Geheimcode Makaze
sich Tongju mit raschen Schritten zu dem Fallreep, das an der Backbordwand nach unten zu dem in der Dünung schaukelnden Beiboot führte, das mit einer Leine an der Reling vertäut war. Die Rauchwolken am Heck verrieten ihm, dass der Motor lief. Rasch machte er die Leine los, rollte sie auf und wartete, bis das Beiboot von der nächsten Welle an die Bordwand gedrückt wurde. Mit einem kurzen Satz sprang er hinüber, landete am Bug, wo er das aufgerollte Seil in einen Eimer warf, und ging dann zur Kabine. Drinnen erwarteten ihn Kim und zwei seiner Kämpfer, die am Ruderrad standen.
»Alles an Bord?«, fragte Tongju.
Kim nickte. »Als alle Mann mit dem Start beschäftigt waren, haben wir Waffen und Proviant an Bord gebracht. Und wir haben sogar zusätzlichen Treibstoff besorgt, ohne dass uns jemand gestört hat.« Kim deutete mit dem Kopf aufs offene Deck, wo vier Zweihundertfünfzig-Liter-Fässer Benzin an der Bordwand vertäut waren.
»Wir treiben noch kurz hinter dem Heck des Schiffes, dann laufen wir Ensenada an. Wann gehen die Sprengladungen hoch?«
Kim warf einen Blick auf seine Uhr. »In fünfundzwanzig Minuten.«
»Dann hat der Flugabwehrtrupp ja noch genügend Zeit, um das Luftschiff zu zerstören.«
Die
Koguryo
entfernte sich schnell von dem kleinen Beiboot, das weiter in der Dünung trieb. Als der ehemalige Kabelleger rund vierhundert Meter vor ihnen lag, gab Kim langsam Gas und steuerte das Boot in Richtung Südosten. Bald schon müssten sie seiner Meinung nach wie ein ganz gewöhnliches Fischerboot auf der Heimfahrt nach San Diego wirken.
Noch lange nachdem die Zenit zum Himmel aufgestiegen und explodiert war, hing eine weiße Qualmwolke wie eine Nebelbank über der
Odyssey
. Nur langsam riss der Seewind hier und da ein Loch in den Dunst, durch das gelegentlich die Umrisse der schwimmenden Abschussrampe zu erkennen waren.
»Sieht aus wie ein Topf Fischsuppe«, sagte Giordino, als er die
Icarus
über die Plattform steuerte. Während Giordino und Dahlgren mit bloßem Auge nach Pitt Ausschau hielten, aktivierte Dirk das LASH-System und suchte die Plattform mit optischen Hilfsmitteln ab.
»Nagelt mich nicht drauf fest, aber ich glaube, das Ding sinkt«, sagte Dahlgren, als sie über den hinteren Rand der Plattform schwebten und freie Sicht bis aufs Wasser hatten. Die Männer in der Gondel konnten erkennen, dass die hinteren Stützpfeiler deutlich tiefer im Wasser lagen als die vorderen.
»Das Heck senkt sich offenbar«, rief Dirk.
»Ich frage mich, ob dein alter Herr dahintersteckt. Womöglich muss sich seinetwegen jemand eine neue Rakete kaufen«, sagte Giordino.
»Und vielleicht auch eine neue Abschussrampe«, warf Dahlgren ein.
»Aber wo ist er?«, fragte Dirk. Auf der Plattform war keine Spur von ihm zu sehen.
»Der Rauch verzieht sich allmählich. Sobald es über dem Hubschrauberlandeplatz aufklart, sehen wir uns die Sache mal von nahem an«, erwiderte Giordino.
Als sie zurück zur Vorderseite der Plattform schwebten, blickte Dahlgren hinab und verzog das Gesicht.
»Verdammt. Die
Badger
ist auch verschwunden. Muss beim Start gesunken sein.«
Die drei verstummten und setzten sich schweigend damit auseinander, dass sie womöglich weit mehr als nur ein Tauchboot verloren hatten.
Drei Meilen weiter südlich gab ein Besatzungsmitglied der
Koguryo
die per Radar ermittelten Koordinaten des Blimps in ein chinesisches Flugabwehrraketen-Leitsystem vom Typ CSA-4 ein. Das langsame Luftschiff stellte ein Ziel dar, von dem ein guter Richtschütze nur träumen konnte. Aus dieser geringen Entfernung war der Blimp praktisch nicht zu verfehlen.
In einem geschlossenen Raum, der an den Zwillingsraketencontainer angrenzte, stand ein Waffensystemspezialist an einer Konsole, an der eine Reihe grüner Lichter aufblinkte – ein Zeichen dafür, dass das in die Rakete eingebaute Zielradar den Blimp erfasst hatte. Der Mann griff sofort zum Bordtelefon und meldete sich auf der Brücke.
»Ziel erfasst und Rakete scharf gemacht«, teilte er Kapitän Lee mit. »Warte auf Feuerbefehl.«
Lee blickte aus dem Brückenfenster auf den über der Plattform schwebenden Blimp. Das gibt ein Feuerwerk, dachte er, wenn die Rakete in dem Luftschiff explodiert. Vielleicht sollten sie das türkisfarbene Schiff, das sich da draußen herumtrieb und von ihrem Radar gerade noch erfasst wurde, ebenfalls vernichten und sich dann absetzen. Aber eins nach dem anderen. Er griff zum Telefon und wollte gerade den Feuerbefehl erteilen, als er
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