Geheime Lust
Reaktionen der anderen auf ihre Bemerkung zu sehen.
Bevor sie ihre Blamage durch weitere Worte noch verschlimmern konnte, sprang sie von ihrem Stuhl auf. Jace streckte die Hand nach ihr aus, aber sie war knapp außerhalb seiner Reichweite. Bethany verließ den Tisch und rannte blindlings in die Küche.
»Meine Güte«, murmelte Ash. »Sie hatte nie einen Christbaum?«
Jace war aufgestanden, hin- und hergerissen, ob er ihr folgen oder ihr einen Moment geben sollte, um sich zu fassen. Er schaute seinen Freund an, dann schwenkte er den Blick zu Gabes und Mias betretenen Mienen und zu Mrs Hamilton, in deren Augen tiefes Mitgefühl stand.
»Das hier war zu viel für sie«, erklärte er gedämpft. »Dieser ganze Tag. Verdammt, ich hätte sie nicht überreden sollen herzukommen.«
»Haben wir irgendetwas Falsches gesagt?«, fragte Mia bestürzt.
»Nein, Kleines, ihr habt alles richtig gemacht. Es ist einfach nur hart für sie. Bethany ist an nichts von dem, was wir für selbstverständlich halten, gewöhnt. Sie ist nicht erfahren im gesellschaftlichen Umgang mit Menschen, besonders nicht mit welchen, die freundlich zu ihr sind. Sie war das reinste Nervenbündel bei der Vorstellung, euch alle kennenzulernen. Sie hat Angst, mich zu blamieren.« Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Sie bildet sich ein, nicht gut genug für mich zu sein.«
»Scheiße«, murmelte Gabe. »Ich hoffe, du kannst ihr diesen Unfug ausreden.«
»Ich halte es für besser, wenn wir jetzt gehen«, sagte Jace und warf einen entschuldigenden Blick in die Runde.
Mia nickte, während Gabe aufstand und Jace die Hand auf die Schulter legte. »Falls du irgendetwas brauchst, lass es uns wissen.«
»Das mache ich. Danke für das fantastische Essen, Mia. Du hast dich selbst übertroffen.«
»Sag Bethany ganz liebe Grüße von uns«, erwiderte sie sanft.
Jace lächelte sie an. »Versprochen.«
25
Jace drückte Bethany an sich, während sie hinaus in die Kälte und zu seinem wartenden Wagen eilten. Sie hatte ihn seit seiner Ankündigung, dass sie aufbrechen würden, kein einziges Mal angesehen. Mia und Gabe, ja, sogar Ash – er vor allem – waren extrem zartfühlend mit ihr umgegangen, sie hatten sie umarmt, zum Abschied geküsst und so getan, als sei nichts vorgefallen.
Trotzdem war Bethany zutiefst beschämt. Es zeigte sich an der Verkrampftheit ihres Körpers und dem schmerzgepeinigten Ausdruck in ihren Augen.
Jace half ihr beim Einsteigen, dann schmiegte er sie fest an sich, als sie in den Verkehrsstrom einscherten. Er hatte seinem Chauffeur ihr Ziel bereits genannt, als er ihn angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, dass sie fahren wollten. Bethany fiel gar nicht auf, dass sie nicht zu ihm nach Hause fuhren. Vermutlich dachte sie, dass er sie zu ihrem eigenen Apartment bringen und vielleicht sogar dort übernachten würde.
Als würde sie am Weihnachtsabend irgendwo anders als bei ihm schlafen.
Die räumliche Distanz zwischen ihnen machte ihn zunehmend ungeduldiger. Er wollte sie in seinem Zuhause, seinem Umfeld haben. Jede Nacht in seinem Bett. Zwar hatten sie, seit er sie in Mias alter Wohnung einquartiert hatte, keine einzige Nacht getrennt verbracht, aber meistens waren sie bei ihr gewesen.
Der Verstand sagte ihm, dass er nicht zu hastig vorgehen, nicht zu viel Druck ausüben durfte, andernfalls könnte das Resultat verheerend sein. Aber sein Herz verzehrte sich nach ihr. Er wollte sie in seinen Armen, seinem Bett, seinem Leben wissen. Dafür würde er alles geben.
Als der Wagen vor Saks Fifth Avenue hielt, realisierte Bethany endlich, dass sie nicht zu ihr nach Hause gefahren waren. Sie hob den Kopf und schaute sich konsterniert um.
»Wo sind wir?«
Er beugte sich zu ihr und verschloss ihr mit einem Kuss die Lippen. Dann öffnete er die Tür und zog sie sanft aus der Limousine.
»Jace, was tun wir …«
Sie brach ab, als ihr Blick auf den Weihnachtsbaum fiel, der über der Eislaufbahn aufragte. Ihr traten spontan die Tränen in die Augen, und seine Brust zog sich zusammen.
»Oh, Jace.«
Bethany verstummte, ihre Augen erfüllt von verzückter Freude. Ihr Atem formte kleine Dampfwölkchen, während sie den Baum reglos bestaunte.
»Ich war früher einmal hier«, sagte sie leise. »Es war mein erstes Weihnachten in der Stadt. Meins und Jacks. Wir sind vierzig Blocks weit durch den Regen gelaufen, nur weil ich das hier ein einziges Mal sehen wollte.«
Der Kummer in ihrer Stimme machte Jace das Atmen schwer. Er ballte die Hände zu
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