Geheime Lust
spenden.
»Jack hat sich für mich geopfert«, wisperte sie. »Jedes Mal, wenn der Vater es auf mich abgesehen hatte, kam Jack dazwischen. Er ließ sich von dem Mann missbrauchen, um zu verhindern, dass er mich missbrauchte, und … Das werde ich ihm niemals vergessen. Ich kann es nicht, Jace. Er ertrug das über
Monate
, bis es uns endlich gelang, von dort wegzukommen.«
»Oh, Baby. Das tut mir unendlich leid.«
»Jack hat sich immer um mich gekümmert. Vor dem Autounfall und auch danach. Es war immer er, der dafür gesorgt hat, dass wir Essen und Kleidung hatten. Als ich keine Rezepte für meine Schmerztabletten mehr bekommen konnte – und damals litt ich noch furchtbare Schmerzen –, hat Jack mir die Pillen beschafft. Und als ich am Ende abhängig war, hat er eine Verhaftung und Gott weiß was sonst noch alles riskiert, um zu gewährleisten, dass ich hatte, was ich brauchte.«
Jace seufzte. Es war eine verfahrene Situation, daran bestand kein Zweifel. Er sah Jack jetzt in einem anderen Licht, aber das bedeutete nicht, dass er den Mann Bethanys Leben verpfuschen lassen würde. Jacks eigene Sucht beschränkte sich nicht auf verschreibungspflichtige Medikamente. Er beschaffte sich das harte Zeug, dealte womöglich sogar damit. Stoff, der einen umbringen oder zumindest für sehr lange Zeit hinter Gitter bringen konnte. Um nichts in der Welt würde er Bethany diesem Risiko aussetzen.
»Ich kann deine Gefühle nachempfinden, Baby, aber du musst mir zuhören. Jack ist über diesen Punkt längst hinaus. Er ist in üble Geschäfte verwickelt und bringt dich damit in ernsthafte Gefahr. Das kann und
werde
ich nicht zulassen. Ich werde niemals etwas akzeptieren, das dir schaden könnte. Verstehst du das?«
Bethany veränderte ihre Position und hob den Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können. »Natürlich verstehe ich das, Jace. Und ich will ihn auch gar nicht in Schutz nehmen. Es gefällt mir nicht, was er tut, aber die Vorstellung, wie er frierend und hungrig und selbst in Gefahr dort draußen ist … bricht mir das Herz. Ich kann nicht aufhören, mich zu fragen, ob er ohne mich so geworden wäre, wie er ist.«
Jace schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass ihr seine Vehemenz nicht entgehen konnte. »Du kannst dir diese Schuld nicht aufbürden. Das lasse ich nicht zu. Er hat dich beschützt. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Aber, Baby, selbst er würde dich nicht dafür verantwortlich machen, was aus ihm geworden ist. Wir alle treffen unsere eigenen Entscheidungen. Er hat ein paar sehr schlechte getroffen, aber das bedeutet nicht, dass
du
dafür den Preis zahlen musst.«
»Aber was soll ich denn tun? Ich kann ihn doch nicht fallen lassen. Er ist ganz allein und hat nichts, wohingegen ich alles habe.«
Jace schaute in ihre tränennassen Augen und begriff, dass sie nicht die Frau wäre, die er liebte, wenn sie es über sich brächte, sich einfach so von ihrer einzigen Familie abzuwenden. Er wischte ihr die Tränen von der Wange, dann seufzte er.
»Ich werde mir wegen Jack etwas überlegen. Aber wenn ich die Sache in die Hand nehme, bedeutet das, dass du dich zurückziehst.«
Bethanys Miene wurde bekümmert, dann senkte sie wieder den Blick.
»Könnte er nicht …«
Sie biss sich auf die Lippe und verstummte.
»Könnte er was nicht, Baby? Du kannst mich um alles bitten, ohne Angst haben zu müssen.«
»Aber diese Bitte steht mir nicht zu«, meinte sie zaghaft. »Du hast mir so vieles gegeben, und ich habe dir nichts zurückgegeben.«
»Du bedeutest mir alles.
Alles
, Bethany. Und das sage ich nicht leichtfertig. Ich habe das definitiv noch nie zu einer anderen Frau gesagt. Und auch zu sonst keinem Menschen.«
Bethanys Gesicht drückte solche Verwunderung, solches Staunen aus, dass er nicht anders konnte, als sie so fest an seine Brust zu drücken, bis sie kaum mehr Luft bekam.
»Nenn mir deine Bitte, Bethany.«
»Ich wollte dich fragen, ob Jack vielleicht in dem anderen Apartment wohnen könnte«, wisperte sie. »Nur für eine kurze Weile. Bis er wieder auf die Füße kommt und sich eine eigene Bleibe leisten kann.«
Jace gab sie behutsam aus seiner Umarmung frei und schob sie gerade weit genug weg, dass sie einander ansehen konnten. Seine Miene war ernst.
»Wenn du bei mir einziehst, werde ich sehen, was ich diesbezüglich arrangieren kann.«
Bethany zeigte keine Reaktion auf seine subtile Erpressung. Nicht, dass sie wirklich subtil gewesen wäre. Aber Jace scheute sich nicht, jedes
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