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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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gearbeitet werden. Als Ersatz werden mitunter dem Opus Dei genehme Zusammenfassungen überreicht. Kommt einem Mitglied ein Buch verdächtig vor, muss es die geistlichen Leiter um Rat fragen. In Zeiten omnipräsenter Medien muten die Vorschriften mitunter etwas hilflos an. So werden Opus-Dei-Mitglieder gebeten, im Kino bei «unchristlichen» Szenen die Augen zu schließen oder das Kino zu verlassen.
    Die Kontrolle umfasst aber nicht nur Filme und Literatur. Die Aussteigerin Véronique Duborgel aus Frankreich berichtet von «brüderlichen Zurechtweisungen» durch den leitenden Numerarier schon wegen kleinster Verstöße gegen Benimmregeln. Die Mitglieder werden auch zur Selbstbeschuldigung aufgefordert: «Verbirg deinem Leiter diese Einflüsterungen des Feindes nicht. – Deine Überwindung in der Aussprache gibt dir mehr Gnade (…)» . («Der Weg», 64) Den Berichten des deutschen Aussteigers Klaus Steigleder ist zu entnehmen, dass es im Zuge der Umsetzung dieses umfassendenSystems zu einer Umdeutung von Begrifflichkeiten kommt, die an George Orwells «1984» erinnern: Ein «brüderliches Gespräch» ist kein freundlicher Austausch, sondern im Grunde genommen ein Verhör. Permanente Kontrolle wird als «Sorge» verkauft, und eine «Bitte» des Leiters ist als strikter Befehl zu verstehen, der kein Widerwort duldet.
    Je geheimer die Absichten einer Gemeinschaft, desto schärfer die Überwachung ihrer Mitglieder, besonders wenn sich der Bund von höheren Kräften auserwählt fühlt. Das dem Opus Dei eigene System der permanenten Kontrolle und Zurechtweisung kann man bei einem potenziellen Führungsmitglied vielleicht noch mit notwendiger Auslese rechtfertigen. Aber Véronique Duborgel war eine verheiratete Supernumerarierin mit fünf Kindern, stand also in der Hierarchie recht weit unten. Sie berichtet, dass im Opus Dei der vollkommen durchritualisierte Glaubensalltag allerhöchste Priorität genießt – oder wie es bei Escrivá heißt: «Herz beiseite, erst die Pflicht. – Aber lege die Wärme deines Herzens in die Pflichterfüllung.» . («Der Weg», 162) Den Regeln des «Gotteswerks» ist alles unterzuordnen: Familie, Lebensplanung, sogar Emotionen. Duborgel berichtet von eisiger Gefühlskälte, von strikten Kleidungsvorschriften sowie den Besuchen einer Opus-Dei-Direktorin, die alle vierzehn Tage den Zustand der Wohnung kontrolliert. «Schaufenstergehabe» lautet das Urteil der Französin: Alles soll den Opus-Dei-Normen entsprechend vollkommen sein und makellos. Abweichungen gilt es abzutöten. Alles muss gut sein, es darf aber nicht bestens sein. Denn das wäre Hochmut. «Vergiss nicht, was du bist (…), ein Kehrichteimer. – Wenn dich der göttliche Gärtner nimmt und schrubbt und reinigt und mit herrlichen Blumen füllt (…), dann dürfen dich weder der Duft noch die Farbe, die deine Hässlichkeit schön machen, zum Stolz verleiten. Demütige dich: Weißt du nicht, dass du ein Eimer für Abfälle bist?» . («Der Weg», 592)

Ein spirituelles Schneeballsystem
    Opus Dei gleicht einem Stealthbomber, einem Tarnkappenflugzeug. Wo es eingesetzt wird und was seine Operationsziele sind, bleibt verborgen. Für alle Bereiche der Organisation gilt eine «religiöse Schweigepflicht». Nur Berufene sind in der Lage, die Heiligkeit des Opus Dei zu ermessen. Was die Welt über Opus Dei denkt, ist irrelevant, schreibt Escrivá: «Wenn eine Sau (jawohl!) ein delikates und erlesenes Gericht auffrisst, so wird daraus bestenfalls Schweinefleisch!» . («Der Weg», 367) Vieles im Opus Dei wird als Geheimsache gehandelt: Bestimmungen, die ein schlechtes Licht auf das «Gotteswerk» werfen könnten, werden in internen Dokumenten versteckt. Die Statuten der Personalprälatur zeigen hingegen keine Auffälligkeiten. Ein Bischof erfährt allerdings nicht, welche seiner Kleriker «Assoziierte Priester» des Opus Dei sind, der Text des «Preces»-Gebets war lange Zeit geheim, die Inhalte der Führungszeitschrift «Crónica» ebenfalls, bis Peter Hertel sie veröffentlichte. Was in den Kursen über die Grundlagen des Glaubens gelehrt wird – geheim. Nicht einmal sich Notizen zu machen ist, laut Véronique Duborgel, erlaubt.
    Über die Geschlechter-Apartheid hinaus (männliche und weibliche Numerarier sollen sich nicht beim Namen kennen, benutzen getrennte Eingänge, getrennte Räume, besuchen getrennte Veranstaltungen, Männer sollen Frauen gegenüber abweisend auftreten) werden auch die einzelnen Klassen des Opus Dei, wenn

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