Geheime Lust
Traurigkeit.
»Treibt ihr ein Spiel mit mir, Bethany?«, fragte er mit gefährlich tiefer Stimme. »Versucht ihr, mich reinzulegen, du und Jack? Hast du ihm das Geld gegeben, das ich dir dagelassen hatte?«
Sie wurde leichenblass. Das blanke Entsetzen und der tiefe Abscheu, die sich auf ihrem Gesicht ausbreiteten, waren derart offenkundig, dass Jace noch im selben Moment erkannte, wie entsetzlich falsch es gewesen war, ihr so etwas zu unterstellen, auch wenn er es selbst nie recht geglaubt hatte. Es war einfach aus ihm herausgesprudelt, ein Produkt seiner Angst, seiner Wut und Frustration. Er hatte das Bedürfnis gehabt, sie zu verletzen, damit sie für einen Augenblick das fühlte, was
er
fühlte. Er bereute es aus tiefster Seele, als er beobachtete, wie sie mit ihrem blassen Gesicht in sich zusammensackte, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.
Dann stand sie auf wackligen Knien schwankend auf. Fast wäre sie hingefallen, aber als Jace zu ihr sprang, um sie aufzufangen, wich sie mit völlig blutleerem Gesicht vor ihm zurück. Ihre Miene machte ihm Angst. Mehr noch als ihr Verschwinden. Mehr noch als die Vorstellung, dass sie ein schmutziges Spiel mit ihm treiben könnte.
Der Blick ihrer Augen war verloren und zutiefst verletzt, so gequält, dass Jace sich fragte, ob sie sich je davon erholen würde.
Mit dem schwankenden Gang einer wesentlich älteren Frau steuerte sie mit gesenktem Kinn in Richtung Küche. Ihre Schultern waren eingezogen wie bei einem geprügelten Hund, und sie hatte die Arme um ihre Mitte geschlungen, als wollte sie sich vor einem Schlag in die Magengrube schützen.
Jace beobachtete mit wachsender Furcht, wie Bethany in einer der Küchenschubladen herumkramte. Einen Moment später zog sie einen vertrauten Umschlag heraus. Er stammte von der Bank, bei der er die Abhebung getätigt hatte. Darin befanden sich mehrere Tausend Dollar in bar, das meiste davon Zwanziger. Er war prallvoll gewesen, und das war er noch immer.
Bethany brachte ihn zu ihm, mied jedoch seinen Blick. Als sie ihm den Umschlag reichte, zitterte ihre Hand so heftig, dass Jace seine darum legte, um sie zu beruhigen. Sie versuchte, sie ihm zu entziehen, aber er verstärkte seinen Griff und hielt sie fest, aus Angst, dass wenn er sie losließe, er sie niemals zurückbekäme.
»Ich habe hundert Dollar verbraucht«, wisperte sie. »Bitte entschuldige. Ich bin mit dem Taxi ins Zentrum gefahren, weil ich Zeit sparen wollte. Ich hatte nicht vor, lange wegzubleiben, weil ich wusste, dass du dir Sorgen machen würdest. Darum habe ich mir für den Hin- und Rückweg ein Taxi genommen. Ich habe Trinkgeld gegeben. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen, aber ich weiß, wie es ist, wenn man knapp bei Kasse ist, und Taxifahrer bekommen nicht immer gutes Trinkgeld.«
»Ach, Baby«, seufzte er.
Er zog sie an sich, aber sie blieb stocksteif in seinen Armen.
»Baby«, murmelte er wieder. »Sag mir, warum du gegangen bist. Sag mir, warum du nicht mit mir darüber sprechen konntest.«
Bei diesen Worten machte Jace mehrere Schritte nach hinten und nahm Bethany mit sich. Er ließ sich auf die Couch fallen und zog an ihr, bis sie auf seinen Schoß sank. Er legte beide Arme um sie, damit sie nicht fliehen konnte, aber ihrem Gesichtsausdruck nach hatte er noch einen langen Weg vor sich, ehe sie freiwillig bleiben würde.
»Ich musste ihn warnen, sich in Acht zu nehmen«, flüsterte sie. »Ich wollte nicht, dass diese Männer ihm etwas antun, und ich wusste, dass er das Geld nicht zurückzahlen kann. Außerdem musste ich ihm das mit … uns erzählen. Ich bin einfach von der Bildfläche verschwunden und wollte nicht, dass er denkt, ich sei tot oder hätte ihn ohne ein Wort verlassen.«
Jace wusste, dass die Schulden bezahlt worden waren, allerdings ahnte Bethany nichts davon. Aber jetzt war er ernsthaft neugierig, warum sie das Bargeld, das er ihr gegeben hatte, dagelassen hatte.
»Es war genug in diesem Umschlag, um Jacks Schulden zu begleichen«, sagte er ruhig.
Ihre Stimme war kaum vernehmbar. »Ja, ich weiß.«
»Warum hast du es ihm nicht mitgebracht?«
Sie versteifte sich an seinem Körper, aber als er nichts mehr sagte, ließ sie die Schultern hängen und sah ihn an. Tiefe Enttäuschung brannte in ihren Augen.
»So etwas würde ich niemals tun. Es war nicht mein Geld. Ich würde es nicht von dir nehmen, um Jacks Schulden zu bezahlen. Er hat sich selbst in diese Situation gebracht. Wäre es mein Geld, würde er
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