Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
spektakulären wie verlustreichen Kämpfe. Zum anderen aber auch aufgrund der Tatsache, dass in ihren Reihen besonders viele Studenten in den Krieg ziehen. Nach der Vertreibung der Franzosen tragen die Studenten ihre auffälligen schwarzen Uniformen weiter. Auf ihren Husarenhelmen prangt das Emblem, das sich Skull and Bones zu eigen machen wird: ein Schädel mit zwei gekreuzten Oberschenkelknochen. Oder pilgert Russell während seines Studienaufenthalts in Deutschland vielleicht nach Königsberg, der Heimatstadt Immanuel Kants? Dann entlehnt er das Skull-and-Bones-Symbol vielleicht dem Emblem der dortigen Freimaurerloge «Zum Todtenkopf und Phoenix».
Nach der Gründung von Skull and Bones und den anderen maßgeblichen Geheimbünden versucht die Universitätsleitung von Yale wiederholt, gegen die Studentenverbindungen vorzugehen, indem sie deren Mitgliedern die finanzielle Unterstützung ganz oder teilweise verweigert. Doch sie mehren nur den Ruhm des Bestraften. Als die ersten Mitglieder von Skull and Bones, Scroll and Key und Wolf’s Head auch in der Universität Karriere machen, bricht der Widerstand zusammen.
Schreie aus der Gruft: Rituale der Knochenmänner
Bald schon entscheiden die in die Leitung Yales aufgestiegenen Mitglieder der Geheimbünde, was an der Universität passiert und was nicht – und in herausragender Weise Bonesmen. In ihren Reihenbefindet sich mit William Howard Taft bereits der erste von drei Präsidenten, die der Geheimbund bei ihrem Aufstieg ins Weiße Haus unterstützt. Längst schon hat sich Skull and Bones den Bau eines Vereinshauses leisten können. Es ist ein grauer, im griechisch-römischen Stil gehaltener Klotz in der 64 High Street. Die Mauern der «Gruft» haben lediglich schmale Fenster aus dunklem Glas.
Im Herbst 1887 gelingt es einer Gruppe Studenten des konkurrierenden Geheimbunds File and Claw, die Festung der Bonesmen zu stürmen. Magisch angezogen von den gruseligen Gerüchten über die Vorgänge in der Gruft, brechen sie durch ein mehrfach gesichertes Kellerfenster in die Clubräume des schon damals mächtigsten aller amerikanischen Studentenbünde ein. Im ersten Raum finden sie den Grabstein eines Mannes namens Sperry und überall Totenschädel. Dann ein Gemälde, das vier Totenschädel zeigt, darunter die deutschen Worte «Wer war der Thor, wer Weiser, wer Bettler oder Kaiser?».
An der düster-morbiden Atmosphäre hat sich laut Aussage der wenigen gesprächigen Bonesmen nichts geändert. Einer von ihnen erwähnt die «ohne Ausnahme deprimierende Sammlung vom Tanz mit dem Tod». Schon im Foyer begrüßt den Besucher eine Tafel mit dem Spruch «Gedenke des Todes». Angesichts des Leistungsdrucks, der an der Yale-Universität seit jeher herrscht, ist diese Ansammlung von Todes-Memorabilia durchaus logisch. Sie mahnt die Mitglieder von Skull and Bones, ihre Lebenszeit effektiv zu nutzen, um Ruhm und Ehre der Universität, besonders aber von Skull and Bones zu mehren. In ihrem Buch «Bruderschaft des Todes» beschreibt die Journalistin Alexandra Robbins den «Inneren Tempel», in dem die Rituale von Skull and Bones stattfinden: «Der Raum selbst misst ungefähr 4,5 mal 4,5 Meter, hat eine etwa 1,2 Meter hohe Wandvertäfelung aus schwarzem Walnussholz und Wände, an denen eine Reihe wertvoller Ölgemälde hängen (…). Selbstverständlich finden sich auch in diesem Zimmer Schädel und gekreuzte Knochen, aber auch eine riesige Vitrine mit einem Skelett (…), das die Mitglieder von Skull and Bones (…) als ‹die Madame› bezeichnen. Sie sind überzeugt davon,dass es sich um die Gebeine von Madame de Pompadour handelt, der modebewussten Mätresse König Ludwigs XV. (…). Früher lag einmal zu Füßen des Skeletts ein Kindersarg, und das Gerippe, das einst darin geruht hatte, baumelt nun über dem Kaminsims.»
Studenten, die etwas auf sich halten, erweitern diese Sammlung durch möglichst spektakuläre Fälle von «Crooking», sprich: Sie werden zu Dieben. Im Jahr 1918 plündern Bonesmen das Grab des Indianerführers Geronimo in Fort Sill und bringen dessen Schädel in die Gruft des Geheimbundes. Unter den Grabschändern ist der Vater des 41. und der Großvater des 43. US-Präsidenten , Prescott Bush. Das bezeugen Dokumente – deren Echtheit von den Anwälten des Geheimbunds in Abrede gestellt wird. Forderungen der Nachfahren Geronimos auf Herausgabe des Schädels scheitern. Die Bonesmen sind bereit, einen Schädel herauszugeben, aber es ist der eines
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