Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
möglich, separiert. Wer wenig weiß, kann wenig verraten. Es ist schwierig zu sagen, aus welchen Quellen sich dieser Hang zur Geheimnistuerei speist, zumal beispielsweise das «Preces»-Gebet inhaltlich keine Auffälligkeiten bietet. Ist er ein Resultat aus der Verfolgungszeit im spanischen Bürgerkrieg? Ist es der Glaube an einen immer und überall präsenten Satan, der Opus Dei verderben will? Dennoch will die Organisation wachsen – was natürlich anfälliger macht für alle Arten von Verweichlichung und Verführungen. Auch die Gefahr des Geheimnisverrats wächst.
Geheimbünde stehen stets vor dem gleichen Dilemma: Sie müssen groß und einflussreich werden, um ihre Ziele zu verwirklichen. Der Gefahr, dass dadurch die reine Lehre verwässert wird, begegnen sie mit Orthodoxie. «Die Nachgiebigkeit ist ein sicheres Zeichen, dass man nicht in der Wahrheit ist», schreibt Escrivá passenderweise in «Der Weg». Die Folge dieser göttlichen Berufung ist ein starker Kontrolldruck, der auf den Mitgliedern lastet.
Das führt naturgemäß zu vielen Austritten, die durch fleißiges Werben neuer Mitglieder über «Freundschaften» ausgeglichen werden sollen. Dies ist Teil des religiösen Pflichtprogramms, Teil der «Berufung». «Ein jeder soll sich bemühen, mit wenigstens 12 bis 15 Personen zu verkehren, und mit nicht weniger als fünf davon besonders intensiv», heißt es in einem geheim gehaltenen Regelwerk des Opus Dei. Wer diesbezüglich keine Erfolge vorweisen kann, dem wird unterstellt, das Wort Gottes, sprich: das Wort des «Gotteswerks» nicht in die Welt tragen zu wollen. Das Ergebnis ist ein Schneeballsystem zu Ehren der katholischen Kirche, bei dem der große Profiteur von vornherein feststeht: Opus Dei. Denn das fleißige Rekrutieren hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur die Zahl der Mitglieder hochschnellen lassen. Abgesehen von seiner ohne Zweifel für Zehntausende Katholiken attraktiven spirituellen Attitüde offeriert Opus Dei seinen Mitgliedern und seiner Führung nämlich auch dies: die Möglichkeit glänzender Geschäfte.
Kampfstern im Universum Kirche
Auf alle Vorhaltungen, das Opus Dei mische sich in politische Angelegenheiten ein, sei in krumme Geschäfte verwickelt und beabsichtige die Gesellschaft umzuformen, lautet die Antwort immer gleich: Das «Gotteswerk» sei rein geistlicher Art, ein «übernatürliches Unternehmen».Mitglieder mit weltlichem Ehrgeiz weiß man hingegen durchaus zu schätzen. Die Konstitutionen des Opus Dei geben als Ziel aus, dass die charakteristischen Mittel der Arbeit des Opus Dei öffentliche Ämter seien, «besonders jene mit Leitungsfunktion».
Wer die Außenmauer des Petersdoms in Rom entlanggeht, wird eine Entdeckung machen, die zeigt, wie groß die Bedeutung – und die Macht – des Opus Dei im Vatikan bereits ist. In einer Nische am linken Flügel des Bauwerks steht, über fünf Meter groß, die Statue Josemaría Escrivás. Das Marmorabbild ist von Johannes Paul II. in Auftrag gegeben und durch Benedikt XVI. gesegnet worden. Die Wappen beider Päpste schmücken den Sockel der Statue. Die Statue des umstrittenen Heiligen ist die einzige, die man auch aus dem Innern des Petersdoms sehen kann. 32 Tonnen wiegt sie – ein Schwergewicht wie Opus Dei selbst, das sich gemäß Escrivá für alle Arten von Auseinandersetzungen wappnen soll: «Der Krieg! – Der Krieg hat ein übernatürliches Ziel, sagst du, das der Welt verborgen ist: der Krieg ist für uns (…) Der Krieg ist das größte Hindernis für einen bequemen Weg. – Aber schließlich werden wir ihn lieben müssen wie ein Mönch seine Bußgeißeln.» . («Der Weg», 311)
Als «Panzer Gottes» wurde das Opus Dei einmal bezeichnet. Die Panzerwaffe ist besonders geeignet für schnelle und tiefe Schnitte in die Reihen des Feindes. Opus Dei fühlt sich dazu berufen, drei von Escrivá definierte «Flecken» zu tilgen: den Kommunismus in all seinen Spielarten, die grenzenlose Sinnlichkeit und die Entchristlichung der Gesellschaft. Zu diesem Zweck hat es sich in allen Kongregationen («Ministerien») des Vatikans positioniert. Hundert vatikanische Ämter sollen inzwischen von Mitgliedern des «Gotteswerks» besetzt sein. Wie viele es wirklich sind, weiß niemand. Namentlich bekannt sind letztlich nur die Priester, die der Personalprälatur Opus Dei angehören, nicht aber die Namen der Laienmitglieder und derjenigen Diözesanpriester, die sich der Priester-Assoziation des Opus Dei angeschlossen
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