Geheimcode Makaze
wurden zahllose unmenschliche Experimente vorgeworfen. Chinesischen Häftlingen, aber auch alliierten Kriegsgefangenen spritzte man regelmäßig eine ganze Reihe gefährlicher Krankheitserreger, da ihre Häscher feststellen wollten, welche Dosis tödlich wirkte. Man warf mit biologischen Kampfmitteln bestückte Bomben auf Häftlinge ab, um die Einsatzmöglichkeiten zu erproben. Viele Experimente fanden auch außerhalb der Forschungsanlagen statt. So versetzte man Dorfbrunnen vorsätzlich mit Typhusbazillen, was zum Ausbruch von fiebrigen Erkrankungen und zahlreichen Todesfällen führte. Man setzte mit Pesterregern infizierte Ratten samt der die Krankheit übertragenden Flöhe in dicht besiedelten Gegenden aus, um festzustellen, wie schnell und heftig sich die Seuche ausbreitete. Sogar Kinder unterzog man solchen Experimenten. Einmal gab man Dorfkindern mit Anthrax versetzte Schokolade, die sie natürlich gierig verschlangen. Mit entsetzlichen Folgen.«
»Das ist ja abscheulich«, sagte Yeager kopfschüttelnd. »Ich hoffe doch, die Täter mussten für ihre Verbrechen büßen.«
»In den meisten Fällen nicht«, fuhr Max fort. »Fast keiner der für diese chemischen und biologischen Experimente verantwortlichen Offiziere wurde als Kriegsverbrecher verurteilt. Die Japaner zerstörten vor der Kapitulation einen Großteil der Lager und nahezu alle Unterlagen. Die mit der Untersuchung betrauten Amerikaner hatten entweder keine Ahnung von dem ganzen Ausmaß des Grauens oder wollten sich die Ergebnisse dieser grässlichen Experimente zunutze machen, daher drückten sie beide Augen zu. Viele kaiserliche Militärärzte, die in den Todeslagern tätig gewesen waren, wurden nach dem Krieg hoch geachtete Führungskräfte in der pharmazeutischen Industrie Japans.«
»Obwohl sie Blut an den Händen haben«, warf Dirk ein.
»Niemand kennt die genauen Zahlen, aber Experten schätzen, dass in den dreißiger und vierziger Jahren mindestens zweihunderttausend Chinesen infolge der japanischen Experimente umgekommen sind. Ein großer Prozentsatz der Opfer waren unschuldige Zivilisten. Es war eines der großen Kriegsverbrechen, aber erst in jüngster Zeit befassen sich Historiker und Gelehrte damit.«
»Man staunt doch immer wieder, was der Mensch seinem Mitmenschen antun kann«, sagte Yeager mit finsterer Miene.
»Max, mit welchen Krankheitserregern und Chemikalien haben die Japaner gearbeitet?«, fragte Dirk.
»Die Frage, mit welchen sie nicht gearbeitet haben, ließe sich leichter beantworten. Soweit man weiß, haben sie mit einer ganzen Reihe von Bakterien und Viren geforscht, von Milzbrand, Cholera und Beulenpest bis zu Maul- und Klauenseuche, Pocken und Typhus, aber es gab auch noch zahlreiche andere Experimente. Bei den chemischen Kampfstoffen befasste man sich vor allem mit Phosgenen, Blausäure, Senfgas und Lewisit. Man weiß nicht, wie viel davon zum Einsatz kam, was wiederum daran liegt, dass die Japaner bei ihrem Abzug aus China am Ende des Krieges einen Großteil ihrer Unterlagen vernichteten.«
»Wie wollte man diese Kampfstoffe auf dem Schlachtfeld einsetzen?«
»Chemikalien sind, da sie sich lange einlagern lassen, als Kampfstoff bestens geeignet. Die Japaner haben eine große Anzahl von Munition für den Einsatz von chemischen Kampfstoffen produziert, hauptsächlich Handgranaten, Mörsergranaten, aber auch Artilleriegranaten mit großer Reichweite. Tausende dieser Waffen wurden bei Kriegsende in der Mandschurei zurückgelassen. Deutlich weniger Erfolg hatte man, was die Einsatzmöglichkeit biologischer Kampfstoffe anging, da diese naturgemäß empfindlicher sind. Die Entwicklung einer mit Biokampfstoff bestückten Granate erwies sich als ausgesprochen kompliziert, daher konzentrierten sich die Japaner auf einen möglichen Einsatz mittels Fliegerbomben. Die Unterlagen, soweit bekannt, deuten allerdings darauf hin, dass die japanischen Wissenschaftler mit der Wirkung der von ihnen entwickelten Bomben nie ganz zufrieden waren.«
»Max, wissen Sie, ob man Bomben mit einer Porzellanhülle für den Einsatz chemischer oder biologischer Kampfstoffe benutzen wollte?«
»O ja, durchaus. Da bei der Explosion einer stählernen Bombenhülle eine außerordentliche Hitze entsteht, die jeden biologischen Kampfstoff zerstört hätte, versuchten es die Japaner mit Keramikbehältern. Man weiß, dass in China diverse Fliegerbomben mit Porzellangehäuse für den Einsatz biologischer Kampfstoffe erprobt wurden.«
Dirk wurde mit
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