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Geheime Lust

Geheime Lust

Titel: Geheime Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Banks
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Fäusten. »Wie lange ist das her, Bethany?«
    Sie war erst dreiundzwanzig. So jung noch, und doch wirkte sie so viel älter. Die Jahre auf der Straße hatten sie verhärtet und sie mit einem Zynismus ausgestattet, wie man ihn sonst nur bei wesentlich älteren Menschen fand. Jace war sich nicht sicher, ob er überhaupt wissen wollte, wie lange sie auf der Straße gelebt hatte.
    »Vier Jahre«, bekannte sie.
    Er unterdrückte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag. Bethany hatte vier ganze Jahre lang auf den Straßen von New York City verbracht. Sie war neunzehn gewesen. Also in einem Alter, in dem die meisten Mädchen sich auf den Beginn ihres Lebens freuten. Mit dem Highschool-Abschluss in der Tasche als frischgebackene College-Studentinnen, die Spaß hatten. Die die Welt erobern wollten.
    Jace war nun noch entschlossener denn je, sie vor allem Negativen zu beschützen. Er würde nicht dulden, dass sie verletzt wurde. Er wollte sie ausschließlich mit schönen Dingen umgeben, wollte ihr glückliche Erinnerungen schenken.
    »Lass uns näher rangehen«, schlug sie mit vor Aufregung zitternder Stimme vor.
    Sie nahm seine Hand und zog ihn mit. Angesichts ihrer Begeisterung konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihre Augen blitzten, und ihr ganzes Gesicht strahlte so hell wie der Weihnachtsbaum.
    Sie war unfassbar schön, wenn sie lächelte. Allerdings fiel ihm jedes Mal, wenn sie es tat, wieder auf, wie selten sie sich dazu hinreißen ließ. Auch das war etwas, was er ihr unbedingt beibringen wollte. Er würde ihr jeden einzelnen Tag einen Grund zum Lächeln geben.
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die kleine Menschenmenge, dann blieb sie an einer Stelle stehen, an der sich die Menschen nicht ganz so dicht drängten. Sie ließ seine Hand los, um ihre Hände zu verschränken, und sah in andächtigem Schweigen zu dem Baum hoch.
    Verflixt, er hätte darauf achten sollen, dass sie ihre Handschuhe mitnahm. Ihre Finger waren kalt. Auch sonst war sie nicht angemessen gekleidet, um sich im Freien aufzuhalten. Bethany trug zwar einen Mantel, aber nur den dünneren der beiden, die er ihr gekauft hatte. Er hatte gedacht, dass sie bloß vom Wagen ins Haus und wieder zurückgehen würden.
    Doch sie schien die Kälte nicht zu spüren. Mit einem Lächeln auf den Lippen hatte sie den Blick den Eisläufern zugewandt.
    Plötzlich hob sie das Gesicht und öffnete entzückt den Mund.
    »Jace, es schneit wieder!«
    Bethany hielt die Hände in die Luft und fing die langsam herabtrudelnden Schneeflocken auf. Sie schmolzen augenblicklich, darum haschte sie nach mehr.
    Lachend drehte sie sich im Kreis, während die Flocken auf ihrer Nase, ihren Wangen, ihrem Haar landeten. Jace war völlig gebannt von ihrem Anblick. Sie war so anmutig, dass es ihm den Atem raubte.
    »Weißt du, dass dies das erste Mal ist, dass ich mich über Schnee freue?«, fragte sie in wehmütigem Ton. »Früher bedeutete Schnee für mich, dass ich friere, nass werde und mir ewig nicht wieder warm wird. Aber heute kann ich den Zauber der Schneeflocken genießen, weil ich weiß, dass ich es hinterher wieder warm und trocken haben werde.«
    Ihre simplen Worte trafen ihn mitten ins Herz. Er empfand körperlichen Schmerz bei der Vorstellung, welch spartanisches, einsames Leben sie geführt hatte. Es war ihm schleierhaft, wie sie es geschafft hatte, das zu überleben. Der Gedanke, was ihr hätte zustoßen können, war ihm unerträglich, darum versuchte er, sich darauf zu konzentrieren, dass die Vergangenheit keine Rolle mehr spielte. Dass Bethany hier bei ihm war und er sie nicht mehr loslassen würde. Dass sie nie wieder in ihr altes Leben zurückkehren musste.
    Doch das war nicht so leicht, denn dieses Leben hatte sie geprägt und zu dem Menschen gemacht, der sie heute war. Sie hatte unverheilte Wunden, Narben, die bis tief in ihre Seele reichten. Ängste, die nur die Zeit zu lindern vermochte.
    Jace zog sie kraftvoll in die Arme, weil er sie spüren wollte, wenn auch mehr, um selbst Trost zu finden, als um ihr welchen zu spenden. Sie akzeptierte ihre früheren Lebensumstände weit besser, als er das konnte.
    »Danke«, wisperte sie. »Ich werde diesen Abend niemals vergessen. Der Baum ist wunderschön. Und dass ich ihn zusammen mit jemandem sehen durfte, der mich mag.«
    Mag? Herrgott, er mochte sie nicht nur. Er
liebte
sie. Mit jeder Faser seines Seins. Es war verrückt, es war irre, es war Wahnsinn. So etwas passierte nicht im wahren Leben. Man verliebte sich nicht Hals

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