen, wagte es nicht mehr, sich zu bewegen.
    »Bereit, Kämpfer?«, schrie der Mimiktreiber.
    Die Kämpfer bewegten sich und nahmen Kampfhaltung ein. Der Mimiktreiber grinste. »Oooo-kaaay, dann wollen wir mal!«
    Die Arme der beiden Kämpfer fuhren in die Höhe, ein mechanischer Gruß, lösten sich wieder voneinander, gingen auf so viel Distanz, wie der enge Zuschauerkreis es zuließ.
    Die Leute, hohläugig, verzweifelt wirkend, riefen »ihrem« Kämpfer Aufmunterungen zu. Aber wie viel konnten sie damit bewirken, wenn die Niederlage den Tod bedeuten konnte? Der Mimiktreiber trat einen Schritt zurück, hielt seinen Creditleser fest in der Hand, während er sich in den Hintergrund verdrückte und bereits dabei war, die Wettdaten in sein Neuronet einzuspeisen. Die Credits waren inzwischen bereits von den Konten der Wettenden verschwunden und ruhten jetzt auf irgendeiner vergessenen V-Bank im Ocean.
    Unterdessen griffen die Straßenmimiks in ihre Gürteltaschen, und die Menge fing zu pfeifen an, als die Kämpfer sich beeilten, ihre Kampfschablonen einzuschieben.
    Oh, nein. Waren sie so tief gesunken, dass sie in der Öffentlichkeit fluxen würden? Ohne auch nur ein Zelt?
    Tristan trieb es mehr denn je von hier weg, aber er wagte es nicht, sich zu entfernen.
    Mit einem unbehaglichen Gefühl sah er zu, wie der Mimik auf der linken Seite als Erster zu fluxen begann. Kein hübscher Anblick. Muskeln begannen anzuschwellen und zogen sich dann wieder zurück, als ob die genetische Botschaft nicht greifen würde … wahrscheinlich waren schon viel zu viele Botschaften durch die DNS dieses Mimik geschossen worden.
    Seine genetische Verdrahtung war ausgefranst.
    Aber jetzt sah Tristan, wie langsam und widerstrebend eine Gestalt hervorkam – schwer, muskelbepackt, kantig. Die Karikatur eines Ringers. Aber die Augen des Kämpfers wirkten noch stumpfer, noch brutaler als zuvor.
    Ein Teil der Zuschauer brach in Beifall aus und wandte sich dann dem anderen Mimik zu. Und als bei diesem der Flux einsetzte, gingen die Beifallsrufe in ein gedämpftes Murmeln über.
    Es wurde nämlich schnell offenkundig, dass dieser Mimik eine Schablone benutzte, die mit irgendeinem nichtmenschlichen Code gespleißt war. Der Kopf nahm als Erstes Form an, einigermaßen normal, mit Ausnahme des verunstalteten Gesichts, was vermutlich die Folge zu vieler Fluxe war. Aber dann begannen die Hände des Mimik Blasen zu werfen und sich zu schälen. Überschüssige Haut fiel ab, etwas, das bei einem größeren Flux normal war … aber Tristan wusste, dass es einen Mimik auf lange Sicht umbringen konnte.
    Dann nahm am Ende der Arme etwas Schwarzes Gestalt an, und bald darauf zeigte jede Hand eine vierzig Zentimeter lange Klaue mit einer rasiermesserscharfen Spitze.
    Nicht fair, dachte Tristan, als die Hälfte der Menge in wilden Beifall ausbrach, den Tod roch.
    Dann spuckte der andere Mimik auf den Boden. Hatte er Angst, resignierte er?
    Steh nicht einfach da,

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