Geheime Lust
alles durchgemacht hat!«
Der Kummer drückte so schwer auf ihre Stimme, dass jedes einzelne Wort erstickt klang. Bethany war vollkommen aufgelöst, sie konnte kaum noch die Fassung bewahren, dazu schlotterte sie vor Kälte.
Da war etwas an ihrer Stimme, an ihren verzweifelten Worten, das ihm schreckliche Angst machte. Was immer in ihrer Vergangenheit verborgen lag und sie an Jack kettete, verfolgte sie Tag für Tag. Jace musste herausfinden, was es war. Denn es war der Schlüssel dazu, warum sie derart bedingungslos für Jack einstand.
»Dann bring mich dazu, es zu verstehen«, sagte er ruhig. »Aber wir werden drinnen weiterreden, wo es warm ist. Nachdem du dir etwas Trockenes angezogen hast. Dann erklärst du es mir, und ich höre dir zu. Wir finden eine Lösung. Und zwar gemeinsam, Bethany.«
Sie wollte schon den Kopf schütteln, aber er gebot ihr Einhalt.
»Ich akzeptiere kein Nein als Antwort«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Den Teufel werde ich tun, dich aus meinem Leben verschwinden zu lassen. Wir werden diese Sache klären, und du wirst mir erzählen, worauf sich deine blinde Loyalität gegenüber diesem verfluchten Jack begründet. Und ich schwöre bei Gott, dass du nicht gehen wirst, wenn wir das hinter uns gebracht haben. Du wirst nirgendwo anders hingehen als in mein Bett.«
31
Jace stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als sich die Fahrstuhltüren in seiner Wohnung hinter ihm schlossen. Er würde dafür sorgen, dass Bethany nicht einmal in die Nähe des Aufzugs gelangte. Und zwar für verdammt lange Zeit.
Er trug sie ins Bad, setzte sie auf dem Toilettendeckel ab und stellte die Dusche an. Dann machte er sich sofort daran, sie aus ihren nassen Klamotten zu befreien. Seine Hände zitterten – wenn auch nicht vor Kälte –, aber er konnte nichts dagegen tun.
Er war zutiefst erschüttert über die Tragweite dessen, was er fast getan hätte. Was er getan
hatte
.
»Bitte, Jace, lass mich einfach gehen«, sagte sie mit weicher, emotionsgeladener Stimme. »Es hat keinen Sinn, das Ganze künstlich hinauszuzögern. Jeder von uns sollte einfach mit seinem Leben weitermachen.«
Jace nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und schaute ihr tief in die Augen. »Ich lasse dich nicht gehen. Niemals. Das wird nicht passieren. Wie zur Hölle soll ich mit meinem Leben weitermachen, wenn
du
mein Leben bist? Als hätte mein Leben ohne dich irgendeine Bedeutung. Wir stellen uns jetzt unter die Dusche und wärmen uns auf. Wir sind beide völlig durchgefroren. Du noch mehr als ich. Du warst stundenlang in der Kälte. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn du dir keine Unterkühlung zugezogen hast.«
Sie sah ihn mit großen Augen an, dann gab er ihr Gesicht frei und zog sie auf die Füße. Er streifte seine eigenen Klamotten ab, während er sie zur Dusche schob.
Jace konnte das Bibbern, das von seinen Gliedmaßen Besitz ergriffen hatte, nicht kontrollieren. Er schaffte es nur mit Mühe, Bethany in der Dusche aufrecht zu halten, darum drückte er sie so fest er konnte an sich, damit nicht nur das Wasser, sondern auch sein Körper sie wärmte.
Sie fühlte sich an wie ein Eisblock, so tief war ihr die Kälte in die Knochen gedrungen. Es brachte ihn fast um, dass sie so lange einsam und verzweifelt im Regen ausgeharrt hatte, nur weil er die Dinge völlig falsch angepackt hatte. Er hatte sie glauben lassen, dass sie wertlos sei. Arm wie eine Kirchenmaus. Dabei bedeutete sie ihm
alles
.
Jace liebte sie. Sollte zuvor noch irgendein Zweifel daran bestanden haben, so war er jetzt ausgelöscht. Und man behandelte jemanden, den man liebte, nicht so, wie er Bethany behandelt hatte. Er hatte ihr kein Verständnis entgegengebracht, ihr nicht zugehört, sie es nicht erklären lassen. Die ganze Zeit hatte er geduldig darauf gewartet, dass sie ihm ihre Vergangenheit offenbarte, sich ihm anvertraute, und als es endlich so weit gewesen war, hatte er es vermasselt.
Das würde nie wieder passieren. Er wollte verdammt sein, wenn er sie aus seinem Leben verschwinden ließe, nachdem er achtunddreißig Jahre darauf gewartet hatte, dass sie auftauchte.
Die Wärme intensivierte sich und hüllte sie ein, bis Bethanys Zittern endlich nachließ und sie sich nachgiebig und so unendlich süß an ihn schmiegte. Alles, was er sich je erträumt hatte, hielt er gerade in seinen Armen. Er würde sie nicht loslassen. Er hatte noch nie einen Kampf verloren, an dem ihm wirklich gelegen war, und dies war der bedeutsamste seines
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