Geheimcode Makaze
warmen Gewässern des westlichen Pazifik die atemberaubendsten Korallenriffe der Welt gab.
»Das Wrack müsste kurz vor uns liegen, aber etwas weiter nördlich«, meldete sich Giordinos knisternde Stimme inmitten der Stille. Nachdem die
Mariana Explorer
an der Stelle mit der höchsten Giftstoffkonzentration vor Anker gegangen war, hatten Pitt und Giordino ihre gummierten Trockentauchanzüge mit Vollgesichtsbrillen angelegt, die sie vor chemischen oder biologischen Schadstoffen schützten. Anschließend waren sie über die Bordwand in das klare, warme Wasser gesprungen, das hier rund fünfunddreißig Meter tief war.
Der hohe Arsengehalt des Wassers hatte alle überrascht. Dr. Biazon hatte berichtet, dass seiner Behörde etliche Fälle bekannt seien, bei denen durch Bergbauunternehmen Arsen freigesetzt worden war. Zudem gebe es auf der Insel Bohol mehrere Manganbergwerke, allerdings kein einziges in der Nähe von Panglao, fügte er hinzu. Arsen werde auch zur Herstellung von Insektiziden verwendet, entgegnete die NUMA-Biologin. Möglicherweise habe ein Schiff einen Container mit Insektiziden verloren oder absichtlich ins Meer gekippt. Es gebe nur eine Möglichkeit, das festzustellen, hatte Pitt erklärt, nämlich runtergehen und sich die Sache ansehen.
Pitt warf einen Blick auf seinen Kompass, dann trieb er sich, begleitet von Giordino, mit einem kurzen Flossenschlag schräg durch die unsichtbare Strömung. Die Sicht betrug gut zwanzig Meter, sodass Pitt genau erkennen konnte, wie das Riff vom Meeresboden aus allmählich anstieg. Schon nach kurzer Zeit schwitzte er in dem dicken Trockentauchanzug, unter dem sich ein wärmeisolierendes Luftpolster bildete, das in diesen tropischen Gewässern gar nicht nötig war.
»Kann mal jemand die Klimaanlage einschalten«, hörte er Giordino grummeln, dem es offenbar genauso ging wie ihm.
Er hatte den Blick nach vorn gerichtet, sah aber immer noch kein Schiffswrack, bemerkte jedoch, dass der mit Korallen übersäte Meeresboden jäh anstieg. Rechts von ihm hatte sich eine große Unterwasserdüne am Riff aufgetürmt, deren geriffelter Sand sich bis weit außerhalb des Blickfelds erstreckte. Als er zu der hoch aufragenden Korallenwand kam, richtete er sich auf und schoss mit einem kräftigen Scherenschlag nach oben, über die scharfe Kante hinweg. Erstaunt stellte er fest, dass das Riff auf der anderen Seite senkrecht in eine tiefe Schlucht abfiel. Und noch erstaunlicher war das, was er an ihrem Boden sah. Da unten lag der Bug samt dem vorderen Teil eines Schiffes.
»Was zum Geier ist das?«, grummelte Giordino, der das Wrack ebenfalls entdeckt hatte.
Pitt musterte einen Moment lang die Überreste des Schiffes, dann lachte er in das Unterwassermikrofon. »Ging mir genauso. Es ist eine optische Täuschung. Der hintere Teil vom Schiff ist auch da, er liegt bloß unter der Sanddüne.«
Giordino musterte das Wrack und sah, dass Pitt Recht hatte. Die große Sanddüne am Riff hatte sich teilweise in die Schlucht vorgeschoben und bedeckte die hintere Hälfte des Schiffes. Die Strömung, die in dem Korallengraben herrschte, hatte wiederum ein weiteres Vordringen des Sandes verhindert, sodass es aussah, als wäre das Wrack mittschiffs auseinander gebrochen und nur der vordere Teil läge da unten.
Pitt wandte sich von dem Wrack ab und schwamm mehrere Meter über die Sanddüne, bevor sie unter ihm jäh abfiel.
»Hier hast du deine Schraube, Al«, sagte er und deutete nach unten.
Unter seinen Flossen sah er ein kleines Stück vom Achterschiff. Die mit braunem Bewuchs verkrustete Stahlhaut wölbte sich nach unten bis zu einer großen Messingschraube, die wie eine Windmühle aus der Sanddüne ragte. Giordino paddelte mit ein paar leichten Flossenschlägen zu ihm und betrachtete die Schraube, schwamm dann zum Achtersteven hinauf und wischte die Sandschicht weg. Am Neigungswinkel des abgerundeten Hecks erkannte er, dass das Schiff starke Schlagseite nach Backbord hatte. Pitt ließ sich über ihn treiben und sah, wie Giordino die letzten Buchstaben des Schiffsnamens bloßlegte, die am Heckspiegel prangten.
»Irgendwas mit MARU, mehr krieg ich nicht raus«, sagte Giordino, während er mühsam den nachrieselnden Sand wegschaufelte.
»Ein Japaner«, sagte Pitt, »und dem Rost nach zu schließen, liegt er schon ’ne ganze Weile hier. Wenn aus dem Schiff Giftstoffe austreten, dann müsste es irgendwo im vorderen Teil sein.«
Giordino gab das Sandschaufeln auf und folgte Pitt zum
Weitere Kostenlose Bücher