Geheime Lust
Tablettenflasche dabei. Er hat sie mir mitgebracht.«
Jace stieß zischend den Atem aus, als ihn erneut die Wut packte. Er wollte diesen Hurensohn ausfindig machen und ihm die Scheiße aus dem Leib prügeln. Wie konnte er Bethany gegenüber derart gleichgültig sein? Wo er doch auf sie aufpassen müsste. Und Bethany begriff noch immer nicht, dass Jack schlecht für sie war. Sehr schlecht sogar. Ihr Bild von ihm war ein Relikt der Vergangenheit.
»Ich habe ihm gesagt, dass ich sie nicht will. Ich wollte sie
nie
. Er hat versucht, mir zu helfen. Früher hätte ich sie genommen. Ich hätte alles getan, um an sie ranzukommen. Aber heute nicht mehr. Ich habe das nicht mehr
nötig
. Doch dann bist du aufgetaucht, und wir hatten diesen furchtbaren Streit, und dann hast du mich daran erinnert, dass ich arm bin wie eine Kirchenmaus.«
»Oh Gott, Baby, so war das doch nicht gemeint«, sagte er erstickt. »Ganz
bestimmt
nicht.«
Bethany fuhr fort, als hätte sie ihn nicht gehört. Sie schien so verloren in ihren Gedanken, so erpicht darauf, alles herauszulassen, als wäre es Gift, das sie loswerden musste.
»Und dann bin ich gegangen, weil es zu wehgetan hätte zu bleiben. Aber ich bin zurückgekommen, denn ich wusste, dass es nicht richtig war, einfach so zu verschwinden, dass ich aufhören musste wegzulaufen. Dass ich die Konfrontation mit dir suchen und die Sache logisch angehen sollte. Doch dann stand ich in der Küche und fühlte mich, als wäre meine ganze Welt kollabiert. Mir war kalt, darum wollte ich mir eine heiße Schokolade machen, aber als ich den Küchenschrank öffnete, stand da diese Tablettenflasche, und ich wusste, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich nur eine nähme, dass ich besser mit dem Schlamassel, der sich mein Leben schimpft, zurande käme.«
»Oh Gott«, stöhnte Jace. »Ach, Baby.«
»Ich war
so
knapp davor.« Bethany hielt ihre zitternden Finger einen Zentimeter weit auseinander. »Ich war so knapp davor, es zu tun. Ich hatte die Pille schon im Mund. Ich nahm einen Schluck Wasser, in der festen Absicht, sie zu schlucken. Sie war schon hinten in meiner Kehle. Und dann begriff ich, was ich da tat. Was ich um ein Haar zugelassen hätte.«
Sie unterdrückte ein Schluchzen, senkte den Kopf und ballte ihre herabhängenden Hände zu Fäusten.
»Aber du hast sie nicht geschluckt«, folgerte Jace leise.
»Trotzdem war ich ganz nah dran«, sagte sie mit trostloser Stimme. »Ich wollte sie. Ich brauchte sie. Dann habe ich sie ausgespuckt und sämtliche Tabletten in der Spüle entsorgt. Ich kann damit nicht wieder anfangen, Jace. Wir müssen die Sache zwischen uns beenden, bevor wir uns gegenseitig zerstören. Wenn unsere Beziehung das mit mir macht, kann ich sie nicht weiterführen. Ich tue dir nicht gut. Ich tue
mir
nicht gut«, flüsterte sie.
Panik schoss in ihm hoch. Er schüttelte den Kopf, unfähig, die Worte aus seiner zugeschnürten Kehle herauszuquetschen. Er war am Boden zerstört wegen dem, was sie beinahe getan hätte. Nicht weil er sie dafür verurteilte, sondern weil sie so verletzt gewesen war, dass sie dem Drang um ein Haar nachgegeben hätte. Was, wenn sie es nicht bei einer belassen hätte?
Ihr letzter Rest Selbstbeherrschung schien vom Regen davongespült zu werden. Ein herzzerreißendes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, als sie die Arme fest um ihre Mitte schlang, auf die Knie fiel und sich vor und zurück wiegte.
Jace sank sofort neben sie, zog sie in die Arme und schmiegte sie an sich. Er küsste ihr nasses Haar und wiegte sich mit ihr, während der Regen auf sie niederprasselte.
»Ich hasse mich selbst dafür«, schluchzte sie. »Für meine Schwäche. Dafür, dass ich überhaupt in Versuchung geraten bin. Dafür, dass ich dir wehgetan, dich enttäuscht habe. Aber ich kann Jack einfach nicht im Stich lassen. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Ich habe es dir nie erklärt.«
Sein Zorn auf Jack, auf die ganze Situation, loderte mit verzehrender Kraft in ihm hoch.
»Warum riskierst du so viel, um ihn zu beschützen? Er ist ein totales Arschloch, Bethany. Wieso erlaubst du ihm
weiterhin
, über dein Leben zu bestimmen?«
Sie stieß sich von ihm ab und sprang auf die Beine. »Weil er so viel für mich erduldet hat!«, brüllte sie, während sich die Regentropfen in ihrem Gesicht mit ihren Tränen vereinigten. »Er hat so viel für mich getan! Dinge, die ich ihm
niemals
zurückgeben kann! Du verstehst es nicht. Du könntest niemals verstehen, was er wegen mir
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