Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
es ähnliche Münzen, die ihn zusammen mit Sol invictus zeigen. Und noch im Jahr 330 ließ er sich nach wie vor mit den Insignien des Sonnengottes abbilden und trug sogar auf einem Konzil dessen Kleidung. Im Verständnis Konstantins hatte er vermutlich seinen Glauben nicht gewechselt. Für ihn gab es keinen großen Unterschied. Der Sonnengott war der oberste Gott, ob er nun Mithras hieß oder Christus. Sol – das waren Mithras
und
Christus. Und Mithras war tolerant. Er war gewohnt, andere Götter neben sich zu haben. Das erklärt den geringen Widerstand der Mysten, der Eingeweihtender Mithras-Mysterien, gegen Missionierung und Bekehrung. Die Parallelen beider Kulte wie Sonnensymbolik, Heiliges Mahl, Kerzen, Weihrauch förderten die Neigung zum Übertritt.
Wohl deswegen können archäologische Ausgrabungen belegen, dass Mithräen auch weniger spektakulär endeten, dass sie schlichtweg geräumt und verlassen wurden. Die Sachsen und Slawen werden sich in späteren Zeiten erbitterter wehren.
Des Kaisers neuer Favorit
Was sagen die Historiker zu der «Veränderung der Welt» im Jahre 312? Göttlicher Beistand oder strategischer Fehler des Gegners? Eher Letzteres. Moderne Forscher gehen davon aus, dass die Schlacht gar nicht an der Milvischen Brücke stattfand, sondern etwa sieben Kilometer weiter nördlich, es dort zu einer ungeordneten Flucht kam und es dem in Rom weilenden Maxentius auch mit Hilfe seiner Elitetruppen nicht gelang, sich zu behaupten. Zugespitzt könnte man sagen: Und deswegen sind wir heute Christen. Und nicht zum Beispiel Mithras-Anhänger. Wissenschaftler sehen in der «Wende» Konstantins eine Verschmelzung von Mithras-Kult und Christentum zum Katholizismus. Doch äußerlich hatte der Konkurrent verloren.
Unter dem Einfluss der erstarkenden Kirche führte Konstantin schließlich seinen Sieg auf den christlichen Gott zurück. Der Kaiser hatte einen neuen Favoriten als Sonnengott: Christus.
Doch die Verfolgung heidnischer Kulte kam erst mit seinen Nachfolgern. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts gab es je nach den Vorlieben der einzelnen Kaiser noch ein chaotisches Hin und Her und Auf und Ab von Förderung, Duldung und Verdammnis der Mysterien bis zum definitiven Sieg der Kirche. Die gewann stetig an Einfluss, Geld und Macht. Und erhielt von den Caesaren Grundstücke,Güter und Privilegien ohne Ende. Der Klerus wurde von Steuern befreit und die Kirche zur Annahme von Erbschaften berechtigt. Im Mittelalter wird sie ein Drittel Europas besitzen.
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts führte die Religionspolitik zu einer blutigen Verfolgung sämtlicher heidnischer Kulte und zur Ausrottung des Mithras-Kultes, teilweise in der oben geschilderten, archäologisch nachweisbaren Zerstörungswut. Der Klerus war jetzt auf der Seite der Mächtigen und Unterdrücker und konnte nun endlich selber Gewalt ausüben. Im Namen eines rachsüchtigen Gottes. Die unselige Allianz von Staat und Kirche belegte die Ausübung heidnischer Kulte mit Vermögensentzug und Todesstrafe. Neben den Mysterienkulten hetzten die Christen vor allem gegen die Juden. Sie durften keine Christen mehr heiraten, Würden und Ämter wurden ihnen entzogen, es kam zu Pogromen, Tempelzerstörung und Bücherverbrennung der kritischen Schriften.
Der Frankfurter Professor Manfred Clauss unterstreicht das Beispiel eines Stadtpräfekten von Rom, der die Zerstörung eines der vielen Mithräen der alten Hauptstadt gleichsam als Aufnahmeleistung in das Christentum einbringt: Kirchenvater «Hieronymus lobt dies ausdrücklich, und er berichtet dabei nicht nur von einer bloßen Zerstörung des Mithras-Heiligtums, sondern differenziert sorgfältig, gebraucht die Ausdrücke zerstören, zerstückeln und verbrennen und charakterisiert auf diese Weise trefflich die fanatische Unduldsamkeit der Christen».
Was überlebte an archäologischem Fundmaterial, das uns Auskunft geben kann über die rätselhafte, versunkene Religion, diesen verbotenen Kult, diese «geheime Gesellschaft»?
Der FC Mithras
Ja, es war eine geheime Gesellschaft, die sich in dunklen Höhlen oder grottenartigen Kultbauten zu ihren verborgenen Zeremonien traf. Nur die Mysten, die in das heilige, geheime Wissen Eingeweihten, durften daran teilnehmen. Die Gemeinschaften kapselten sich gegen ihre Umwelt ab. Ihre Heiligtümer waren oftmals durch Mauern und Zäune eingefasst – wie andere heilige Bezirke auch vom Profanen abgegrenzt, aber hier vermutlich auch als Sichtschutz. Die
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