Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
über das aufständische Judäa und die Einnahme von Jerusalem im Jahre 70 errichtet. Damals plündern die römischen Truppen nicht nur die Stadt, sondern auch den jüdischen Tempel. Auf dem Inneren des Titusbogens ist die kostbare Kriegsbeute in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, der mit den Truppen des Titus nach Rom zieht, beschreibt den Eindruck, den der Schatz damals machte: «Andere Kriegsbeute wurde haufenweise getragen, doch alles musste erbleichen vor den Tempelgefäßen von Jerusalem: ein goldener Tisch von mehreren Talenten an Gewicht, ein Kronleuchter ebenfalls aus Gold …»
Im Jahre 410 eroberten die Westgoten Rom, und dabei fiel ihnen auch der Tempelschatz in die Hände. Jetzt berichtet der Geschichtsschreiber Prokop von Caesarea, wie sich Alarich der Große, der Heerführer der Goten, «mit den Schätzen Salomos, des Königs der Hebräer», davonmacht, und fährt fort: «ein einmaliger Anblick, denn sie waren zum größten Teil mit Smaragden besetzt und einst von den Römern aus Jerusalem geraubt worden». Mit ihrer Beute zogen die Westgoten zurück in ihre Heimat Südfrankreich. Eine ihrer Festungen erhob sich auf dem Berg oberhalb von Rennes-les-Bains, wo sich heute die Ruinen der Burg Blanchefort befinden. Und auch vom geraubten jüdischen Tempelschatz fehlt bis heute jede Spur.
Außer Noël Corbus Aussage gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass Bérenger Saunière tatsächlich den Schatz der Blanche von Kastilien entdeckt haben könnte. Kein einziges Stück von diesem oder einem der anderen Schätze ist je in einer privaten Sammlung oder auf dem Kunstmarkt aufgetaucht.
Aber irgendetwas Wertvolles muss der Abbé gefunden haben. Zumindest etwas, das jemand für wertvoll hielt, denn wie sonst ließesich erklären, dass Saunière ab einem gewissen Zeitpunkt über reichlich Bargeld verfügt?
Das geheimnisvolle Grab
«Brief aus Granès. Grab entdeckt. Am Abend Regen.» Die Eintragungen im Tagebuch Saunières für den 21. September 1891 sind so lakonisch wie spannend. Während sich der letzte Satz von selbst erklärt, bezieht sich ersterer, wie andere Eintragungen nahelegen, auf eine Anfrage für die Übernahme von Messen im vier Kilometer entfernten Dorf Granès. Was aber hat es mit dem Grab auf sich? Könnte damit ein Fund in der Kirche gemeint sein, den der Pater in diesen Wochen macht? Als die Arbeiter in der Kirche die Bodenplatte entfernen, auf der zuvor die hölzerne Säule stand, in deren Kapitell angeblich die Phiole mit dem Pergament versteckt war, entpuppt sich diese als eine Grabplatte. Ausführung und Stil der Dekoration deuten auf ein hohes Alter. Während links ein Mann hinter seinem Pferd unter einer Arkade steht, ist das Pferd rechts zum Aufbruch bereit. Auf seinem Rücken scheinen gleich zwei Reiter zu sitzen.
Noch am selben Tag unterbricht Saunière die Arbeiten für mehrere Wochen. In dieser Zeit besucht er laut Tagebuch vier Priester aus der Umgebung, den Pfarrer von Névian, Abbé Gélis, einen Abbé Carrière sowie den Generalvikar von Carcassonne, Abbé Cros. Fünf Tage nach diesem Treffen verzeichnet Saunière den Besuch von vier «Mitbrüdern» in Rennes-le-Château, von denen er aber weder den Namen noch ihr Anliegen erwähnt. Später wird behauptet, dass es bei diesen Treffen um ein Geheimnis geht, auf dessen Spur ihn die Entdeckung der Grabplatte gebracht hätte. Ein Geheimnis, das auch auf den Pergamenten erwähnt wird, die Saunière bei den Bauarbeiten gefunden haben soll.
Das Vermächtnis des Abbé Begou
«Schäferin, keine Versuchung, dass Poussin, Teniers den Schlüssel bewahren, Friede 681.»
Dieser Satz soll Teil einer kryptischen Botschaft sein, die als Chiffre auf einem der Pergamente aus Rennes-le-Château versteckt wurde. So zumindest ist es in dem Buch «Das Gold von Rennes oder Das ungewöhnliche Leben des Bérenger Saunière, Pfarrer von Rennes-le-Château» des französischen Journalisten Gérard de Sède zu lesen, das 1967 erscheint.
Erstmals Erwähnung findet das Pergament aber bereits mehr als zehn Jahre zuvor, in ebenjenen Artikeln der «Dépêche du Midi», die dem angeblichen Schatz des «Millionen-Pfarrers» gewidmet sind. Damals wird allerdings nur vom Fund der Pergamente gesprochen, kein Wort zu Aussehen, Datierung oder Inhalt. Fasziniert von dieser Geschichte beginnt der französische Nachrichtenjournalist Gérard de Sède damals mit seinen eigenen Recherchen und legt erstmals eine genaue
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