Geheimakte Proteus
war.
Verdammt! Ich bin noch keinen Schritt weiter auf dem Weg nach Hause als in dieser Gasse, bei diesen Spleißern.
»Also … wo ist dieses Ding, das du gestohlen hast?«
Tristan lachte. »Ich bin nicht rangekommen. Nicht einmal in die Nähe. Als ich in der Zitadelle war, habe ich mit irgendetwas einen Alarm ausgelöst und kann von Glück reden, dass ich überhaupt rausgekommen bin.«
»Du bist also gescheitert?«
»Ja, und das bedeutet, dass ich die Selbstheit noch nicht bekomme. Noch nicht.«
Krek lachte. Es war ein dröhnendes Geräusch, in das die anderen mit einfielen. Tristan sah sich um. Für ihn war wichtig, dass Krek ihm glaubte. Warum lachte er?
»Selbstheit? Jetzt sag mir bloß nicht, du glaubst tatsächlich, dass die Gloms jemals einen Mimik gehen lassen.« Krek konnte kaum mehr an sich halten. Er atmete tief ein. Die machten sich über ihn lustig … das beunruhigte Tristan.
Dann erlosch das Lächeln des Mimikanführers. »Was ist … was ist, wenn das nicht stimmt, was du sagst? Was ist, wenn Flagge dich geschickt hat?«
»Mich geschickt? Warum?«
Krek trat näher an ihn heran; sein Gesicht war jetzt nur noch Zentimeter von Tristans entfernt. Tristan konnte den Atem des Mimik riechen.
»Ausgeschickt, um uns zu finden, um die Flagge-Polizei hierher zu locken, vielleicht, um sich Zugang zu Proteus zu verschaffen. Die wären entzückt, wenn sie uns vernichten könnten.«
»Nein. Ich will bloß hier raus, zurück nach Kaze.«
»Um für ein Glom Sklavenarbeit zu leisten? Weshalb sollten wir dir dabei helfen, dass du ihnen hilfst? Sie sind der Feind, Bruder. Wir sind deine Familie. Zeit, deine Wahl zu treffen, Tristan.«
Das entwickelte sich gar nicht gut.
Tristan versuchte, sich ein schlüssiges Argument einfallen zu lassen, mit dem er Krek dazu bewegen konnte, ihm bei der Rückkehr nach Kaze behilflich zu sein. Das Problem war, dass ihm keines einfiel. Wenn er nur vorher über Proteus und diesen »Familien«unsinn Bescheid gewusst hätte.
Familie … das war vielleicht ein Argument, das er nutzen konnte.
»Du könntest mir einfach helfen. Ein Mimikbruder einem anderen.«
In dem Augenblick trat jemand in den Saal – eine stattliche, farbenfroh gekleidete Gestalt.
»Krek! Ich habe gehört, dass hier ein Mimik namens Tristan ist. Wo ist er?«
Mung. Er hatte ihm den Tipp gegeben, sich an Proteus zu wenden. Vielleicht konnte er ihn hier herausbringen.
»Ja, Mung«, sagte Tristan. »Ich bin hier.«
Sie brachten Tristan in einen leeren Raum, irgendwo in diesem Gewirr aus Tunneln und Höhlen, und jetzt saß er mit Krek und Mung zusammen … und Mungs Saur, der neben seinem Herrn und Meister saß, als würde er auf einen Befehl warten.
Tristan sah sich um. Vermutlich war dieser Raum einmal eine Art Lagerraum gewesen, aber was auch immer einmal hier aufbewahrt worden war, war schon vor einer Ewigkeit gestohlen worden.
Mung sah ihn an. »Tristan, wo hast du diese Masque her, die du trägst?«
»Flagge Glom«, sagte Tristan. Er musste auf der Hut sein.
»Du hattest also Erfolg?«
»Nein. Meine Tarnung flog auf, als ich das Datencenter erreichte. Ich kam nicht einmal dazu, das Katzenauge zu sehen, geschweige denn, ein Muster davon zu stehlen.«
Mung wirkte enttäuscht, grinste dann aber.
»Aber ich bin sicher, du hättest das Muster Okasan gebracht, wenn du es hättest stehlen können.«
Tristan erwiderte sein Lächeln. »Selbstverständlich.«
Jetzt wandte sich Mung wieder an Krek. »Ob ich wohl mit dem Mimikagenten ein paar Worte sprechen könnte … unter vier Augen.«
»Er will nach Kaze zurück«, sagte Krek, »zurück in die Sklaverei. Rede ihm das aus. Er sollte sich seinen Brüdern anschließen.«
»Im Augenblick ist das möglicherweise nicht das Beste für ihn«, erwiderte Mung. »Und für Proteus auch nicht. Lass uns reden.«
Der Proteusanführer stand auf und ging zur Tür.
»Die Familie sollte den Vorrang haben«, sagte er.
Als er den Raum verlassen hatte, beugte sich Mung vor.
»Jetzt hör mir mal zu, mein Mimikfreund. Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll oder nicht -«
»Ich habe es nicht«, sagte Tristan. »Ich bin sicher, dass Kaze mich zurückschicken wird. Aber ich brauche neue Codes, neue Schablonen.«
»Ich hoffe, du sagst die Wahrheit, Tristan. Kaze will die Daten in diesem Katzenauge, um sie gegen Flagge einzusetzen. Aber wir – damit meine ich natürlich Okasan – können es gegen beide Gloms einsetzen.« Er atmete tief ein. »Ich werde
Weitere Kostenlose Bücher