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Geheimcode F

Geheimcode F

Titel: Geheimcode F Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Juergen u Swennen Klauss
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würden sie ja wissen, woran sie mit ihm waren... »Ja, und dann?« Françoise hatte laut gedacht.
    »Wann, dann?« fragte Alain zurück.
    »Na, wenn wir wissen, daß er in Ordnung ist. Was dann? Weihen wir ihn ein? Oder bleibt er draußen?« Alain überlegte: »Es sollten so wenige wie möglich davon wissen. Jeder Eingeweihte ist ein neuer Unsicherheitsfaktor. Und wer weiß, ob dein Gerät auch wirklich 100prozentig...« Françoise sprang auf und drohte ihm mit der Faust. »Ist ja gut, Schwesterchen«, lachte Alain. »War nicht so gemeint, ich weiß, du bist ein technisches Genie!« Françoise ließ von ihm ab. Sie zog das zweite Sonagramm aus dem Drucker und legte es über das erste. Die beiden Kurven stimmten völlig miteinander überein. »Und?« Alain war gespannt. »Was heißt das?«
    »Daß unser deutscher Freund die Wahrheit sagt.« Françoise grinste. Sie hatte es ja von vornherein geahnt. »Wir werden ihn einweihen«, meinte sie ganz sachlich. »Er kann uns noch nützlich sein!«

    Tarzan streunte durchs Unterholz. Die Gegend war nicht geschaffen für einen Stadthund wie ihn. Wenn er auch, das mußte man sagen, sehr robust und naturbelassen war. Die stacheligen, mediterranen Gewächse piksten an tausend Stellen seine empfindlichen Pfoten, die Flaut unter dem viel zu wuscheligen Pelz juckte unerträglich. Den komischen Typen am gegenüberliegenden Berghang hatte er längst entdeckt. Tarzan wußte nur nicht, was dieses Hin- und Hergeschleiche bezwecken sollte. Sein Instinkt sagte ihm aber, daß dies kein Spiel war. Also ging er in Deckung.
    Trotz Kurzsichtigkeit hatte der Mann, der dort mit einem Gewehr in der Hand herumschlich, das vermeintliche Opfer — Hase? Reh? — bereits gesichtet. Seine Flinte marschierte auf und ab. Und dann bellte ein einzelner Schuß durch die Gegend. Die Suche nach der Beute blieb allerdings ohne Ergebnis: Tarzan war verschwunden. Laut fluchend stolperte der Schütze weiter durch die Landschaft. Sein Ehrgeiz schloß die Möglichkeit aus, nicht getroffen zu haben. Und warum das Gift, mit dem der Pfeil getränkt war, nicht wirkte, war ihm ein Rätsel. Wütend schimpfend setzte er seine Verfolgungsjagd fort.

    *

    »Opa, wach auf!« Tobias tastete sich durch die Dunkelheit. Verdammt, jetzt war er gegen etwas Hartes gestoßen. Das würde eine schöne Beule geben. Endlich hatte er den Schalter der Nachttischlampe gefunden. Opa machte gar keine Anstalten, auf Tobias’ Rütteln und Rufen zu reagieren; er schnarchte selig weiter, in seiner Hälfte des Doppelbettes, das er sich hier im Hause Duffy mit seinem Enkel teilen mußte. Tobias kramte nach seiner Brille. Ah, das waren gleich bessere Aussichten! Das Zimmer nahm schärfere Konturen an. Es sah jetzt nicht mehr so unheimlich und fremd aus wie vorhin.
    Ein Blick auf die Uhr: fast Mitternacht. Gespensterstunde. Tobias schüttelte sich. Plötzlich hörte er von weit weg ein leises Jaulen. Er sperrte die Ohren auf. Da war es wieder, dieses Geräusch. Es hatte ihn aus dem Tiefschlaf geschreckt und... Er hielt die Luft an. »Das war Tarzan!« Eindeutig. Tarzan brauchte Hilfe, ganz klar. Mit einem Schwung war Tobias aus den Federn und hellwach. Er startete einen letzten Versuch, Opa aufzuwecken. Okay, dann nicht. Rein in die Jeans, wo war denn nur die Taschenlampe, ach ja, hier, und leise, damit keiner im Haus etwas von seiner nächtlichen Rettungsaktion merkte.
    Vorsichtig tastete er sich im Dunkeln durch den Gang, dann die winkelige Flurtreppe hinunter. Im Hof schien Licht zu brennen, sehr merkwürdig. Bei näherem Hinsehen war der Scheinwerfer allerdings nur der Mond, der sich heute besonders bemühte. Tobias war ganz froh über die natürliche Zusatzbeleuchtung, denn vor der finsteren, fremden Gegend da draußen hatte er irgendwie, nein, keine Angst, eher Respekt. »He, für dich habe ich jetzt keine Zeit«, erklärte er dem Gänserich, der ebenfalls etwas schlaftrunken ins Freie getaumelt kam. Doch jetzt war er ganz friedlich. Tobias hätte auch keine Zeit gehabt, sich um ihn zu kümmern, denn irgendwo da draußen in den Hügeln brauchte Tarzan Hilfe.

    Tarzans Hilferuf hatte nicht nur Tobias aus dem Schlaf gerissen. Auch andere Bewohner der Maison Duffy lauschten mehr oder weniger erschrocken ins Dunkel der Sommernacht. Tausende Zikaden zirpten, und auf das kurze Hundegeheul folgte unheimliche Stille. Alain, mit den Geräuschen der Gegend seit Kindheit vertraut und auch sonst nicht ängstlich, nahm die späte Störung zum Anlaß, sich

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