Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Syrien bis zum römischen Antoninuswall in Britannien fanden sich Hinweise auf Mithras-Tempel. Die letzten zwei Weihesteine wurden erst 2010 im Cricketfeld von Musselburgh bei Edinburgh entdeckt.
Die Katastrophe für den Kult begann mit Kaiser Konstantin, dem «Großen», dem «Heiligen» der katholischen Kirche, dem Mithras-Förderer, der sich erst auf dem Sterbebett taufen ließ – wenn überhaupt. Eine wohl eher politisch motivierte Bekehrung. Kirche und Kaiser waren ein Win-win-Bündnis eingegangen.
Der Kaiser und sein Gott
Predigt Jesus nicht Liebe? Sollen wir nicht die andere Wange hinhalten? Nun, im Alten Testament ging es schon deutlicher zur Sache. Mit Feuer und Schwert wurden die Ungläubigen im Namen des jüdischenGottes hingemetzelt. Gnadenlos und ohne Schonung, lautete der Auftrag zur Vernichtung. Die Bibel nennt viele Beispiele. Eine Aufzählung von Gräueltaten.
Historisch unbestritten ist die Schlacht vom 28. Oktober 312, ein Ereignis von weltgeschichtlicher Tragweite. An der Milvischen Brücke direkt vor Rom, dem damaligen nördlichen Haupteingang über den Tiber, stießen zwei römische Kaiser mit ihren Armeen aufeinander. Die Schlacht, die als die «Konstantinische Wende» in die Geschichte einging, erhielt ihre Bedeutung weniger aus militärischen Gründen, sondern weil ihr Ausgang dem Christentum zum Sieg verhalf und es in der Folge zur Staatsreligion machte. Was 2012 auch ausgiebig in der katholischen Kirche gefeiert wurde, die seitdem – seit 1700 Jahren – eine der prägenden Kräfte der Menschheitsgeschichte ist. Dass sie es einem Blutbad und grausamen Gemetzel zu verdanken hat, einem Imperator, der gnadenlos und ohne Schonung auch seine eigenen Kinder umbringen ließ, wird eher verschwiegen.
Konstantins Triumph über seinen Rivalen und Mitkaiser Maxentius, der sich in Rom verschanzt hatte, machte ihn zum alleinigen Herrscher im römischen Westreich. Ein folgenreicher Sieg, obwohl ihm nur 40 000 Mann zur Verfügung standen gegen Maxentius’ 100 000 Mann und die Prätorianergarde. Eigentlich ein hoffnungsloses Unterfangen. Doch Konstantin hatte einen mächtigen Beschützer. Zumindest gibt es darüber eine schöne Legende. Und die hat sogar in die Geschichtsschreibung Einzug gehalten. Wir alle haben sie im Schulunterricht gelernt.
Konstantin förderte den Mithras-Kult. Er hatte noch wenige Jahre zuvor, 308, in Carnuntum an der Donau östlich von Wien mit seinen damaligen Mitkaisern die Renovierung eines Mithras-Heiligtums gefeiert. Doch nach der entscheidenden Schlacht 312 gab es tatsächlich keine Begünstigung der heidnischen Kulte mehr, die Politik wurde christenfreundlich. Und das kam, weil der Kaiser eine Vision hatte.
Am Vorabend der Schlacht saß er also in seinem Kommandozelt, die für ihn eigentlich ausweglose militärische Situation bedenkend. Doch hatte er nicht gegen Mittag über der Sonne ein Kreuz aus Lichtgesehen mit den Worten: «In diesem Zeichen siege»? Erst verstand er das Zeichen nicht, so ist überliefert, doch in der Nacht erschien ihm Jesus (der doch eigentlich friedliche Gott der Liebe?) und erklärte ihm die Verwendung als Schutz- und Siegeszeichen. Sonnengott Mithras und Lichtgott Jesus – das passte. Und dann schaffte das Heer eine einzigartige logistische Meisterleistung. Über Nacht wurde auf 40 000 Schilde mit weißer Farbe das Christogramm aufgemalt und das Labarum mit Christusmonogramm als Feldzeichen verwendet. So wird es von christlichen Autoren beschrieben. Nun ist dies tatsächlich ein Wunder, denn das Labarum wird erst zehn Jahre später zum ersten Mal verwendet. Und wo trieben die Centurios die hochgerechnet tausend Eimer mit weißer Farbe in der Nacht auf? Die Legionäre müssen todmüde ob der ungewohnten Arbeit am anderen Morgen in die Schlacht gegangen sein.
Doch sie siegten, Maxentius ertrank im Tiber, und Konstantin I. wurde weströmischer Alleinherrscher. Eine Katastrophe für die Mithras-Gläubigen. Sie verloren die Unterstützung des Kaisers. Denn aus Dankbarkeit bekehrte er sich angeblich zum Christentum, lassen uns zumindest die Kirchenväter wissen. Der Sieger schreibt immer die Geschichte.
Durchaus förderte er später massiv die katholische Kirche als der Kaiser, der dem Christentum im römischen Imperium zum Durchbruch verhalf. Doch noch kurz nach der siegreichen Schlacht ließ Konstantin eine Münze prägen, auf der er gemeinsam mit seinem Begleiter, dem Sonnengott Mithras, abgebildet ist. Bis ins Jahr 325 gab
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