Geheime Lust
verärgert. »Und in der leben wir verdammt noch mal beide, Bethany. Wichtiger noch, du lebst darin. Ich sehe dich. Ich will dich. Du bist hier, direkt vor mir. Wenn dich das nicht fest in meiner Welt verankert, weiß ich nicht, was sonst.«
Ihr Puls beschleunigte sich, bis ihr schwindlig wurde und sie Mühe hatte, Luft in ihre Lungen zu pumpen.
»Und da wir dieses Hindernis nun aus dem Weg geräumt haben, wirst du mir
endlich
verraten, wer zur Hölle dich so zugerichtet hat und
warum
.«
Jace klang wieder stinksauer, nur wusste sie dieses Mal, dass sich sein Zorn nicht gegen sie richtete. Er war wütend, daran bestand kein Zweifel. Die grimmige Rage, die in seinen Augen loderte, ließ sie frösteln.
Mit einem flauen Gefühl im Magen biss sie sich auf die Lippe und schaute weg. Er würde es niemals verstehen. Bisher hatte sie wenig von ihrer Beziehung zu Jack preisgegeben und Jace nur gesagt, dass er ihr Bruder war und sie sich nahestanden. Er würde kein Verständnis aufbringen. Nicht in einer Million Jahre. Es wäre ihm egal, was Jack für sie getan hatte oder dass sie so tief in seiner Schuld stand, dass sie ausnahmslos alles tun würde, um sie zu begleichen. Und wenn sie dafür durch die Hölle gehen müsste.
»Bethany.«
Jace sagte ihren Namen mit einem warnenden Unterton in der Stimme. Er war mit seiner Geduld am Ende, nachdem er sich bemerkenswert lange darin geübt hatte. Sie konnte von Glück reden, dass er ihr noch nicht an die Gurgel gesprungen war. Seiner eigenen Aussage zufolge war er es nicht gewohnt, dass man ihm etwas verweigerte. Er bekam, was er wollte. Die Menschen wiesen ihn nicht ab. Nicht, wenn ihnen ihr Leben lieb war.
Bethany stieß einen verloren klingenden Seufzer aus.
»In was hast du dich da verwickeln lassen?«, fragte er sanft.
Sie öffnete die Augen, dann schaute sie ihn mit ernstem, flehentlichem Blick an. »Ich habe mich in
gar
nichts verwickeln lassen.«
Sie sagte das mit solchem Nachdruck, dass er fast überzeugt wirkte. Jace entspannte sich ein winziges bisschen, doch seine Augen sprühten noch immer Funken.
»Sag es mir, Bethany. Und lass dich nicht noch einmal bitten.«
Die Autorität in seiner Stimme brachte ihren Puls zum Rasen. Jace verströmte pure Macht. Mit wild hämmerndem Herzen befeuchtete sie sich mehrmals die Lippen, während sie ihren ganzen Mut zusammennahm, um ihm den Rest zu erzählen.
»Jack hat Schulden.«
Jace’ Augen wurden sofort schmal. »Wie meinst du das?«
Sie räusperte sich. »Er schuldet Leuten Geld. Sie wollen es zurück. Er kann es ihnen nicht geben. Darum haben sie mich bedroht. Sie geben mir eine Woche, um es aufzutreiben.«
Aus Angst vor seiner Reaktion redete sie rasch weiter, ohne ihm die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. Sie sprach so schnell, dass Jace ihr vermutlich kaum folgen konnte, aber das war ihr in diesem Moment egal.
»Ich kann eine solche Summe noch nicht mal in einem ganzen Monat zusammenkratzen, geschweige denn in einer einzigen Woche! Es ist im Augenblick schwierig, Arbeit zu finden. Gelegenheitsjobs sind während der Ferienzeit heiß begehrt. Und mein Erscheinungsbild ist nicht das von jemandem, dem man die besseren Stellen gibt. Die Typen haben mir mein ganzes Bargeld abgeknöpft. Es war alles, was ich hatte, um mir Essen zu kaufen und zu überleben, bis sich der nächste Job auftut. Ich weiß nicht, was ich machen soll, Jace. Ich habe große Angst um Jack.«
Jace starrte sie fassungslos an. »Du hast Angst um Jack«, wiederholte er dumpf.
Bethany nickte.
»Ich glaub’s einfach nicht. Diese Wichser haben
dich
attackiert. Sie haben dich
verletzt
. Sie haben dich
bedroht
, verflucht noch mal! Und du hast Angst um
Jack
.«
»Ja«, flüsterte sie.
Jace stieß einen Schwall derart obszöner Flüche aus, dass sie zusammenzuckte. Er drehte sich um und ließ sie los, als er zur Sofakante vorrutschte und die Hände zwischen den Schenkeln verschränkte.
»Heilige Scheiße«, knurrte er. »Ist dir jemals die Überlegung gekommen, dass du um dich selbst Angst haben solltest?«
Sie musste schlucken, dann nickte sie. »Ja, heute schon.«
Mit einem Ruck wandte er sich ihr wieder zu. Seine Augen blitzten vor Zorn.
»Mich würde allerdings interessieren, woher sie von dir wissen«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme.
Die Frage hatte Bethany sich selbst schon gestellt. Und das zigfach. Sie war ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen, seit die Gangster sie zu Boden gestoßen, ihr Geld gestohlen und sie in die
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