Geheimcode Makaze
erschrak über ihre eigene Stimme.
Im nächsten Moment war Summer von etlichen Mitarbeitern umringt, die ihr über die Schulter blickten, als sie die Sequenz mehrmals in Zeitlupe ablaufen ließ. Deutlich waren die Umrisse eines U-Bootes zu erkennen, samt dem Kommandoturm, der einen langen Schatten warf. Summers Schätzung nach war das Objekt gut hundert Meter lang.
»Das sieht eindeutig nach einem U-Boot aus, und zwar einem großen«, sagte sie, war sich aber immer noch nicht sicher, ob sie ihren Augen trauen konnte.
»Das ist unser Boot«, rief Dirk im Brustton der Überzeugung. »Sieht auf dem Sonarbild genauso aus wie die
I-403
.«
»Gute Arbeit, Summer«, sagte Morgan, der sich durch das Getümmel drängte.
»Danke, Captain, aber Audry hat die ganze Arbeit allein gemacht. Wir sollten sie lieber an Bord holen, bevor sie China ansteuert.«
Summer gab eine Reihe neuer Befehle ein, worauf die Wandlerbojen dem Tauchroboter ein Funksignal sandten. In Sekundenschnelle brach Audry ihre Suche ab, steuerte nach oben und tauchte knapp fünfhundert Meter neben der
Sea Rover
auf. Summer, Dirk und Morgan sahen zu, als ein Bergungstrupp in einem Zodiac zu dem im Wasser treibenden gelben Apparat raste und ihn an der Bordwand vertäute. Dann kehrten die Männer langsam zum Forschungsschiff zurück, wo Audry aus dem Wasser gehievt und wieder in ihrer Halterung am Achterdeck festgezurrt wurde.
Als die beiden Wandlerbojen eingeholt wurden, fiel Dirk ein großes Schiff auf, das etwa eine Meile hinter ihnen lag. Am Göschstock wehte die japanische Flagge.
»Ein Kabelleger«, sagte Morgan, als er Dirks Blick folgte. »Der ist schon eine ganze Weile hinter uns.«
»Ein Prachtschiff. Scheint es aber gar nicht eilig zu haben«, sagte Dirk, als er feststellte, wie langsam das Schiff lief.
»Die arbeiten offenbar auf Tagessatz«, erwiderte Morgan lachend, dann wandte er sich ab und achtete darauf, dass die Wandlerbojen ordentlich verstaut wurden.
»Vielleicht«, erwiderte Dirk lächelnd, aber er hatte ein ungutes Gefühl dabei. Er verdrängte die Irritation und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe. Jetzt musste die
I-411
von nahem in Augenschein genommen werden.
23
Die Besatzung der
Sea Rover
bereitete sich unverzüglich darauf vor, das Wrack zu untersuchen. Kapitän Morgan ließ das Schiff beidrehen und brachte es mithilfe der von Audry ermittelten GPS-Koordinaten genau über dem U-Boot in Position. Die computerisierte Querstrahlsteuerung wurde aktiviert, die dafür sorgte, dass die
Sea Rover
trotz Wind und Strömung allenfalls ein paar Zentimeter abgetrieben wurde.
Auf dem Achterdeck gingen Dirk, Summer und Ryan, der Erste Offizier, sorgfältig die Checkliste für die
Starfish
durch. Die
Starfish
war ein eigens für die Tiefseeerkundung konstruiertes, hochmodernes Tauchboot, das in bis zu zweitausend Meter Tiefe eingesetzt werden konnte. Auf den ersten Blick ähnelte es einem Gabelstabler mit einer durchsichtigen Kugel, die aus fünfzehn Zentimeter dickem, verstärktem Acryl bestand und einen Rundumblick auf die See bot; zwei Personen fanden darin Platz. Sie war an einen leuchtend orangefarbenen Bootskörper montiert und enthielt eine Vielzahl von Sensoren, diverse Kameras für Foto- und Videoaufnahmen sowie Geräte zum Entnehmen von Bohrproben. Vier Strahlruder, die hinter und unter der Glaskanzel montiert waren, sorgten für eine hohe Manövrierfähigkeit. Hinzu kamen zwei stählerne Gelenkarme zu beiden Seiten des Cockpits, mit denen man diverse Proben einsammeln oder Messgeräte bedienen konnte. Da der rechte Arm größer als der linke war, wirkte das Tauchboot wie eine Krabbe, wenn es am Meeresboden im Einsatz war.
»Ich glaube, wir sind so weit«, sagte Summer, während sie die letzte Eintragung auf ihrem Klemmbrett musterte. »Bist du bereit?«
»Nur, wenn ich fahren darf«, erwiderte Dirk grinsend.
Die beiden Geschwister, die türkisfarbene NUMA-Overalls trugen, zwängten sich durch eine Luke an der Rückwand in die kleine Kanzel. Obwohl es im Inneren eng war, saßen Dirk und Summer auf den nach vorn gerichteten Polstersitzen ziemlich bequem. Dirk setzte sich die Kopfhörer mit dem Funkmikrofon auf und meldete sich beim Ersten Offizier.
»Hier
Starfish
«, sagte er, um die Anlage zu überprüfen. »Von uns aus kann’s losgehen, Tim.«
»Bereit zum Ausbringen«, gab Ryan zurück.
Die an zwei Ösen befestigte Trosse straffte sich, dann wurde das Tauchboot vom Bordkran angehoben. Als die
Starfish
etwa
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