Geheimcode Makaze
verächtlichem Blick.
Wieder herrschte eine Zeit lang Stille, dann kehrten die Diener zurück und trugen das Geschirr ab. Kang beugte sich vor und flüsterte einem der Diener etwas ins Ohr, worauf sich dieser raschen Schrittes in die Küche begab. Kurz darauf wurde eine Seitentür geöffnet und zwei hünenhafte, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete Wachmänner traten ein. Wortlos schritten sie zu Kims Stuhl und bauten sich links und rechts von ihm auf, packten ihn an den Armen und rissen ihn hoch.
»Was soll das, Kang?«, schrie er.
»Ich kann Ihre Dummheit nicht mehr ertragen«, erwiderte Kang mit eiskaltem Tonfall. Er winkte den beiden Gorillas kurz zu, worauf sie Kim zu einer Glastür schleiften, die auf einen Balkon führte. Kim, der um sich trat und sich vergeblich gegen die viel stärkeren Männer zu wehren versuchte, wurde zur Brüstung des Balkons gezerrt, der über die Klippe hinausragte. Er stieß wilde Flüche aus, verlangte, dass sie ihn loslassen sollten.
Entsetzt mussten Rhee und Won Ho mit ansehen, wie Kim von den beiden Männern hochgehoben und kurzerhand über die Brüstung geworfen wurde.
Sie hörten seinen gellenden Aufschrei, als er die Klippe hinabstürzte. Unmittelbar darauf ertönte ein leiser, dumpfer Schlag, und der Schrei riss jäh ab. Rhee und Won Ho wurden kreidebleich, als die beiden Gorillas seelenruhig ins Esszimmer zurückkehrten. Kang trank einen Schluck Wein, dann wandte er sich mit gleichmütigem Tonfall an die Wachmänner.
»Bergt die Leiche und schafft sie nach Seoul. Legt ihn in der Nähe seines Wohnsitzes auf die Straße und sorgt dafür, dass es aussieht wie ein Unfall mit Fahrerflucht«, befahl er.
Als sie den Raum verließen, wandte er sich an die erschrockenen Politiker und fragte ebenso höflich wie eiskalt: »Sie bleiben doch zum Dessert, nicht wahr?«
Kang blickte aus dem Esszimmerfenster und sah zu, wie sich Rhee und Won Ho hastig an Bord der Yacht begaben. Kims Leichnam war in eine braune Decke gewickelt und kurzerhand aufs Achterdeck geschleift worden, wo man eine Plane über ihn geworfen hatte. Trotzdem konnten ihn die beiden Männer deutlich erkennen. Nachdem er mit angesehen hatte, wie die Yacht ablegte und zu der fünfzig Meilen langen Fahrt flussaufwärts nach Seoul auslief, drehte Kang sich um. Ein Mann betrat das Zimmer. Er war hager, hatte glatt zurückgekämmte schwarze Haare und einen fahlen Teint, so als käme er nur selten in die Sonne. Sein blauer Anzug war abgewetzt, die Krawatte altmodisch, doch das weiße Hemd war frisch gestärkt. Kangs Assistent mochte etwas unbeholfen wirken, doch das machte er durch Fleiß und Tüchtigkeit wieder wett.
»War Ihre Besprechung erfolgreich?«, fragte er Kang.
»Ja, Kwan. Rhee und Won Ho werden unsere Initiative zum Abzug der US-Streitkräfte in der Nationalversammlung unterstützen. Leider mussten wir Kim eliminieren, aber offenbar hatte er das Vertrauen in uns verloren. Sein Tod wird den beiden anderen als abschreckendes Beispiel dienen.«
»Eine vernünftige Entscheidung. Sir, heute Abend trifft ein Kurier per Boot aus Jonan ein, um den Prototyp des Steuerchips für das Raketenleitsystem in Empfang zu nehmen, nachdem die abschließende Erprobung in unserer Halbleiterfabrik erfolgreich verlief. Möchten Sie ihm auch eine Nachricht mitgeben?«
Wie Botschafter im feindlichen Ausland verließen sich Kang und seine Vorgesetzten in Nordkorea auf Kuriere, wenn es darum ging, Informationen, Technologie oder Schmuggelwaren vom Süden aus in den anderen Teil des Landes zu schaffen. Obwohl mittlerweile das Internet der beste Freund des Spions geworden war, was das Weiterleiten von Nachrichten betraf, war man nach wie vor auf persönliche Kontakte angewiesen, wenn man Waren und Güter befördern wollte. Ein alter Fischer in einem heruntergekommenen Sampan wurde von den Marinepatrouillen kaum beachtet, daher nutzten die Agenten vorzugsweise diese Tarnung, um unbehelligt durch die entmilitarisierte Zone zu gelangen.
»Ja, wir können berichten, dass die Nationalversammlung in den nächsten Wochen über die Resolution zum Truppenabzug abstimmen wird und dass sich große Fortschritte abzeichnen, was die Verabschiedung angeht. Die von uns organisierten Studentenproteste kommen allmählich in Schwung, und unsere Leute in den Medien werden dafür sorgen, dass sich die Presse auch weiterhin mit diesem von einem US-Soldaten begangenen Mord befasst und in unserem Sinne darüber berichtet«, sagte Kang mit einem verschlagenen
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