Geheime Lust
besser. Den machte es immer, und daran würde sich auch nie etwas ändern.
Sie holte tief Luft und sprang ins kalte Wasser. Es war besser, die Sache hinter sich zu bringen. So, als würde man ein Pflaster mit einem Ruck entfernen, anstatt es langsam abzuziehen. »Mit achtzehn hatte ich einen furchtbaren Autounfall. Ich lag monatelang im Krankenhaus. Beide Beine waren gebrochen. Es war schrecklich. Ich musste praktisch wieder neu laufen lernen. Eine Therapie folgte auf die andere. Der Schmerz war unerträglich. Ich wurde schmerzmittelabhängig. Anfangs war mein Konsum eine absolut legitime, medizinische Notwendigkeit. Wenn ich die Tabletten nahm, wurde alles besser. Ich hatte keine Schmerzen, und sie gaben mir das nötige Selbstvertrauen, um mich dem Leben zu stellen. Sie ließen alles nicht mehr so schlimm und hoffnungslos aussehen. Ich fing an, sie zu brauchen, nicht so sehr gegen die körperlichen Schmerzen als vielmehr für mein emotionales Gleichgewicht. Als ich sie abzusetzen versuchte, war es die reinste Folter.«
Ein leises Grummeln entschlüpfte Jace’ Lippen, und Bethany blinzelte die Tränen zurück. Natürlich würde er es missbilligen. Vermutlich ekelte ihn ihre Schwäche an. Jace machte auf sie nicht den Eindruck, als wäre er ein Mensch, der jemals irgendetwas oder irgendjemanden brauchte. Er war stark. Sie war das nicht, war es nie gewesen.
»Darum die Anklage wegen Drogenmissbrauchs«, gestand sie. »Mein Arzt wollte mir keine Rezepte mehr ausstellen, aber die Schmerzen und psychischen Effekte waren grauenvoll. Ich kam einfach nicht damit klar. Darum tat ich etwas Dummes und beschaffte sie mir … illegal. Das Absurde daran ist, dass ich sie noch nicht mal einnahm. Ich wurde bei einer Razzia erwischt. Da ich kein Rezept vorweisen konnte, wurde ich wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz festgenommen. Ich kam mit einem blauen Auge davon, trotzdem war es eine harte Lektion. Obwohl ich nur geringfügig bestraft wurde, hat es mir ziemlich viel kaputt gemacht. Es ist schwer, mit einer solchen Vorstrafe einen Job zu finden. Niemand will eine Drogenabhängige einstellen.«
Jace drückte sie an sich, und sie spürte, wie er unter ihr erbebte. Vor Zorn? Sie konnte ihn nicht anschauen, würde es nicht ertragen, die Kritik in seinen Augen zu sehen. Sie hatte sich über die Jahre schon genügend selbst deswegen fertiggemacht und würde das niemandem sonst gestatten.
»Du hast Ash und mich als einen Rückfall bezeichnet. In jener Nacht sagtest du, dass du schon Sex zu dritt hattest. Wo passt das ins Bild?«
Wieder kroch ihr ein Gefühl von Scham über die Schultern, bis sie sie hängen ließ und sich ein niedergeschlagener Zug um ihre Lippen legte.
»Baby«, sagte Jace mit dringlicher Stimme. »Erzähl mir
alles
. Hinterher werden wir nie wieder davon sprechen, es sei denn, du möchtest es. Aber du musst dir diesen Müll von der Seele reden. Er ist Gift für dich. Und solange du nicht realisierst, dass deine Vergangenheit nicht das Geringste für mich ändert, wird sie an dir nagen. Du wirst dir für immer Sorgen machen. Darum lass uns darüber sprechen, danach begraben wir das Thema und schauen in die Zukunft. Einverstanden?«
Ihre Ohren tosten, als sie nickte. Bethany konnte nicht fassen, was er da sagte. Aber er wusste noch nicht alles. Er versuchte, anständig zu sein, doch das würde sich ändern, sobald sie alle Karten auf den Tisch gelegt hätte.
»Während ich versuchte, clean zu werden, machte ich eine wirklich harte Zeit durch, in der ich alle möglichen üblen Dinge ausprobierte, um mit dem Entzug und der psychischen Abhängigkeit von den Drogen fertigzuwerden. Ich benutzte Sex als Zuflucht, bloß hat es nie funktioniert. Es raubte mir nur noch mehr von meiner Selbstachtung. Ich hatte damals wechselnde Partner«, gestand sie bedrückt. »Sex mit zwei Männern gleichzeitig oder mit einem nach dem anderen. Es war mir egal. Ich suchte nur nach einem Mittel, um den Schmerz zu lindern, nach einer vorübergehenden Fluchtmöglichkeit. Ich wollte einfach nur …
geliebt
werden.«
Jace umarmte sie noch fester und drückte sie an seine Brust, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.
»Allerdings war ich nicht so dumm, auf Kondome zu verzichten. Die Typen hatten vermutlich Angst, sich bei mir etwas zu holen. Ich hatte einen gewissen Ruf, Jace«, flüsterte sie. »Und zwar keinen guten.«
Beinahe blieben ihr die Worte im Hals stecken. Sie hasste es, das zuzugeben, es auf diese Weise zu
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