Geheimcode Makaze
ist ein reicher und mächtiger Mann.«
Kang lehnte sich in den Ledersessel in seinem mit Kirschholz getäfelten Arbeitszimmer zurück und hörte gespannt dem technischen Vortrag zweier Ingenieure aus seiner Niederlassung in Inchon zu. Tongju saß schweigend im hinteren Teil des Raumes und musterte die Männer unverwandt mit seinen dunklen Augen. Einer der Ingenieure, ein schmächtiger, ungepflegt wirkender Mann mit Brille und hoher Stirn, wandte sich mit rauer Stimme an Kang.
»Wie Sie wissen, wurde der Satellit Koreasat 2 vor etwa drei Wochen an das mit dem Start betraute Unternehmen geliefert, wo er in die Ladebucht an der Spitze der Zenit-Rakete eingebaut wurde. Mittlerweile wurde die Rakete auf die schwimmende Abschussrampe verladen, die zurzeit für die Fahrt zum Äquator vorbereitet wird.«
»Und es gab keine Sicherheitslücken?«, fragte Kang, der Tongju einen kalten Blick zuwarf.
Der Ingenieur schüttelte den Kopf. »Wir hatten unser eigenes Sicherheitsteam, das den Satelliten rund um die Uhr abschirmte. Die Leute von Sea Launch ahnen nicht das Geringste. Rein äußerlich sieht er aus wie jeder andere Fernsehsatellit. Und jetzt, da er eingebaut ist, besteht kaum noch Gefahr, dass jemand Verdacht schöpft.« Der Ingenieur griff zu einer randvoll gefüllten Kaffeetasse, trank einen Schluck und verschüttete dabei ein paar Tropfen, die auf dem abgewetzten Ärmel seines karierten Sportsakkos landeten. Zuvor hatte bereits seine Krawatte etliche Spritzer abbekommen.
»Die Sprühvorrichtung … wurde ihre Einsatzfähigkeit überprüft?«, fragte Kang.
»Ja. Wie Sie wissen, haben wir im Vergleich zu dem Modell, das bei den Aleuten erprobt wurde, ein paar Veränderungen vorgenommen. Wir haben es nicht mehr mit zwei Kampfstoffen zu tun, da wir auf die Zyanidbeimengung verzichten. Zudem verfügt das System jetzt über auswechselbare Behälter, was uns die Möglichkeit gibt, die Zuladung mit dem Biokampfstoff nur wenige Stunden vor dem Start anzubringen. Und natürlich ist das Fassungsvermögen weitaus höher. Das vor den Aleuten erprobte Modell enthielt, wie Sie sich vielleicht erinnern, nur fünf Kilogramm der biochemischen Verbindung. Der Satellit hingegen wird nach der Hydrierung 325 Kilogramm des Chimärenkampfstoffs freisetzen. Bevor der Satellit von Sea Launch eingebaut wurde, haben wir spätnachts einen letzten Test unter sicheren Bedingungen vorgenommen. Die Testergebnisse waren einwandfrei. Wir sind davon überzeugt, dass unser Sprühsystem über dem Zielgebiet wie geplant funktionieren wird.«
»Ich erwarte, dass unsere Technik fehlerlos arbeitet«, stellte Kang fest.
»Der Start ist die kritischste Phase des Unternehmens«, fuhr der Ingenieur mit der rauen Stimme fort. »Lee-Wook, verfügen wir über die nötigen Befehls- und Steuerungsdaten, um den Start eigenhändig durchzuführen?«
Der zweite Ingenieur, ein jüngerer Mann mit fettigen Haaren und breiter Nase, wirkte im Beisein von Kang sichtlich eingeschüchtert.
»Beim Start gilt es vor allem zweierlei zu berücksichtigen«, erwiderte Lee-Wook leicht stotternd. »Zunächst muss die schwimmende Abschussrampe in Position gebracht und stabilisiert werden, dann wird die Rakete aufgerichtet, betankt und für den Start vorbereitet. Wir haben uns die üblichen Ablaufpläne von Sea Launch besorgt«, sagte er, ohne zu erwähnen, wieviel Schmiergeld dabei geflossen war. »Mittlerweile haben unsere Leute die einzelnen Schritte eingehend studiert und gründlich eingeübt. Darüber hinaus haben wir uns der Dienste zweier ukrainischer Startspezialisten versichert, die ehemals bei Juschnoje beschäftigt waren, dem Hersteller der Zenit-Rakete. Sie helfen uns bei der Berechnung der Treibstoffmenge und der Flugbahn und werden uns auch bei den technischen Vorbereitungen zur Hand gehen.«
»Ja, ich weiß sehr wohl, welche Anreize dazu erforderlich waren«, entgegnete Kang verächtlich. »Ich glaube, was Erpressung angeht, könnten die Russen dem Westen noch das eine oder andere beibringen.«
Lee-Wook, der sein Stottern allmählich in den Griff bekam, fuhr fort, ohne auf die Bemerkung einzugehen. »Der zweite kritische Punkt ist der eigentliche Start und die Flugkontrolle. Bei einem herkömmlichen Seestart ist das Montage- und Kommandoschiff von Sea Launch dafür zuständig. Bei unserem Start übernimmt die
Baekje
diese Aufgabe. Wir haben das Schiff mit den nötigen Kommunikationsgeräten und Computern ausgestattet, die für die Start- und Flugkontrolle
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