Geheime Lust
Kopf gegen das Polster und schloss die Augen. Sie sollte Jace anrufen. Bestimmt hatte er versucht, sie zu erreichen. Aber sie hatte den dummen Lapsus begangen, ihr Handy hier im Apartment zu vergessen. Sie war so konzentriert darauf gewesen, sich von Kaden und Trevor davonzuschleichen, dass sie es auf der Bar hatte liegen lassen.
Voll Unbehagen an die bevorstehende Schelte denkend, stand sie auf, um es zu holen. Sie musste Jace zumindest eine SMS schreiben und ihm Bescheid geben, dass alles in Ordnung war.
Wieder packte sie das schlechte Gewissen. Jetzt, da sie zurück war, realisierte sie, wie unverantwortlich und selbstsüchtig sie sich verhalten hatte. Jace war ausnahmslos freundlich zu ihr gewesen, und sie hatte noch nicht mal ihr Handy mitgenommen, um ihn wissen zu lassen, dass es ihr gut ging. Vielleicht war es eine unterbewusste Entscheidung gewesen, es zurückzulassen, weil Jace sofort versucht hätte, sie zu erreichen, nachdem Kaden ihn von ihrer Flucht unterrichtet hatte, und sie hätte sich noch schuldiger gefühlt, weil sie seine Anrufe ignorierte.
Bethany fand das Telefon dort, wo sie es hingelegt hatte, nämlich auf der Bar in der Küche. Sie zuckte zusammen, als sie die unzähligen verpassten Anrufe und Textnachrichten entdeckte. Von Jace. Von Kaden. Von Trevor.
Sie schob das Handy weg, weil sie sie nicht ansehen wollte, trotzdem musste sie Jace wissen lassen, dass es ihr gut ging.
Seufzend streckte sie wieder die Hand danach aus, als im selben Moment die Tür aufflog und Kaden und Trevor in das Apartment stürmten. Erschrocken ließ Bethany das Telefon fallen und wich hastig zurück, ehe sie vollständig registrierte, wer die Eindringlinge waren.
»Gott sei Dank«, stieß Kaden hervor. »Geht es Ihnen gut? Sind Sie verletzt?«
Schockiert über die Mienen der beiden schüttelte Bethany stumm den Kopf. Ohne ein weiteres Wort zog Kaden sein Handy hervor.
»Mr Crestwell? Ja, ich habe sie. Sie ist wieder in ihrer Wohnung. Es scheint ihr nichts zu fehlen. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, ihr Fragen zu stellen, sondern wollte Ihnen sofort Bescheid geben. Okay. Bis gleich.«
Kaden klappte das Handy zu, dann musterte er Bethany mit aufgebrachtem Blick. Trevor stand mit vor der Brust gekreuzten Armen hinter ihm, auch sein Gesicht drückte erbitterten Zorn aus.
Kaden kam mit langsamen Schritten auf sie zu, bis sich die Küche klein und erdrückend anfühlte.
»Dürfte ich bitte erfahren, welcher Teufel Sie heute geritten hat?«, blaffte er.
»Ich …«
Er hob die Hand, offenbar war er noch nicht fertig.
»Trevor und ich waren außer uns vor Sorge. Mr Crestwell stand kurz vor einem Herzinfarkt. Er hat uns engagiert, damit wir Ihre Sicherheit gewährleisten. Möchten Sie uns vielleicht erklären, wie wir das bewerkstelligen sollen, wenn Sie eine Nummer wie die heutige abziehen?«
»Es tut mir leid«, sagte Bethany kleinlaut.
Tränen brannten in ihren Augen, aber sie blinzelte hastig dagegen an, entschlossen, nicht vor diesen beiden Männern zusammenzubrechen.
»Es tut Ihnen leid.« Er atmete hörbar aus. »Sie hätten vergewaltigt, ermordet, grauenvoll verletzt werden können. Suchen Sie es sich aus. Und Sie sagen, es tue Ihnen
leid
. Herrgott.«
Alle Farbe wich aus Bethanys Gesicht. Sie setzte gerade dazu an, ihnen zu erklären, dass ihr keine Gefahr gedroht hatte, als ein weiteres Mal die Tür aufging und Jace mit versteinerter Miene eintrat. Er sah kalt und verschlossen aus.
Er warf nur einen kurzen Blick in ihre Richtung, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Kaden und Trevor richtete.
»Vielen Dank. Sie beide können jetzt gehen. Ich übernehme ab hier.«
»Sollen wir uns morgen früh zum Dienst zurückmelden?«, fragte Kaden.
Jace zögerte einen langen Moment. »Ich werde Ihnen Bescheid geben.«
Bethany konnte kaum atmen, so sehr schnürte ihr die Panik die Kehle zu. Das war’s. Jace würde sie rauswerfen. Die Sache zwischen ihnen war vorbei. Er war völlig außer sich. Aber dann sollte es eben so sein. Denn je länger sie in dieser Fantasiewelt lebte, desto schlimmer würde es hinterher sein. Besser, es jetzt zu beenden, bevor sie vergaß, wie ihr echtes Leben aussah.
Kaden und Trevor verließen das Apartment, nachdem sie ihr bedeutungsvolle Blicke zugeworfen hatten. Beide besagten dasselbe: hirnverbrannte Idiotin.
Bethany presste die Lippen zusammen, damit sie nicht zitterten. Sie würde nicht losheulen, sondern sich dieser Sache mit so viel Würde stellen, wie sie aufbringen
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