Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Abzeichen zeigt, sie sind der Welt feind
Und spotten dem ehrlichen Leben.
Oh sei dir, geliebtes Yale,
Des Totenkopfs bewusst.
Und meide wie einen treulosen Freund
Die Schlange an deiner Brust.»
Anonym, The Iconoclast, 13. Oktober 1873
(Alexandra Robbins, «Bruderschaft des Todes»)
Skull and Bones ist der älteste von mehreren Geheimbünden, die es in Yale gibt. Weder Scroll and Key noch Wolf’s Head oder eine der anderen Verbindungen kann es mit Skull and Bones aufnehmen. Das Versammlungshaus gleicht einer Festung. Wenn die anderen die Atmosphäre ihrer Clubs als intellektuell anregend preisen, um die Gunst der Besten zu gewinnen, verweist Skull and Bones primitiv-arrogant und hemmungslos elitär darauf, dass die Mitglieder nicht nur die Geschichte der Universität, sondern auch der USA, ja sogar der Welt geprägt haben. Nächstenliebe und Gemeinwohl sind nicht die Sache von Skull and Bones. Dennoch – oder gerade deswegen? – gewinnt der Geheimbund immer wieder die besten Studenten für sich.
Verschwörungstheoretiker glauben zu wissen, was dies für Folgen hat: Die Mitglieder des Geheimbundes weben seit 180 Jahren ungestört an einem Netz, das die gesamten USA überzieht und sie zu einem willenlosen Instrument ihrer Interessen macht. Ziel von Skull and Bones ist es, die vielzitierte Neue Weltordnung durch die militärische und wirtschaftliche Überlegenheit der USA zu sichern. Denn die ermöglicht es seinen Mitgliedern, sich schamlos zu bereichern und grenzenlose Macht zu erlangen.
Tatsächlich kann wohl kein anderer Studentenbund der Welt auf dermaßen reiche und mächtige Mitglieder verweisen wie Skull and Bones. Der Bund umfasst ca. 800 Männer – und neuerdings auch Frauen. Es sind ausschließlich Studenten im letzten Jahr ihres Studiums.Nur die 15 besten erhalten Zutritt und dürfen sich «Ritter» nennen. Ihre Qualität misst sich zu einem guten Teil daran, ob sie dem Ostküsten-Adel angehören, den alten und oft sehr reichen Dynastien mit puritanisch-englischen Wurzeln: den Bundys, Rockefellers, Bushs, Harrimans, Tafts oder Whitneys, um einige zu nennen. Die Auserwählten werden intern nach ihrer Studienzeit als «Patriarchen» bezeichnet und besetzen nach Ansicht von Verschwörungstheoretikern zwecks systematischer Unterwanderung der Vereinigten Staaten Schlüsselpositionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Führung der Supermacht USA ist demnach nichts anderes als eine verkappte Geheimregierung von Skull and Bones.
Alles, aber auch wirklich alles, was die Mitglieder über Skull and Bones erfahren, unterliegt strengster Geheimhaltung. Und das hat schon allein in Bezug auf die Räume des Clubhauses, «Tomb» . (Gruft) genannt, seinen guten Grund. Darin wimmelt es angeblich von Skeletten und Särgen. Man bedient sich der Räumlichkeiten desClubgebäudes nicht nur für luxuriöse Abendessen, sondern auch für das Initiationsritual. Es heißt, es umfasst Masturbation, nackt im Sarg liegen und einen Ringkampf der Neulinge im Schlamm. Danach erhält jeder von ihnen 15 000 Dollar . Bis vor wenigen Jahrzehnten gehörte bizarrerweise auch eine Standuhr zu den Willkommensgeschenken. Darüber hinaus darf der Aufgenommene nun die Dienste der angeblich früher im Clubhaus untergebrachten Prostituierten in Anspruch nehmen. Und natürlich gehört es zum guten Ton, die Bruderschaft herbeizurufen, wenn der Bund der Ehe geschlossen wird. Die Knochenmänner vollziehen dann ein Skull-and-Bones-Ritual, das den Eheleuten wohl verdeutlichen soll, dass die Loyalität des Bonesman im Zweifelsfall dem Geheimbund zu gelten hat – und nicht dem Ehepartner. Dabei stellen sich Altmitglieder von Skull and Bones Arm in Arm im Kreis um die Frischvermählten auf und singen ihnen ein Lied.
Das düstere Skull-and-Bones-«Vereinsheim» in Yale, 64 High Street, genannt «Tomb», die Gruft
Welche von diesen Geschichten ist wahr und welche nur Legende? Es stimmt, dass eine Standuhr lange Zeit ein Standardgeschenk für neue Mitglieder war. Außerdem wird mitunter von einem hohen Handgeld berichtet. Und sicherlich sind die Aufnahmerituale bizarr – wenngleich es für sexuelle Handlungen nicht den Hauch eines Beweises gibt. Die Geschichte von Skull and Bones sei nicht nur die Geschichte eines bemerkenswerten Geheimbundes, schreibt die amerikanische Journalistin Alexandra Robbins, sondern sie sei auch die Geschichte eines bemerkenswerten Bündels von Geheimnissen.
Darüber hinaus zeigt die Geschichte
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