Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
300 Jahren treffen sie sich in ihren Tempeln, um unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheimnisumwitterte Rituale durchzuführen, das nach Ansicht der Freimaurer «wohl erfolgreichste Persönlichkeitstraining der Welt».
Als Propaganda Due im Jahr 1887 gegründet wird, stehen auch in ihrem Tempel jene von Licht gekrönten Säulen. Damals sieht sich dieLoge als Gegenspieler zum Nachfolger der katholischen Inquisition namens Propaganda Fide. P2 gehören viele Mitglieder der italienischen Intelligenz an. Die Loge ist durchaus politisch engagiert, aber tolerant. Sie versteht sich vor allem als eine der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verbundene Gemeinschaft. Wie kann eine der Humanität verbundene Bewegung ein Terror-Syndikat hervorbringen?
Schon immer behaupten die Feinde der Freimaurer, die Logen würden den Staat zersetzen, seien Feinde des Glaubens, die für Macht und Geld bereitwillig Menschenleben opfern. Wenn jemals in der Geschichte der Freimaurerei eine Loge diesen Vorwürfen gerecht wird, dann ist es P2. Das Ausmaß ihrer Agitation gegen Staat und Gesellschaft bis zu ihrer Zerschlagung im Jahr 1982 ist gigantisch – und auch heute noch nicht völlig aufgeklärt. Ihre internationalen Verbindungen reichen vom Vorzimmer des Papstes über die Villen der Mafia-Paten bis in die Regierungspaläste südamerikanischer Diktatoren. Doch wer hilft der P2, solche Kontakte zu knüpfen? Und was macht sie so mächtig, dass der Meister dieser Loge heute nicht hinter Gittern sitzt, sondern in einer prächtigen Villa in der Toskana?
Der Leichnam Roberto Calvis. Der «Bankier Gottes» wird am 18. Juni 1982 erhängt unter der Londoner Blackfriars Bridge aufgefunden.
Der Pate des Terrors
Es sind bewegende Worte, die Ronald Reagan am Abend des 20. Juli 1981 spricht. Es ist der Tag seiner Amtseinführung als 40. Präsident der USA: «Wir haben Männer in diesem Land, die den Willen haben, das zu tun, was nur sie zu tun in der Lage sind. Männern wie diesen verdanken wir, dass es in den 200 Jahren amerikanischer Geschichte immer eine den Gesetzen gemäße Ablösung der Regierungsgewalt gab, ohne militärischen Umsturz und Gewalt. Darum atmen wir auch heute noch die Luft der Freiheit. Und Gott helfe uns, dass dies immer so sein wird.»
An jenem Abend hört auch ein Italiener diese Worte. Er gehört zu den handverlesenen Gästen, die zum «Inaugural Ball», dem traditionellen Fest zu Ehren des neuen Staatsoberhaupts, eingeladen sind. Es muss also seinen Grund haben, warum der Mann aus Bologna dabei ist. Sicherlich ist es nicht die Qualität der Matratzen, die er daheim in seiner Fabrik produzieren lässt – auch wenn Italien in jenen Jahren gepflastert ist mit Werbung für Bettpolster der Marke Permaflex. «Die ganze Welt in deinen Träumen» ist auf den Plakatwänden zu lesen. Doch die Welt, von der dieser Ballgast träumt, hat das Potenzial, Millionen Menschen den Schlaf zu rauben. Es mag sein, dass der Mann lächelt, als er Ronald Reagans Worte hört. Denn in Italien sorgt er für genau das, was der Präsident als Albtraum beschreibt: Es herrschen Gesetzlosigkeit und Gewalt, Putschgerüchte gehören zum Alltag. Wohl weil er dies seit Jahren so zuverlässig macht, ist er hier. Die Balleinladung ist anscheinend eine Belohnung. Denn der Matratzenfabrikant, der Nancy und Ronald Reagan beim Auftakttanz des Balls zuschaut und wie alle im Saal artig applaudiert, heißt Licio Gelli. Er ist der allmächtige Chef von Propaganda Due.
Regine Igel, Kennerin der politischen Szene Italiens, beschreibt, was man am Potomac in der P2 sieht: Sie ist «das geeignete Instrument, um (unter) führenden Köpfen des antikommunistischen Lagers aus Politik, Militär, Medien, Wirtschaft und Hochfinanz quer zuden politischen Parteien und unter Führung Amerikas (…) einen Zusammenhalt zu schaffen». Das hört sich harmlos an. Tatsächlich aber beunruhigen die beachtlichen Wahlergebnisse der KPI, der Kommunistischen Partei, die USA und ihre NATO-Verbündeten sehr, sodass sie Licio Gelli beauftragen, alles zu tun, um einen Wahlsieg oder eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten zu verhindern. Was die P2 organisieren soll, entnimmt Gelli allem Anschein nach einem US-Geheimpapier , schreibt der Schweizer Historiker und P 2-Experte Daniele Ganser. «Licio Gelli erklärte damals: ‹Ich bekam es von der CIA.›» Die USA behaupten bis heute, das Dokument namens FM 30 - 31B sei eine sowjetische Fälschung. Denn sein Inhalt ist brisant. Es
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